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Weltklimakonferenz: Warum die österreichische Lösung auf der Weltbühne Fehl am Platz ist

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Von: Sophie Marie Unger

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Fotomontage: Ex-Kanzler Sebastian Kurz und das Gremium der Weltklimakonferenz klatschen.
Ex-Kanzler Sebastian Kurz und das Gremium der Weltklimakonferenz klatschen. © Andreas Schaad/Imago/edp

Die Weltklimakonferenz in Glasgow war für viele die letzte Chance im Kampf gegen die Klimakrise. Warum das Wort „war“ meiner Meinung nach vollkommen berechtigt ist und welche Rolle dabei die österreichische Lösung spielt, erfährt ihr jetzt.

Was ich an Greta Thungberg am meisten schätze, ist ja, dass der Konjunktiv und mit ihm verwandte weitere Möglichkeitsformen sowie unnötige Füllwörter keinen Einzug in ihren Sprachgebrauch haben. „Ich will, dass ihr in Panik geratet“ und „Ihr habt mir meine Kindheit gestohlen“ sind nur zwei Beispiele eines großen Pools, die das belegen. Demgegenüber steht dann halt Ex-Kanzler Schallenberg mit seinem Sager, dass die UN-Klimakonferenz in Glasgow „durchaus positiv“ verlaufen ist. Bei „durchaus“ stellen sich bei mir alle Haare auf. Ein typisches Füllwort. Ist‘s jetzt wirklich gut verlaufen, oder will man glaubhaft machen, dass es gut verlaufen ist, oder sind manche Punkte gut verlaufen und andere nicht? Man weiß es nicht, man munkelt nur. Klar ist: Man kann‘s auslegen, wie man will.

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Was? Wichtige österreichische Akteur:innen wollen mit diesen Möglichkeitsformen und Füllwörtern die Interpretationsmöglichkeit so offen wie möglich lassen und den Zuhörer:innen damit die Verantwortung übertragen? Klingt irgendwie nicht so cool, ist aber auch Grundlage der hierzulande gängigen „österreichische Lösung“. Denn man meint‘s ja echt nicht böse, findet einen „durchaus“ positiven Kompromiss, der nicht selten widersprüchlich ist und kann es somit immerhin allen recht machen. Ein Synonym dafür wäre aber auch Entscheidungsschwäche. An dieser Taktik haben auch die Entscheidungsträger:innen der Weltklimakonferenz Gefallen gefunden. Einige österreichische Politiker:innen sind sicher stolz, ihr Vorgehen auf der große Weltbühne wiederzufinden. Ich persönlich finde es fatal.

Weltklimakonferenz feat. österreichische Lösung

Okay, wo finden sich die österreichischen Lösungen nun konkret in den Ergebnissen der Weltklimakonferenz wieder? Punkto fossile Energie gab es etwa einen „Aufruf zum Abschied“ von der Kohle. Statt von einem Ausstieg (phase-out) ist auf Druck der stark von Kohle abhängigen Staaten China und Indien in der Abschlusserklärung nur noch von einem schrittweisen Abbau (phase-down) die Rede. Allein bei der Formulierung von „ein Aufruf zum Abschied“ läuten bei mir die „Ich-will-keine-Entscheidung-treffen-und-auf-keinen-Fall-der-Buhmann-sein“-Glocken. Das klappt nämlich genauso gut, wie als würde die heimische Politik wieder einmal einen „Aufruf zur Kontaktvermeidung“ im Rahmen der Corona-Politik starten - nämlich gar nicht.

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Außerdem sind die Staaten nun „aufgerufen“, ihre dafür noch völlig unzureichenden nationalen Klimaziele bereits bis Ende 2022 auf den Prüfstand zu stellen. In Glasgow hatte man‘s offensichtlich mit den „Aufrufen“ und auch „Forderungen“ sind sehr beliebt. Die Staaten wurden nämlich „aufgefordert“, in einen Geldtopf für Hilfen bei bereits entstandenen Schäden, die durch die Klimakrise entstanden sind, einzuzahlen. Weder wurde festgelegt, wie genau die Abwicklung funktioniert, geschweige denn wurden konkrete Summen hierfür beschlossen. Und dann sind ja echt manche Entscheidungsträger:innen wie bspw. die deutsche Umweltministerin so dreist und bezeichnen die Klimakonferenz als „historisch“. GEEEEENAU.

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Aber Gott sei Dank gibt es halt auch echt wichtige Leute die Rückgrat beweisen. Denn UNO-Generalsekretär, António Guterres, ist weniger optimistisch und bringt eigentlich auf den Punkt, worum‘s mir hier eigentlich geht. Die in den Beschlüssen erzielten Fortschritte seien „nicht genug“ und voller „Widersprüche“, so Guterres. Vor allem Letzteres trifft es ganz gut, denn ein „Aufruf zum Abschied“ ist eindeutig ein Widerspruch und den kann‘s höchstens bei einer Gspusi-Gschicht geben, aber nicht, wenn es darum geht, ob unser Planet weiter existiert, oder nicht.

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