Meydo im Interview: „Die Geflüchteten aus Afrika gehen in den Medien unter“

Nach einer kurzen Kreativpause meldet sich der Musiker Meydo mit der neuen Single „Wave“ zurück. Wir haben ihn interviewt.
Wenn es um die Verwendung afrikanischer Musik in seinen Hip-Hop-Songs geht, gibt es in Österreich kaum einen Music-Act, der das so stimmig macht wie Meydo. Nachdem er sich die letzten Monate auf das Schreiben neuer Songs konzentriert hatte, ist Meydo nun zurück und bereit für eine neue Welle an Musik-Output.
Meydo im Interview: Zwischen Rap, Politik und der Polizei
Neben einigen Hip-Hop-Bangern machte Meydo in den letzten Jahren auch mit seinem politischen Engagement auf sich aufmerksam. Als Kind mit seinen Eltern aus der Demokratischen Republik Kongo nach Graz gezogen, lebt Meydo nun seit ein paar Jahren in Wien und ist Teil des Labels Akashic Recordz. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt die Truppe, zu der auch der bekannte Wiener Rapper T-Ser gehört, als die Gruppe bei einem gemütlichen Meeting im Oktober 2018 von einer Polizeistreife aus einem Park verwiesen wurde. Auf Social Media erhielten die Künstler unter dem Hashtag #nichtmituns eine Welle an Solidarität.
Im Interview mit uns spricht Meydo über seine musikalischen Wurzeln, Fluchtbewegungen aus Afrika und was von den „Black Lives Matter“-Demonstrationen, bei denen er mitwirkte, rund eineinhalb Jahre später geblieben ist.
Der Beat deiner neuen Single Wave erinnert an afrikanische Volksmusik, im Video ist auch ein Telefongespräch in Lingala, einer afrikanischen Sprache, mit deinem Dad zu hören. Wie wichtig ist es für dich, deine Wurzeln in deine Musik einzubinden?
Das ist für mich sehr wichtig, da ich aus einer musikalischen Familie komme. Musik war immer schon präsent. Da war es für mich immer schon klar, meine Wurzeln miteinzubeziehen. Aus meiner Sicht ist es das Authentischste, was ich als Künstler machen kann. Da überlege ich gar nicht mehr viel, es kommt einfach aus mir raus. Am Anfang habe ich mich als Künstler noch gesucht und habe vieles ausprobiert. Das ist jetzt der Weg, den ich so durchziehen werde.
Deine letzte Single ist rund ein halbes Jahr her. Da hast du mit dem österreichischen Fußballstar Valentino Lazaro das Lied „Immer wieder“ herausgebracht. Was hat sich in der Zwischenzeit so getan bei dir?
Ich habe bewusst nichts veröffentlicht und dafür an meinen Skills gearbeitet, um meinen Sound für die nächsten Monate und Jahre zu fixieren. Seit dem 7. Jänner ist schon mal der erste Output aus dieser intensiven Zeit zu hören und zu sehen. Dazu habe ich auch schon mehrere Sachen in der Pipeline, die dann nacheinander als Singles herauskommen werden.
Apropos intensive Zeit: Im Sommer 2020 warst du gemeinsam mit deinem Label Akashic Recordz eine der treibenden Kräfte, die die „Black Lives Matter“-Demo organisiert haben. Satte 50.000 Menschen gingen da in Wien auf die Straße, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Rund 18 Monate später, was ist davon in Österreich geblieben?
Daraus hat sich sehr viel ergeben. Man hat gemerkt, dass die Awareness aufgrund dieser Demo viel stärker geworden ist, als es vielleicht vorher war. Mittlerweile sieht man die Ergebnisse, die langsam daraus entstanden sind. Zum Beispiel das Black Voices Volksbegehren. Dabei geht es einfach darum, gewissen Standpunkte eine Aufmerksamkeit zu geben, die es in Österreich gibt und die auf jeden Fall geändert gehören.
Welche Standpunkte meinst du damit genau?
Auf jeden Fall, dass das Wahlrecht an den Hauptwohnsitz gebunden werden sollte. Wenn man daran denkt, wie schnell Integration meiner Ansicht nach gehen kann und wie lange man andererseits für die Staatsbürgerschaft warten muss, das ist in Österreich schon ziemlich mager. So etwas wie das Black Voices Volksbegehren gehört daher auf jeden Fall gepusht.
Warum es so verdammt schwierig ist, die österreichische Staatsbürgerschaft zu bekommen
Wenn du mehr darüber lesen möchtest, warum Österreich beim Zugang zur Staatsbürgerschaft zu den schlechtesten Ländern der Welt gehört: Hier ist unser Interview mit Völkerrechtsexperte Ralph Janik.
Deine Musik auf der einen Seite und dein politisches Engagement auf der anderen: Versuchst du das zu trennen oder können wir damit rechnen, dass es in deinen nächsten Singles auch um politische Themen gehen wird?
Ich bin allgemein ein Künstler, der über eigene Geschichten schreibt, wo man vielleicht eines dieser politischen Themen raushören könnten, obwohl ich das Thema nicht bewusst direkt anspreche. Ich bin ein sehr selbst reflektierender Künstler. Es kann schon vorkommen, dass ich gewisse Situationen einbaue, aber bewusst politisch auf ein Thema zu lenken, da halte ich mich als Künstler auf jeden Fall raus.
Die Geflüchtetenpolitik ist seit Jahren eines der am meisten diskutierten Themen in Österreich. Im Vordergrund steht dabei vor allem die Debatte rund um Geflüchtete aus Ländern wie Afghanistan und Syrien. Über Fluchtbewegungen aus Afrika hört man weniger. Sprechen wir zu wenig darüber?
Man spricht schon sehr wenig darüber. Es war nie wirklich anders, die Geflüchteten aus Afrika gehen meiner Ansicht nach immer sehr unter in den Medien. Ich weiß aber nicht, woran das liegt. Und wenn man dann mal was hört, geht es nur um jene, die über das Wasser versuchen, nach Europa zu kommen.