Ich leide seit 10 Jahren unter Depressionen und hier sind 17 Sprüche, die ich nicht mehr hören kann

Manchmal ist es OKAY einfach gar nichts zu sagen.
Im letzten Jahrzehnt ist es um EINIGES akzeptierter geworden, über psychische Krankheiten zu reden, trotzdem ist es noch immer viel zu stark stigmatisiert. Und seien wir mal ehrlich ... Die Leute sagen immer noch eine Menge dummes Zeug darüber.
Als jemand, der schon so ziemlich alles Mögliche zu diesem Thema gehört hat, möchte ich hier nur ein paar Dinge nennen, die ich nicht mehr hören kann.
Etwas Kontext: Ich leide seit etwa einem Jahrzehnt an Depressionen und noch länger an Angstzuständen - ich glaube, ich war etwa 19, als ich die offizielle Diagnose erhielt (ich bin jetzt 26). Seitdem habe ich Medikamente genommen und war immer wieder in Therapie.
1. „Morgen gehts dir besser.“
Das ist eine Aussage, die ich mittlerweile zum Glück nicht mehr allzu oft höre. Früher dafür umso häufiger. Depressionen gehen nicht von heute auf morgen weg und selbst wenn es am nächsten Tag besser wird, hilft diese Aussage einem in dem Moment nicht wirklich weiter.
2. Oder ähnlich: „Du fühlst dich bestimmt besser, wenn du nur mal rausgehst!“
Das ist eine so schwierige Aussage. Ich weiß, dass die Leute es nur gut meinen. Es kann auch wirklich ein guter Ratschlag sein, Menschen zu ermutigen, aus dem Haus zu gehen. Aber ich habe schon oft erlebt, dass ich einfach nur mit Freund:innen zusammensitzen wollte und sie haben immer wieder versucht, mich zu überreden, etwas trinken, essen oder einkaufen zu gehen.
3. Das mag jetzt einige verwundern, aber... „Was ist los?“ oder „Was ist passiert?“
Natürlich ist es in Ordnung mal sowas zu fragen, aber ich hatte schon Leute, die mich sehr bedrängt haben, nachdem ich ihnen gesagt hatte, dass ich depressiv bin. Sie waren frustriert, wenn ich ihnen nicht sagen konnte, was los ist, außer: „Ich bin depressiv.“ Manchmal gibt es nicht mehr als das - und außerdem kann es bei Depressionen schwierig sein, klar zu denken oder sich gut zu artikulieren, zumindest bei mir.
Manchmal schlägt die Depression einfach zu. Und obwohl alle meine Bewältigungsmechanismen gut funktionieren, gibt es dennoch schwierige Tage. Es gibt nichts, woran ich wirklich arbeiten kann, damit es mir besser geht. Wenn ich dann sehe, wie sich Freunde bemühen, zu mir durchzudringen und etwas zu finden, das ich „in Ordnung bringen“ kann, ist das hart. Sie ärgern sich dann nämlich, wenn sie nichts finden können und ich fühle mich schuldig. Das ist ein echter Teufelskreis. Natürlich weiß ich, dass die Leute es nur gut meinen, aber es kann wirklich frustrierend sein, wenn man das Gefühl hat, dass sie versuchen, etwas zu reparieren, das einfach ein Teil von einem selbst ist. Bietet stattdessen an, zuzuhören oder einfach nur mit ihnen zusammenzusitzen und Filme zu schauen oder etwas anderes zu tun, das wenig Aufwand bedeutet! Es ist auch immer gut zu fragen, was die Person in diesem Moment braucht, anstatt sie zu drängen, sich besser zu fühlen.
4. „Was ist mit dir passiert?“
Bitte niemals jemanden darum, sein Trauma erneut zu durchleben - und außerdem ist es durchaus möglich und sogar üblich, eine psychische Krankheit zu haben, ohne ein Trauma erlebt zu haben.
5. Jegliche Art von unaufgeforderten Ratschlägen, vor allem aber: „Du musst einfach mehr trainieren“ oder „du musst dich besser ernähren“.
Diäten und Sport können zur Besserung beitragen, aber das ist eine Sache zwischen der betroffenen Person und ihrer Ärzt:in. Bitte gib niemandem unaufgefordert Ratschläge zu den Themen Sport oder Ernährung, egal ob er/sie psychisch krank ist oder nicht.
6. Vor allem in Verbindung mit Aussagen wie „bei meinem Cousin hat es funktioniert“ oder ähnlichem.
JEDE:R IST ANDERS.
7. Frag nicht, ob sie dich (oder schlimmer eine Freund:in/ein Familienmitglied) diagnostizieren können.
Wenn die betroffene Person stabil und eine enge Freund:in ist, ist es wahrscheinlich in Ordnung zu sagen: „Hey, ich glaube, ich könnte depressiv sein; klingen diese Symptome wie deine?“ Aber nur weil jemand eine psychische Krankheit hat, heißt das nicht, dass er/sie eine Ärzt:in ist. Es ist besser, solche Diagnosen den Fachleuten zu überlassen.
8. „Warum bist du in Therapie?“
Zunächst einmal denke ich, dass die meisten Menschen von einer Therapie profitieren könnten. Man muss definitiv nicht an einer psychischen Krankheit leiden, um eine Therapie zu machen! Und selbst wenn man eine hat ... nun, das geht wirklich niemanden etwas an, es sei denn, man möchte es mitteilen.
9. „Wenn es dir besser geht, warum bist du dann noch in Therapie?“
Man muss sich nicht aktiv in einer Krise befinden, um eine Therapie zu machen. Sie ist gut geeignet, um Bewältigungsmechanismen aufrechtzuerhalten und einfach ein Ort, an dem man ohne Vorurteile über Dinge sprechen kann.
10. „Redest du auch mal über mich?”
Es geht nicht um dich! Außerdem ist das, worüber wir in der Therapie sprechen, privat.
11. Die Frage, ob man durch Medikamente ein anderer Mensch wird.
Nein!!! Wenn man die richtigen Medikamente nimmt, macht es einen vielmehr wieder mehr zu einem selbst. Wenn du der Person wirklich nahe stehst und ihr gegenüber aufgeschlossen bist, ist die Frage in Ordnung, aber in der Regel sollte man das nicht fragen.
12. „Wirst du verrückt, wenn du deine Medikamente nicht mehr nimmst?“
Bitte misch dich niemals in die Angelegenheiten anderer Leute ein. Vor allem, wenn es um Medikamente geht. Das ist ziemlich abwertend.
13. „Möchtest du nicht lieber keine Chemikalien einnehmen?“
OK, Karen. Hast du jemals in deinem Leben Medikamente eingenommen? Das gibt Anti-Impfen-Vibes.
14. „Aber du willst sie doch nicht für immer nehmen.“
Manche Menschen brauchen nur für kurze Zeit Medikamente und manche nehmen sie für immer. Was ist daran falsch? Wenn du Diabetiker:in wärst, würdest du ewig Insulin nehmen. Das ist wirklich nichts Sonderbares.
15. „Wenn es dir besser geht, warum nimmst du sie dann noch?“
Ich fühle mich besser, WEIL ich Medikamente nehme. Wenn ich sie nicht mehr nehmen würde, würde ich mich vielleicht nicht mehr so gut fühlen. Das ist nur gesunder Menschenverstand.
16. Sich darüber beschweren, dass alle zu viele Medikamente und „Glückspillen“ nehmen.
Erstens: Nenn es niemals „Glückspillen“.
Zweitens: Wenn du dich darüber beschweren möchtest, dass die Gesellschaft zu viele Medikamente benutzt, nur zu (aber vielleicht sollte diese Debatte nicht unbedingt mit psychisch Kranken geführt werden). Abfällige Äußerungen darüber, dass heutzutage jede:r immer gleich Medikamente einnimmt, können das Gefühl vermitteln, dass es schlecht ist, Medikamente zu nehmen. Denk immer daran, dass du vielleicht nicht weißt, dass dein Freund oder deine Freundin eine psychische Krankheit hat oder eine Behandlung in Erwägung zieht.
17. Und zum Schluss: Kommentare über die psychische Gesundheit von Prominenten.
Ich habe einmal einen tollen Tweet gesehen, der in etwa so ging: „Meghan Markle wird deine Tweets, in denen du ihre Selbstmordgedanken anzweifelst, nicht sehen, aber deine Freund:innen, die selbstmordgefährdet sind schon.“ Vielen Menschen ist es unangenehm von ihren Problemen mit der psychischen Gesundheit zu erzählen. Wenn du also Aussagen zu der psychischen Gesundheit von Prominenten triffst, könnte das als Hinweis für Personen in deiner Umgebung dienen, was du über psychische Krankheiten denkst … Im Grunde genommen lässt es sie also sofort wissen, dass du keine Person bist, mit der man über solche Dinge reden kann. Es fühlt sich an, wie ein direkter Kommentar an die Personen um dich herum, wenn du über Promis wie Meghan Markle oder Demi Lovato schimpfst. Also lass es einfach sein!!
An andere mit Depressionen: Welche Aussagen/Annahmen stören dich am meisten über psychische Erkrankungen? Lass es uns in den Kommentaren wissen!
Dieser Post wurde übersetzt von einem Post von Hannah Marder.