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Ich bin Millennial, finde die GenZ aber viel cooler

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Von: Emily Erhold

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Bildmontage: Kristen Bell und Kylie Jenner
Millennials oder GenZ? Seitenscheitel oder doch lieber Mittelscheitel? © Everett Collection/Mauersberger/Imago7BuzzFeed Austria

Generationenkonflikte gab es immer schon. Der ewige Kampf zwischen Millennials und GenZ ausgetragen auf dem Schlachtfeld von Social Media nervt aber gewaltig.

Vor allem, wenn man nicht weiß, auf welcher Seite man steht. So wie ich! 1994 geboren, bin ich gerade noch ein Millennial. Trotzdem kann ich mich viel besser mit den Werten der GenZ identifizieren.

Ich bin ein Millennial

Ich weiß heute noch, wie ich mich als Neunjährige gefühlt habe, als ich mein erstes, eigenes Handy bekam. Das alte Gerät von meinem Bruder lag in der Hand wie ein Ziegelstein, hatte keine Kamera und auch keinen Farbdisplay. Funktioniert hat es auch nur noch mittelmäßig. Ich habe mich jedenfalls gefühlt, als wäre ich die Königin der Welt. Für meine Eltern war das Siemens-Handy eine Möglichkeit, mich zu erreichen, wenn ich mit meinen Freund:innen statt am Spielplatz am nahe gelegenen Feld unterwegs war. Für mich war es ein Portal in eine neue Welt, das mir unendliche Möglichkeiten bieten würde - im Rahmen des 12 Euro Guthabens, das mir meine Eltern auf meine SIM-Karte geladen hatten, versteht sich.

Technologie war für mich kein Geburtsrecht. Das Internet schon gar nicht. MSN Messenger war zu Beginn meiner Zeit am Gymnasium der Mittelpunkt meines Lebens. Als ich mein Facebook-Konto eröffnete, war ich schon ein Teenager - nicht gerade die beste Zeit, um mit nur einem Klick dem ganzen Internet meine geistigen Ergüsse offenbaren zu können. Kurz gesagt: Ja, ich bin ein Millennial. Und ich habe mich eigentlich immer als Millennial gesehen. Bis dann plötzlich die GenZ kam, die ich eigentlich viel cooler finde.

Ich bin so schnell alt geworden, dass ich gar nicht schauen konnte

Wie es eben so ist, wird jede Generation irgendwann von der nächsten eingeholt. Die Generation X folgte den Baby-Boomern. Die Millennials folgten der Generation X. Die GenZ folgte den Millennials. Dass die Jüngeren den Älteren so einiges vorwerfen, ist normal. Wer führt zu Weihnachten nicht gerne Grundsatzdiskussionen mit seinen Eltern? Durch Social Media bekommen diese Generationenkonflikte aber eine ganz neue Ebene. Das find ich nicht einmal so schlecht. Auch ich habe mich 2019 dem von der GenZ auf TikTok initiierten kollektiven Generationenmobbing gegen die Alten angeschlossen und sage auch heute noch „Ok Boomer“, wenn jemand nicht aufgeklärt genug ist.

Blöd nur, dass ich als Millennial mittlerweile auch einen langen Bart habe. Ich bin so schnell alt geworden, dass ich gar nicht schauen konnte. Und das, obwohl ich erst 27 bin. Gerade noch fühlte ich mich super jung, aufgeklärt und am Anfang meiner Karriere. Jetzt sitze ich bei WG-Partys mit 20- bis 24-Jährigen zusammen und fühle mich wie eine alte Oma, die sich über die peinlichen Anglizismen ihrer Enkelkinder aufregt. Dabei liegen zwischen mir und den ältesten Zoomern (so nennen englischsprachige Medien die Vertreter:innen der GenZ mittlerweile und das finde ich ziemlich lustig), je nach Rechnung vielleicht ein bis zwei Jahre.

Ich weiß nicht, wo ich hingehöre

Als ich Anfang 20 war, hing ich mit wesentlich älteren Leuten ab und hatte nie das Gefühl, dass mich eine imaginäre Schlucht von ihnen trennt. Wenn ich jetzt mit Zoomern unterwegs bin, ist das anders. Immerhin trennt mich auch die Gesellschaft von ihnen, in dem sie uns strikt diesen Generationen zuteilt. Dabei fühle ich mich mit meinen Werten eigentlich eher der GenZ angehörig als den Work-Life-Balance predigenden, Start-Up in den Sand setzenden, jeden Furz meiner Tochter auf Facebook teilenden, egozentrischen Millennials. So zumindest fassen unzählige Memes, Reels und Jokes auf Social Media die Generation Y zusammen.

Die GenZ sieht sich, glaubt man TikTok, Insta und Co., hingegen als kleiner Teil eines großen Ganzen. Die großen Baustellen unserer Gesellschaft wie die Klimakrise, Sexismus und soziale Gerechtigkeit werden von ihnen nicht nur kritisiert, sondern aktiv bekämpft. Das zeigt sich in ihren jungen Vertreter:innen wie Amanda Gorman oder Greta Thunberg. Damit kann ich viel mehr anfangen als mit Selbst-Optimierung und 90s-Nostalgie. Aber so geht es wohl vielen Millennials. Immerhin wird ihnen mit dieser strikten Grenzziehung auch ziemlich Unrecht getan.

So viel Unterschied gibt es zwischen jungen Millennials und der GenZ nämlich gar nicht, auch wenn das ewige Hin und Her auf Social Media etwas anderes vermuten lässt. Immerhin waren sich Vertreter:innen beider Seiten nicht zu schade, ewig lange über Skinny Jeans und Seitenscheitel zu diskutieren. Zum Glück habe ich letztens erfahren, dass ich nicht alleine bin mit meiner Identitäts- beziehungsweise Generationenkrise. Menschen, die an der Grenze zum Generationenwechsel geboren sind, nennt man inoffiziell auch Zillennials. Vielleicht gründe ich demnächst eine Selbsthilfegruppe für diese Hybrid-Menschen.

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