Junge Menschen sagen, warum es für sie wichtig ist, zur Wahl zu gehen

„Junge Menschen werden von der Politik oft missachtet, bei Wahlen haben wir aber die Möglichkeit, direkt mitzubestimmen. Das darf man nicht auslassen.“
Am Sonntag (9. Oktober) entscheiden genau 6.363.479 Menschen über das höchste politische Amt des Landes, die Bundespräsidentschaft. Zumindest haben laut des Innenministeriums so viele Menschen die Möglichkeit, ihre Stimme zu der Präsidentenwahl abzugeben. 1,4 Millionen Menschen, die in Österreich leben und vom Alter her wahlberechtigt wären, bleibt nur die „Pass Egal Wahl“ als Alternative. Nicht umsonst mobilisiert Alexander Van der Bellen - in seiner Rolle als Bundespräsident und nicht Kandidat - via Social Media: „Ich ersuche Sie als Bundespräsident: Gehen Sie am Sonntag bitte jedenfalls wählen.“
Der Aufruf von Bundespräsident Van der Bellen ist nicht reines Wahlkämpfen. Bei der letzten Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 lag die Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang bei 68,5 Prozent. Das war zwar ein deutliches Plus gegenüber 2010 (53,6 Prozent), nichtsdestotrotz entschieden sich vor sechs Jahren nicht einmal zwei Drittel der wahlberechtigten Österreicherinnen und Österreicher, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. BuzzFeed Austria hat neun junge Wahlberechtigte gefragt, warum es für sie so wichtig ist, wählen zu gehen.
1. „Bei einer Wahl liegt es ausnahmsweise in meiner Hand“
„Ich will, dass meine Meinung repräsentiert wird, also wähle ich. Gerade als (junge) Frau hat man ohnehin oft genug das Gefühl, nicht gehört oder mangelhaft repräsentiert zu werden. Bei einer Wahl aber liegt es ausnahmsweise in meiner Hand - und meine Stimme wiegt genauso schwer wie jede andere. Ich glaube, ich würde mich sogar ein bisschen genieren, wenn ich nicht von meinem Wahlrecht Gebrauch machen würde.“ —Miriam (27 Jahre)
2. „Wählen ist easy und wichtig“
„Wählen finde ich wichtig, weil es die einfachste Art ist, mitzubestimmen. Der Aufwand ist echt beschränkt, und dennoch ist es auch ein Zeichen. Klar, die perfekte Partei oder die perfekten Kandidat:innen gibt es nicht - aber jede:r findet solche, deren Positionen besser passen als die der anderen. Wählen ist easy und wichtig - sogar die Rückgabe eines Zalando-Pakets ist aufwändiger. Und wenn junge Menschen nicht wählen gehen, entscheiden sowieso die alten. Ganz ehrlich: Wer nicht wählen geht, darf sich dann auch nicht beschweren.“ —Fabian (24)

3. „Ich versuche jene zu wählen, die sich auch für Minderheiten einsetzen“
„Ich gehe wählen, einerseits um etwas zum Besseren wenden zu können und andererseits, weil genug Menschen in Österreich unfairerweise nicht wahlberechtigt sind, obwohl sie seit Jahrzehnten hier leben. Daher versuche ich jene Parteien und Vertreter:innen zu wählen, die sich auch für Minderheiten bzw. Menschen ohne österreichischen Pass einsetzen und sie nicht im Vorhinein ausgrenzen.“ —Lisa (26)
4. „In letzter Zeit fühle ich mich oft ratlos“
„In letzter Zeit fühle ich mich oft ratlos. Corona, der Krieg in der Ukraine und eine Regierung, der Aussehen und Rhetorik wichtiger sind als Inhalte und die Verfassung. Vieles passiert vor meinen Augen und beeinflusst meinen Alltag, aber ich bin wehrlos. Der Bundespräsident ist das nicht, er hat eine Stimme. Ich will, dass diese Stimme vernünftig und weltoffen ist, darum gehe ich wählen. Mehr kann ich nicht tun.“ —Philipp (28)
5. „Wir müssen die Chance nutzen, mitbestimmen zu können, wer uns repräsentiert“
„Warum ich am Sonntag wähle? Ganz einfach: Weil ich’s kann. Das sollte Grund genug sein. Vor allem in Zeiten, in denen in Teilen Europas schwindlige Abstimmungen durchgeführt werden und ein Diktator nicht davor zurückschreckt, seinen Einfluss noch weiter auszubreiten, müssen wir von unserem Wahlrecht Gebrauch machen. Wenn jetzt jemand sagt, dass das Amt des Bundespräsidenten nichts bringt, dann erinnere ich an die Regierungskrise 2019. Natürlich ist es ein repräsentatives Amt, aber wir als Bürger:innen müssen die Chance nutzen, mitbestimmen zu können, wer uns repräsentiert.“—Roja (25)

6. „Es ist falsch, zu denken, bei der Präsidentenwahl würde es um wenig gehen“
„Junge Menschen werden von der Politik oft missachtet und nicht gehört, bei Wahlen haben zumindest alle mit österreichischer Staatsbürgerschaft die Möglichkeit, direkt mitzubestimmen. Das darf man nicht auslassen. Und vor allem: Es ist falsch, zu denken, bei der Präsidentenwahl würde es um wenig gehen. Der Bundespräsident ist das höchste politische Amt im Staat, es ist deshalb wichtig, wählen zu gehen - egal, ob aus Unterstützung für Van der Bellen oder aus Protest und Unzufriedenheit gegen ihn.“ —Mati (18)
7. „Es ist wichtig, Verantwortung für die eigene Zukunft zu übernehmen“
„Ich gehe wählen, weil es in schwierigen Zeiten wie diesen wichtig ist, ein Zeichen zu setzen, für Dinge einzustehen und Verantwortung für die eigene Zukunft zu übernehmen. Für mich ist es wichtig, mein Privileg, wählen gehen zu können, zu nutzen, um marginalisierte Gruppen, die selbst nicht wählen können, zu unterstützen und für uns alle eine bessere Zukunft mitzugestalten. Wählen ist aktives partizipieren.“ —Lina (28)

8. „Ich bin sehr dankbar für das Recht, mitbestimmen zu dürfen“
„Für mich ist es das höchste Gut einer Gesellschaft, die Entwicklung und Gestaltung in Form von gewählten Repräsentanten mitzubeeinflussen. Was für uns selbstverständlich erscheint, ist in vielen Ländern weltweit leider nicht der Fall. Daher bin ich sehr dankbar für das Recht, mitbestimmen zu dürfen. Gleichermaßen ‚verpflichtet‘ dieses Recht uns alle, sich zu informieren und eine Meinung zu bilden, was für einen selbst die richtige Wahl ist und welche Werte und Ideen man repräsentiert bzw. umgesetzt haben möchte. Also kann ich nur sagen: Bitte geht wählen.“ —Alexander (26)
9. „Besonders das Wahlrecht für Frauen ist hart erkämpft“
„Wählen gehen ist so wenig Aufwand, da gilt keine Ausrede. In Anbetracht der Tatsache, wie hart erkämpft unser Wahlrecht besonders von und für Frauen ist, betrachte ich es einfach als lächerlich, wenn unsereins nicht hingeht. Gilt das auch für die Bundespräsidentenwahl? Ja, denn der Bundespräsident ist ein Rädchen, das sich in der österreichischen Demokratiewerkstatt dreht Er sichert uns das Gleichgewicht der politischen Mächte. Es ist mir also eine Ehre an diesem Sonntag, mein Kreuzerl zu setzen, denn wir Bürger:innen sind es, mit denen die Demokratie Österreichs tagtäglich funktioniert.“ —Julia (29)
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