Konzerte im Ernst-Happel-Stadion: 7 Gründe, warum ich Ed Sheeran nicht aushalte

Ed Sheeran beehrt das Wiener Ernst-Happel-Stadion für gleich zwei Konzerte. Kein Grund zum Jubeln. Meine 2Cents in 7 Punkten, warum ich ihn nicht aushalte.
Er spielt in Wien. Nicht einmal, nein zweimal, am 1. und 2. September 2022. Und klein darf es auch nicht ausfallen, es muss die größte zur Verfügung stehende Location sein, sagen wir: das Ernst-Happel-Stadion. Dort wird er mutterseelenallein seine Songs zum Besten geben, aktuell von seinem Album „=“, sprich: „equals“, die englische Entsprechung von „ist gleich“. Nicht mit Playback, sondern nur mit seiner kleinen 3/4-Gitarre und einigen Effekt-Pedalen, wobei er auch diese gerne mal bleiben lässt. Es wird so schön, wenn er kommt, er, Ed Sheeran.
Nein, wird es nicht. Wobei: Zum Glück muss ich ja nicht hingehen, das würde ich nicht ohne starke Betäubungsmittel durchstehen. Warum eigentlich nicht? Darum:
1. Seine Texte
Sie laufen nach Schema F ab, sind voller Stilblüten und drehen sich nur um eine Person: ihn selbst. Auch wenn er, etwa wie ihn seinem berühmtesten Song „Shape of You“, die Form einer Frau besingt, in die er sich in einem Club verliebt. Da geht es nicht um sie, sondern um ihn, Ed Sheeran. Auch auf seinem letzten Album „=“ dreht sich alles um seine Person: ums Erwachsenwerden, seine Ehe, den Verlust, den man in 31 Jahren auf diesem Planeten eben hinnehmen muss. Aber offenbar berührt das bei nicht wenigen Menschen etwas, offenbar sind alle mit sich selbst beschäftigt. Es geht letztlich immer um verletzte, wehleidige Männer auf der Suche nach Liebe.
2. Seine Musik
Über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten, es ist okay, wenn du auf Black Metal, Cloud Rap oder Garagen Rock stehst oder alles zusammen. Ed Sheerans Musik hingegen ist vor allem eines: beliebig. Er richtet sein Fähnlein in die Richtung, aus der der Wind gerade kommt, sei es mal ein bisschen Coldplay, sei es mal ein bisschen Drake, dann wieder Irish Folk oder einfach Schmuse-Pop der übelsten Sorte. Ein eigenes Profil? Fehlanzeige. Es gibt nichts, von dem man behaupten könnte: Hey, das klingt ja wie Ed Sheeran. Ein Rätsel, wieso er dennoch einer der erfolgreichsten Musiker unserer Tage ist.
3. Seine ach so originellen Albumtitel
Man kann es natürlich auch als konsequent betrachten: Nach „+“ („Plus“), „x“ („Multiply“) und „÷“ („Divide“) ist „=“ (Eqals“) nur fast logisch. Wo aber bleibt das Minuszeichen? Man kann es natürlich auch einfallslos nennen oder eben als das, was es nun einmal ist, betrachten: bemüht originell. Ed Sheeran muss allerdings zugutegehalten werden, dass er immerhin einen Ausreißer veröffentlicht hat: „No. 6 Collaborations Project“, ein Album voller Zusammenarbeiten mit allem, was in Sachen Electro, R‘n‘B, Hip-Hop und Pop einen Namen hat. Na ja, höhere Mathematik ist das halt nicht.
4. Seinetwegen mussten Regeln der britischen Charts geändert werden
Im März war es tatsächlich so weit: 16 Songs in den Top 20 stammten von Ed Sheeran, auch deswegen, weil Streams und digitale Käufe mit in die Wertung flossen. Das konnte man so nicht stehen lassen, die Regeln wurden dahingehend geändert, um für mehr Vielfalt zu sorgen. Muss man auch einmal schaffen.
5. Seine TV-Auftritte
Als hätte man nicht eh schon das Gefühl, der Kerl sei überall zu sehen, muss er auch noch in Filmen und Serien auftauchen. In der ersten Folge der siebten Staffel von „Game of Thrones“ hatte er nicht viel mehr zu tun, als in Rüstung und Umhang ein verkohltes Stück Wild zu verspeisen und ein Lied zu trällern. Bei all dem Sex und all der Gewalt eine der erschütterndsten Szenen. Sich selbst spielte er in Danny Boyles Was-wäre-die-Welt-ohne-die-Beatles-Film „Yesterday“, und für sein Lieblings-Ketch-up machte er nicht nur TV-Werbung, er ließ sich auch noch dessen Logo tätowieren. Auch die „Simpsons“ blieben nicht von ihm verschont, in „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ gab er ein Alien, das nicht in den End-Credits genannt wurde. Auch okay.
6. Seine übertrieben zur Schau gestellte Freundschaft mit Taylor Swift
Hier spricht natürlich ein wenig der Neid, denn wer wäre nicht gerne BFF mit Taylor Swift? Auch ist es vollkommen in Ordnung, wenn Celebrities miteinander befreundet sind, sehr gut sogar. Aber muss denn das derart zur Schau gestellt werden? Sheeran nennt Swift ja als einen seiner Haupteinflüsse, bei mehreren Gelegenheiten haben sie auch schon miteinander gearbeitet. Soll alles sein.
7. Sein Image als Nice Guy (der er gar nicht so ist)
Der gute, gute Ed! Schaut immer so drein, als könnte er kein Wässerchen trüben, der Fleisch gewordene „Mr. Nice Guy“, der gute Kumpel von nebenan. Seine Songs sprechen da eine andere Sprache, da kommt der leicht toxische Ed Sheeran durch. In dem entsetzlich naiven „What Do I Know?“ erklimmt er einen moralischen Thron, der ihm nicht im Geringsten zusteht. Abgesehen davon, dass er sich anmaßt, seine Verflossenen in seinen Liedern mit schöner Regelmäßigkeit wieder auf Kurs bringen und in ihr Leben eingreifen zu wollen. Im besten Fall gibt er sich als leicht dümmlicher Frauenversteher, im schlimmsten Fall brodelt er vor Eifersucht und tritt nach. No more Mr. Nice Guy!