Geflüchtete in Österreich und auf der Welt

Wie viele Menschen sind weltweit auf der Flucht? Wer flüchtet woher nach Österreich? Und was bedeutet es überhaupt, ein:e Geflüchtete:r zu sein? Ein Überblick.
Seit vielen Jahren werden die Begriffe Geflüchtete:r, Flüchtling, Migrant:in und Asylant:in miteinander verwechselt und oftmals sogar in einen Topf geworfen. Das ist falsch. Diese Wörter sind nicht nur grundsätzlich unterschiedlich – sie beschreiben Menschen, die sich in den meisten Fällen in menschenunwürdigen Lebenssituationen befinden und sollten deshalb mit umso mehr Bewusstsein verwendet werden. Beginnen wir mit Geflüchteten.
Geflüchtete sind Menschen. Menschen, die ihre Heimat verlassen, weil sie Angst um ihr Leben haben. Sie haben keine Hoffnung mehr auf ein menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat.
Geflüchtete befinden sich also in akuter Lebensgefahr, in ihrer Heimat herrscht Krieg und sie werden verfolgt. Weitere Gründe für Flucht sind Hunger und Armut, aber auch Naturkatastrophen. Statt Geflüchteten ist aber auch oft von Flüchtlingen die Rede. Auch wenn es sich leider noch nicht überall durchgesetzt hat, sollte man diesen Begriff vermeiden. Denn erstens ist die Endung „-ling“ meistens in Verbindung mit negativ behafteten Wörtern (Feigling, Schwächling) zu finden. Außerdem beinhaltet die in „Geflüchtete:r“ verwendete Zeit ein mögliches Ende der Flucht. Kein Mensch möchte auf Dauer flüchten.
Zahlen im Überblick: Weltweit Geflüchtete Ende 2020 (Quelle: IDMC)
- Im Dezember 2020 waren 82,4 Millionen Menschen weltweit gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen.
- Dazu gehören 26,4 Millionen Geflüchtete, von denen rund die Hälfte jünger als 18 Jahre sind.
- 48 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene. Genau wie Geflüchtete sind sie auf der Flucht, allerdings innerhalb der Grenzen ihres Landes.
- Seit 2018 sind mehr als eine Million Menschen als Geflüchtete geboren.
- 4,2 Millionen Menschen waren Ende 2020 staatenlos. Sie hatten also nicht die richtigen Dokumente, um normal zu arbeiten, ein Bankkonto zu eröffnen, zu reisen oder heiraten zu können. Die tatsächliche Zahl wird als noch höher geschätzt.
Die Genfer Flüchtlingskonvention und der Unterschied zu Migration
Das allerwichtigste Recht von Geflüchteten ist das Recht auf Sicherheit in einem anderen Land, gleichzeitig gilt auch für Geflüchtete, die Gesetze und Bestimmungen ihres neuen Landes zu respektieren. Welche Rechte und Pfllichten Geflüchtete haben und was ein Staat darf und was nicht, das steht in der Genfer Flüchtlingskonvention. Verabschiedet wurde sie 1951 vom Völkerbund, der Vorgängerorganisation der Vereinten Nationen (UN). Ihr eigentlicher Titel lautet: „Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge“. Einer der Hauptsitze der Vereinten Nationen liegt mit der UNO-City in Wien.
Anders als Geflüchtete, die sich in ihrer Heimat in Lebensgefahr befinden, verlassen Migrant:innen ihre Heimat üblicherweise freiwillig. Diese Freiwilligkeit sollte aber mit Vorsicht angesehen werden, denn auch Migrant:innen befinden sich vor ihrer Abreise oftmals in einer sehr schwierigen bis sogar nicht lebenswürdigen Lage. Ob wegen Armut, politischer Ausnahmezustände oder einfach allgemeiner Unzufriedenheit mit der derzeitigen Lebenssituation – auch ihr Grundziel ist es, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Asyl in Österreich: Was ist das?
Wenn Menschen aus ihrem Heimatland flüchten, müssen sie natürlich auch in ein neues Land kommen. Dort bekommen sie im Idealfall Asyl. Genau gesagt ist Asyl die Bewerbung um Aufnahme und Schutz vor Verfolgung außerhalb des eigenen Heimatlandes. Bis zum Abschluss des Asylverfahrens sind die Menschen also Asylwerberinnen und Asylwerber. Bei einem positiven Abschluss des Verfahrens sind sie laut des österreichischen Innenministerum (BMI) dann asylberechtigt und anerkannte Geflüchete.
Jahresvergleich: Asylantragszahlen in Österreich seit 2010 (Quelle: BMI)
2010 | 11.012 |
2011 | 14.416 |
2012 | 17.413 |
2013 | 17503 |
2014 | 28.064 |
2015 | 88.340 |
2016 | 42.285 |
2017 | 24.735 |
2018 | 13.746 |
2019 | 12.886 |
2020 | 14.775 |
Top 10 Herkunftsstaaten von Asylwerber:innen in Österreich 2020 (Quelle: BMI)
Die meisten Asylanträge in Österreich kommen aus Syrien, Afghanistan und Marokko.
Syrien | 5121 |
Afghanistan | 3137 |
Marokko | 745 |
Irak | 724 |
Somalia | 705 |
Russland | 493 |
Algerien | 388 |
Iran | 381 |
staatenlos/unbekannt | 378 |
Türkei | 313 |
Der Iran besitzt zwar die größten Erdgasvorräte der Welt, doch dieser Staat wird von Religionsführern geleitet. Die Wirtschaft des Landes wird durch das Militär und von religiösen Stiftungen dominiert. Der Großteil der Bevölkerung bemerkt nichts vom Reichtum des Landes.
Im Irak war die Wirtschaft gerade dabei, sich zu erholen, nachdem sie von innenpolitischen Spannungen gebeutelt wurde. Dann brach die COVID-19-Pandemie aus. Die Sicherheitslage im Land ist weiterhin problematisch und die Wirtschaft leidet unter extremer Korruption, weshalb über die Hälfte der Iraker:innen unter der Armutsgrenze lebt.
Afghanische Frauen werden bereits seit Ende der 90er Jahre unterdrückt, was durch die Taliban-Herrschaft nur noch schlimmer wurde. Mädchen ab 12 Jahren sind an den Schulen vom Unterricht ausgeschlossen. Das Frauenministerium wurde abgesetzt und durch ein Tugend- und Predigtministerium ersetzt.
Viele Menschen flüchten auch aufgrund von Terror-Organisationen wie der Hamas, der Hisbollah oder der Muslimbruderschaft. Auch die Terrogruppe Islamischer Staat darf als Flüchtlingstreiber gesehen werden.