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Novak Djokovic und die Australien Open sind nur ein weiterer Beweis, warum Corona so ungerecht ist

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Von: Johannes Pressler

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Links im Bild der Tennisspieler Novak Djokovic, rechts ein Symbold von Champagnergläsern.
Der Fall von Novak Djokovic bei den Australian Open zeigt einmal mehr, warum Eliten bei Corona bevorzugt werden. (Fotomontage) © Oscar del Pozo/AFP/APA-PictureDesk/Panthermedia/Imago/BuzzFeed Austria

Sondergenehmigung oder nicht: Der Fall Djokovic erinnert uns wieder daran, wie Eliten in der Coronapandemie bevorzugt werden. Meine 2Cents:

Wenn es um die Coronaimpfung geht, können sich die Gemüter mancher Menschen schon mal erhitzen. Doch wenn es um den Impfstatus des besten Tennisspielers der Welt geht, scheint Social Media gerade zu explodieren. Gemeint ist natürlich die aktuelle Debatte rund um Novak Djokovic, die Nummer eins der Herrentennis-Weltrangliste, und seinem möglichen Antritt bei den Australian Open.

Im Großen und Ganzen geht es darum: Bei den Australian Open, einem der vier größten Tennisturniere der Welt, gilt heuer eine Impfpflicht für alle Spieler:innen. Novak Djokovic, der mit neun Siegen der Rekord-Champion in Melbourne ist, möchte jedoch seinen Impfstatus für sich behalten. Es kann also sehr stark davon ausgegangen werden, dass der Serbe noch ungeimpft ist. Wie am Dienstag (4. Jänner) bekannt wurde, soll „Djoker“, wie er von seinen Fans genannt wird, nun aber eine Ausnahmegenehmigung erhalten haben.

Der aktuelle Stand: Erst wenn Djokovic die Gründe für seine Sonderregelung klar und deutlich darlegt, darf er an dem in rund zwei Wochen beginnenden Turnier teilnehmen. Das sagten am Mittwoch (5. Jänner) sowohl Turnierdirektor Craig Tiley als auch der Australische Ministerpräsident Scott Morrison. Bei der Einreise scheint es zumindest schon Probleme mit dem Visum geben. Egal, ob der „Djoker“ für die Australian Open nun tatsächlich einen Joker bekommt oder nicht: Alleine die Möglichkeit, wie sie derzeit im Raum steht, zeigt auf, wie ungerecht Corona sein kann.

„Regeln sind Regeln“: Nicht für Eliten

„Regeln sind Regeln - es sei denn, man ist reich und berühmt wie Djokovic“, schrieb die australische Tageszeitung „The Age“ über den aktuellen Fall. Genau da sind wir bei dem Punkt, der mich und sicherlich auch viele von euch verdammt aufregt. Uns allen wäre es lieber, wenn es das Coronavirus nicht mehr geben würde. Die Verantwortung, wie die Pandemie gemanagt wird, liegt natürlich bei der Politik. Ob die Regeln, die von Karl Nehammer & Co. vorgegeben werden, dann aber auch tatsächlich greifen, liegt zu einem gewissen Grad auch an uns selbst.

Dieses „Miteinander“ möge im ersten Moment etwas kitschig rüberkommen. Nüchtern betrachtet ist an dem Ganzen aber schon etwas dran. Was uns wieder zu Djokovic und den ganzen Ausnahmefällen bringt: Denn leider gibt es immer noch Menschen, die glauben, nur weil sie ein paar Nuller mehr am Konto haben, müssten sie sich nicht ganz so streng an die Regeln halten. Das zeigte bereits eine Studie aus der wissenschaftlichen US-Zeitschrift „PNAS“, die 2012 nach mehreren Experimenten und Methoden zu der Erkenntnis kam, dass Personen aus der Oberklasse mehr zu ungerechtem Verhalten tendieren würden als Menschen mit einem geringeren Einkommen.

Damit noch nicht genug: Alleine im März 2021 hatten die weltweit 2365 Milliardäre ihren Reichtum seit Beginn der Pandemie um 54 Prozent vermehrt. Die Elite neigt also nicht nur dazu, die Coronaregeln eher zu missachten, sondern macht in der Krise sogar noch eine Menge Kohle.

Bevorzugung bei Corona: Auch in Österreich

Um zu sehen, wie gewissen Eliten während der Coronapandemie bevorzugt wurden, muss man aber gar nicht auf die andere Seite des Planeten blicken. In Österreich sieht es da nicht anders aus. Man denke nur an das mittlerweile berühmt-berüchtigte Lockdown-Orakel des Wiener Gastronomie-Riesen Martin Ho, einem guten Freund von Sebastian Kurz. Aufmerksamen Beobachter:innen war in der Vergangenheit aufgefallen, dass man bei Lokalen von Ho aufgrund des anstehenden Lockdowns keinen Tisch mehr reservieren konnte. Der Hacken: Das war schon der Fall, als der Öffentlichkeit noch gar nicht bekannt war, wann der Lockdown beginnen würde. Connections, Connections.

Ebenso fragwürdig war das Verhalten der Politiker:innen im Dezember bei der im ORF übertragenen Charity-Gala für „Licht ins Dunkel“. Auch wenn der TV-Sender im Nachhinein sagte, dass es keine Aftershow-Party gegeben hätte. Die dort gemachten Fotos der Politiker:innen machten den Eindruck, dass man trotz Lockdowns verdammt spaßig gewesen sein muss. Afterparty hin oder her: Ein weiteres Beispiel, dass Coronamaßnahmen wie der Lockdown nicht für alle gleich viel bedeuten.

In Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Der Fall von Novak Djokovic und den Australien Open, aber auch Martin Ho oder Charity-Galas im Free-TV zeigen: Die Realität ist eine andere.

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