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Warum Bundespräsident Van der Bellen die TV-Duelle mit seinen Kontrahenten nicht meiden sollte

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Von: Johannes Pressler

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Fotomontage von links Alexander Van der Bellen und rechts Walter Rosenkranz, beide sprechen auf Pressekonferenzen. In der Mitte ein schwarzer Kreis mit der Inschrift „2CENTS“.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links) sollte auf die TV-Duelle mit Walter Rosenkranz & Co. nicht verzichten. © Helmut Fohringer/Herbert Pfarrhofer/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Bundespräsident Van der Bellen will im anstehenden Wahlkampf auf TV-Duelle verzichten. Das ist keine gute Idee und beinahe schon unsportlich. Meine 2Cents:

Am 9. Oktober steht die Bundespräsidentenwahl an. Nach der Bekanntgabe der FPÖ vor wenigen Tagen, Walter Rosenkranz in das Rennen um das höchste politische Amt des Landes zu schicken, scheint das Kandidatenfeld so gut wie festzustehen. Dem anstehenden Wahlkampf und alles, was dazu gehört, scheint also nicht mehr viel im Weg zu stehen. Bis auf eine Sache. Wie es derzeit aussieht, wird Bundespräsident Alexander Van der Bellen nämlich auf TV-Duelle mit den anderen Kandidaten verzichten. Damit wäre er nicht mal der erste Bundespräsident, der diesen Weg wählt.

Hofburg-Wahl: TV-Duelle ohne Van der Bellen

Dieselbe Situation gab es bereits 2010. Damals stellte sich Heinz Fischer (SPÖ) der Wiederwahl zum Bundespräsidenten und verzichtete dabei auf Fernsehkonfrontationen mit Barbara Rosenkranz (FPÖ) und Rudolf Gehring, dem Kandidat der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ). Das Ergebnis gab Fischer recht, mit fast 80 Prozent ging es für ihn in seine zweite Amtszeit. Van der Bellen gilt derzeit als ähnlich großer Favorit. Kaum ein Politiker oder eine Politikerin hat ein derart gutes Image in der Bevölkerung wie der ehemalige Chef der Grünen.

Daher sei aus heutiger Sicht nicht geplant, in TV-Duelle zu gehen, heißt es von Stephan Götz-Bruha, dem Kampagnensprecher von Van der Bellen. In der aktuellen Zeit bräuchte es nämlich keine unzähligen Fernsehkonfrontationen. „Wofür Alexander Van der Bellen steht, ist nach sechs Jahren im Amt bekannt“, sagt Götz-Bruha. Nichtsdestotrotz fühlt sich diese Entscheidung etwas falsch an - und zwar aus gleich mehreren Gründen.

Die gespaltene Gesellschaft

Nicht erst seit der Corona-Pandemie und der Debatte um die Impfpflicht ist in der Politik immer wieder von der „Spaltung der Gesellschaft“ die Rede. Links würde nicht mehr mit Rechts sprechen, generell würden unterschiedlich denkende Menschen immer weniger miteinander diskutieren und es sich stattdessen in ihren eigenen Bubbles gemütlich machen. Nicht viel anders wäre es, wenn Alexander Van der Bellen auf TV-Duelle mit seinen Kontrahenten verzichten würde.

Der Bundespräsident ist nicht erst seit seiner ersten Amtszeit ein Politiker, der immer wieder predigt, wie wichtig eine gesunde Kommunikation in der Gesellschaft sei. Im anstehenden Wahlkampf auf Debatten mit den anderen Kandidaten zu verzichten und damit beinahe von oben herab auf die Konkurrenz zu blicken, vermittelt ein fast schon arrogantes Bild, dass man von Van der Bellen sonst gar nicht gewohnt ist. Hinzu würde diese Strategie einem Walter Rosenkranz oder Gerald Grosz die Möglichkeit bieten, ihre oftmals kontroversen Aussagen ohne jeglichen Gegenwind in der Bevölkerung zu verbreiten.

Schummeln beim Triathlon

Dazu kommt die Tatsache, dass ein politischer Wahlkampf nun mal ein Wettbewerb ist. Politiker:innen werben um die Stimmen der Menschen. Ein wesentlicher Teil davon ist, im Gespräch mit seinen Kontrahenten darzulegen, warum man das Kreuzchen am Wahlzettel mehr verdient als andere. Fernsehkonfrontationen sind also auch im Sinne der Demokratie.

Wie Kampaganensprecher Götz-Bruha schon sagte, wer Alexander Van der Bellen ist, sei mittlerweile zweifelsohne bekannt. Trotzdem wäre eine Absage für TV-Duelle mit den anderen Kandidaten beinahe so, als ob der Bundespräsident bei einem Triathlon schummeln würde. Ja, das Schwimmen hat Van der Bellen mit seiner ersten Amtszeit bereits hinter sich. Jetzt auf die Radstrecke (Fernsehkonfrontationen im Wahlkampf) zu verzichten und gleich zum Laufen (der Wahl selbst) überzugehen, wäre aber doch etwas unsportlich.

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