3 Gründe, warum die Conni-Bücher realitätsfern und problematisch sind

Fast jedes Kinderzimmer hat sie: Conni-Bücher. Doch im Universum des kleinen blonden Mädchens fehlt es an einem: Der Realität.
MEINUNG
Als Eltern hat man es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn es darum geht, den Kleinen sinnvolle, aber leicht verständliche Bücher vorzusetzen. Denn: Vieles, das wir als Kinder bedenkenlos vorgesetzt bekamen, hat es in sich.
Das zeigt nicht nur die Auswertung von Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen. Die Bundeszentrale für politische Bildung urteilte bereits 2005, dass die Hörspiel-Vorbilder „keineswegs das Prädikat ‚wertvoll‘ verdienen“. Auch die heißgeliebte Figur Conni, die meistens in Form der „Pixi-Bücher“ im Kinderzimmer landet, ist so ein Fall. Drei Gründe, warum ich die Conni-Bücher problematisch finde:
1. Die Rollenverteilung in den Conni-Büchern ist mehr als problematisch!
Conni kann fast alles. Und wenn sie mal etwas nicht kann, dann ist gleich ein Elternteil zur Stelle. Sei es beim Einkaufen, beim Putzen oder auf dem Weg zum Kindergarten oder Kinderarzt. Was jedoch schon beim Blick auf das Cover auffällt. Es ist nicht der Papa, der putzt, schrubbt, einkauft oder die Kinder irgendwohin bringt. Immer ist es Connis Mama.
Da kommt man schon ins Grübeln. Was macht Connis Papa eigentlich? Und, will ich meinem Kind diese klassische Rollenverteilung vermitteln? Denn zumindest in den meisten mir bekannten Familien ist die Aufteilung eine andere. Meistens arbeiten beide Elternteile, anders ist es in der heutigen Wirtschaftslage häufig auch gar nicht zu schaffen. Und selbst wenn nicht, der Haushalt und das Bringen werden gerecht aufgeteilt. Aber nicht nur die Rollenverteilung ist problematisch.
2. Trennung, Scheidung und Co. – Das kommt im Conni-Universum einfach nicht vor!
„Conni besucht Oma und Opa“, war das letzte Buch, das bei mir inzwischen im Kinderzimmer herumliegt. Was mir da direkt auffällt, ist nicht, dass es wieder die Oma ist, die Conni ins Bett bringt und mit ihr Marmelade kocht. Stattdessen steckt mir plötzlich ein kleiner Kloß im Hals. Denn: Unser Kind hat keine Großeltern, die noch zusammen sind. Stattdessen müsste es bei uns heißen: „Conni geht zur Oma“, oder „Conni besucht Opa“. Eine kurze Nachfrage bei Bekannten zeigt: Auch viele ihrer Eltern sind schon lange geschieden oder leben getrennt.
Zum Hintergrund: Zwar geht die Scheidungsrate momentan laut Statistischem Bundesamt zurück, aber auch die Zahl der Eheschließung nimmt kontinuierlich und rapide ab. Während 2021 rund 360.000 Ehen geschlossen wurden, gingen gleichzeitig etwa 143.000 Ehen in die Brüche. Davon betroffen waren allein im vergangenen Jahr rund 122.000 minderjährige Kinder. Derartige „Sonderfälle“ kommen aber in der Welt von Conni nicht vor. Und auch andere Realitäten werden nicht abgebildet.
3. Überforderte Eltern? Das kennt Conni nicht, und das ist schwierig!
Das zeigt auch das Buch „Conni ist wütend“. Die berühmte Trotz-Phase markiert für viele Eltern leidige Wochen, manchmal sind es auch Monate. Kinder müssen lernen, mit ihrer Wut umzugehen, das ist klar. Doch auch Eltern sind damit oft erstmal überfordert. Manchmal folgt auf ein schreiendes Kind dann eben keine verständnisvolle Mama oder kein verständnisvoller Papa, der das Kind in den Arm nimmt und säuselt „Das ist in Ordnung. Lass die Wut ruhig raus“. Nein, manchmal wird es auch den Eltern zu viel und man wird laut, was einem natürlich hinterher selbst leid tut. Doch auch das kommt im Conni-Universum einfach nicht vor.
Dabei wäre es doch so wichtig, den Kindern auch durch Kinderbücher zu zeigen: Das ist normal, auch Männer verrichten Care-Arbeit, viele Paare trennen sich inzwischen, auch Eltern machen Fehler. Doch vom Alltag vieler Eltern und Kinder fehlt bei Conni leider jede Spur. Und dabei spreche ich hier nur von Dingen, die meine ganz eigene Lebensrealität widerspiegeln. Die fehlende Repräsentation alternativer Familienmodelle, sowie der LGBTQIA+-Bewegung beispielsweise müsste nochmal ein ganz neuer Text gewidmet werden. Auch bei den „Wilden Hühner“ wären heute vieles anders, sagt Cornelia Funke in einem Interview.