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„Es ist ein Skandal“: Ajla lebt seit sechs Jahren in Österreich, soll kurz vor Matura abgeschoben werden

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Von: Johannes Pressler

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Ein Mädchen hält ein Schild mit der Aufschrift „AJLA SOLL BLEIBEN“! Ajla steht mit dem Rücken zum Bild.
Freundin Magali (links) und Ajla. © SOS Mitmensch

Aufregung um eine Schülerin in Wien. Kurz vor der Matura soll Ajla abgeschoben werden. Kritik an Innenminister Karner kommt von mehreren Seiten.

Sechs Jahre ist es her, als die damals 13-jährige Ajla ihrem Vater aus Serbien nach Österreich folgte. Im Gymnasium Anton-Krieger-Gasse im 23. Wiener Gemeindebezirk zählt sie mittlerweile zu den Klassenbesten. Die 7. Klasse wurde mit einem sehr guten Erfolg abgeschlossen, nächstes Jahr steht die so wichtige Matura an. Ein Termin, den Ajla aber vielleicht gar nicht mehr wahrnehmen könnte. Ihr droht nämlich die Ausweisung aus Österreich inklusive eines dreijährigen Einreiseverbots.

Bis Ende Juni: Warum Ajla die Abschiebung droht

Der Grund, warum Ajla aus aktueller Sicht bis Ende Juni Österreich verlassen muss, hat direkt mit ihr gar nichts zu tun. Laut den Behörden soll das an einer rechtswidrigen Handlung ihres Vaters liegen. Ajla hat zudem selbst noch kein eigenes Einkommen - logisch, sie ist ja Schülerin. Deshalb erwartet sie ein Einreiseverbot nach Österreich für drei ganze Jahre. Ajla ist aber nicht alleine, gleich mehrere couragierte Personen und Organisationen wollen die Abschiebung verhindern.

SOS Mitmensch: Dringender Appell an Innenminister Karner

Die österreichische Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch steht Ajla zur Seite. Man sei bestürzt, dass der jungen Frau die „Zerstörung ihrer Schullaufbahn“ drohe. Alexander Pollak von SOS Mitmensch fügt in einer Presseaussendung hinzu: „Wieder einmal ist eine hier verwurzelte Schülerin akut davon bedroht, dass ihr Wohl und ihre Zukunft mit Füßen getreten werden. Ajla hat sich in den sechs Jahren in Österreich viel aufgebaut. (...) Das darf nicht mutwillig zerstört werden.“

Forderung nach Sicherheit für im Schulsystem verankerte Jugendliche

Der Appell von SOS Mitmensch an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bezieht sich aber nicht nur auf das Schicksal von Ajla, sondern auch viele andere Jugendliche, die aufgrund der in Österreich strengen Gesetze vor einer Abschiebung stehen könnten. Es bräuche daher eine Regelung, um es Jugendlichen, die sich in Österreich ein Leben aufgebaut haben, zu ermöglichen, ihren Bildungsweg hierzulande abzuschließen. „Wenn Behörden ohne Not eine Jugendliche in tiefe Verzweiflung stürzen, dann läuft etwas falsch im System“, so Pollak.

Die Verbesserungsvorschläge der Kindeswohlkommission, die von NEOS-Politikerin und ehemaliger Präsidentin des Obersten Gerichtshofes Irmgard Griss geleitet wurde, seien umsonst gewesen. Ein offener Brief der Schule von Ajla blieb bisweilen von Karner unbeantwortet. BuzzFeed Austria wollte vom Innenminister wissen, was er von den Vorschlägen hält, mehr Sicherheit für im österreichischen Schulsystem verankerte Jugendliche zu gewährleisten. Die Anfrage wurde jedoch weitergeleitet an das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Hier die Stellungnahme:

Als BFA haben wir uns an geltende Rechtsnormen zu halten und diese entsprechend umzusetzen und zu vollziehen. Zu politisch diskutierten oder geforderten Gesetzesänderungen können wir uns insofern nicht äußern.

Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA)

Bundesjugendvertretung: Abschiebung von Ajla „ein Skandal“

Ähnlich wie SOS Mitmensch sieht den Fall rund um Ajla die Bundesjugendvertretung (BJV). Sie ist die gesetzlich verankerte Interessensvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich. BJV-Vorsitzender Sabir Ansari fordert in einer Presseaussendung die rasche Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen der Kindeswohlkommission: „Vor einem jahr hat die Kindeswohlkommisson ihre Empfehlungen zur Wahrung des Kindeswohls in Asylverfahren vorgelegt. Bisher leider ohne Folgen. Es ist ein Skandal, dass seitdem viele weitere Kindeswohlverstöße passiert sind.“

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