„Na Mausi, kommst mit?“: Was ich darauf und auf andere Catcalls gerne antworten würde

Seit Anfang 2020 gehe ich oft alleine spazieren. Bei etwa der Hälfte dieser Spaziergänge bin ich bisher blöd angemacht worden. Zurück geredet habe ich aber nie. Dabei wüsste ich genau, wie ich auf den nächsten Catcall antworte. Here are my 2Cents:
Corona ist Lockdown-Zeit, meistens für alle. Lockdown-Zeit ist Spaziergang-Zeit, für die meisten. Spaziergang-Zeit ist Deppad-angemacht-werden-Zeit, vor allem für Frauen.
Vienna Catcalling
Wir Bewohner:innen von Wien können uns ganz schön glücklich schätzen. Im Vergleich zu anderen Großstädten ist die Hauptstadt extrem sicher, auch für Frauen. Das lässt sich auf ganz Österreich ausweiten. Die Arbeitsgruppe „Gemeinsam.Sicher mit Frauen“ hat 2018 Frauen und Mädchen gefragt, wie sicher sie sich hierzulande fühlen. 85 Prozent der Befragten gaben an, sich „sicher“ oder „eher sicher“ zu fühlen. Seither ist aber viel passiert. Corona beschert uns immer mal wieder einen Lockdown und damit einhergehend leere Straßen. In den Medien liest man nahezu wöchentlich von einem Femizid (Frauenmord). Die meisten der Opfer wurden von einem ihnen nahestehenden Mann, wie etwa ihrem Ex-Partner oder Ehemann ermordet.
Doch Gewalt gegen Frauen beginnt nicht erst bei Mord oder bei Schlägen. Sie kann auch viel subtiler angewendet werden, und nicht immer muss sie von jamenden kommen, den man kennt.
„Glaubst, du bist was besseres?“
Catcalling, auch bekannt als Hinterherrufen oder schlicht sexuelle Belästigung ist trotz aller feministischen Errungenschaften in den letzten Jahrzehnten irgendwie noch immer nicht aus unserer Gesellschaft herauszukriegen. Auf Instagram sammelt der Account „catcallsof.vie“ Erfahrungen von Frauen in Wien. Accounts aus New York, Graz, Stuttgart, Berlin oder Melbourne tun das Gleiche.
Ich persönlich bin beispielsweise beim Schwedenplatz gefragt worden, wie viel ich denn koste. „Na Mausi, kommst mit?“, wurde ich am menschenleeren Stephansplatz im ersten Lockdown gefragt. Gesagt habe ich bisher nie etwas, weil ich mich auch nie sicher genug gefühlt habe. Doch schon mein Schweigen ging den meisten gegen den Strich. „Glaubst, du bist was Besseres?“: Diese Frage kennt wahrscheinlich fast jede Frau. Was ich eigentlich gerne sagen würde, ist Folgendes:
„Wer gibt dir das Recht, mich so anzusprechen und mein Sicherheitsgefühl zu verringern?
Egal wie abstrakt der Catcall ist, ich glaube jede Frau kann bestätigen, dass sie sich dadurch nicht nur belästigt fühlt, sondern auch gefährdet.
„Ist dir eigentlich klar, dass du mich gerade sexuell belästigst?
Nein, ein Catcall ist kein Kompliment. Es ist sexuelle Belästigung. Und auch, wenn verbale sexuelle Belästigung oder auch nonverbale ohne Körperkontakt wie etwa anzügliche Gesten in Österreich nicht unter Strafe stehen, hat niemand das Recht jemanden derart zu belästigen.
„Stell dir vor, du gehst alleine die Straße entlang und jemand droht dir indirekt damit, deine persönliche Freiheit einzuschränken!“
Manche Männer können sich aufgrund der gegebenen, festgefahrenen Machtstrukturen und Rollenbilder wohl nie ganz in die Situation einer sexuell belästigten Frau hineinversetzen. Aber keiner möchte seine persönliche Freiheit bedroht sehen und viele Catcalls lösen in den Opfern nichts anderes aus. Übrigens: eine tatsächliche gefährliche Drohung ist in Österreich strafbar.
„Was läuft eigentlich falsch in deinem Leben, dass du deinen Penis einer fremden Frau aufdrängen willst?“
Egal ob Catcall oder Dickpic. Das würde mich wirklich interessieren. Eine richtige Antwort werde ich darauf aber ohnehin nicht bekommen.
„Ja, ich glaube, ich bin was besseres“
Meine Antwort auf die Frage „Glaubst, du bist was besseres“, lautet eigentlich immer „Ja“. Ich habe zumindest noch niemanden sexuell belästigt oder bedroht.
„Halt doch bitte einfach die Goschen“
Weil es manchmal einfach gesagt werden muss. Auch, wenn es nichts bringt.
Gewalt beginnt nicht erst bei Schlägen. Sie kann auch in psychischer, emotionaler oder wirtschaftlicher Form passieren. Wer von Gewalt betroffen ist oder sich nicht sicher fühlt, kann sich an folgende Stellen wenden:
Frauenhelpline: 0800 222 555
Männer-Notruf: 0800 246 247
Telefonseelsorge: 142