Der Salah-Effekt: Prominente Vorbilder können weniger Hassverbrechen bewirken - auch bei uns?

Celebritys können dazu beitragen, menschenfeindliche Vorurteile zu mindern. Das zeigt eine Studie über einen muslimischen Fußballer in England. Doch gibt es solche Vorbilder auch in Österreich?
Hassreden im Internet gehören mittlerweile zum Alltag vieler Menschen. Besonders hart trifft es dabei Personen mit Migrationshintergrund. „Hate Crime“ nennt man solche Verbrechen, die sich zum Beispiel gegen die Religion, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung des Opfers richten können.
Wie die Österreichische Polizei im Juli 2021 bekannt gab, waren das alleine in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres 1936 Straftaten. „Hassverbrechen sind Straftaten, die über die Straftat hinaus eine Bedeutung für die Gesellschaft haben“, sagte der damalige Innenminister und jetzige Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).
Doch was tun gegen derartige Hassverbrechen? Ein spannender Punkt, der dabei ein nicht unwesentlicher Faktor sein kann, ist die Vorbildsfunktion von Promis. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, veröffentlicht im Juni 2021 via der Cambridge University Press. Im Mittelpunkt der Untersuchung: einer der besten Fußballspieler der Welt.
Mohamed Salah in Liverpool: Positiver Effekt
Der Ägypter Mohamed Salah spielt für den FC Liverpool, einen der traditionsreichsten Sportvereine der gesamten Welt. In nur kurzer Zeit entwickelte sich der Stürmer dort zu einem absoluten Lieblingsspieler. In der Saison 2017/2018, als Salah den Rekord für die meisten Saisontore in der englischen Spitzenliga aufstellte, erreichte der Support der sonst sehr kritischen Liverpool-Fans ein neues Level.
„Mo Sa-la-la-la-lah, Mo Sa-la-la-la-lah, if he’s good enough for you, he’s good enough for me, if he scores another few, then I’ll be Muslim too“, sangen die Fans für ihren Torjäger. Der Erfolg von Sallah löste in England eine positive Welle der Aufgeschlossenheit gegenüber dem Islam aus, wie man es noch selten zuvor erlebt hatte.
Basierend auf der Entwicklung der „Hate Crime“-Zahlen und 15 Millionen ausgewerteten Tweets von britischen Fans spiegelte sich dieses fußballerische Liebesfest auch außerhalb der Fußballwelt wider. So kam die Studie zu dem Ergebnis, dass seit dem Transfer von Mohamed Salah zu Liverpool die Hassverbrechen in und um Liverpool um 16 Prozent weniger geworden waren. Die Anzahl an muslimfeindlichen Tweets hatte sich im selben Zeitraum im Vergleich zu der Entwicklung von Fans anderer Fußballvereine sogar halbiert.
Prominente Vorbilder mit Migrationshintergrund: Auch bei uns?
Der Fall von Mohamed Salah zeigt deutlich, was für einen positiven Einfluss berühmte Personen mit Migrationshintergrund auf die gesamte Stimmung einer Gesellschaft haben können. Doch gibt es auch in Österreich ausreichend solcher Vorbilder? Für den Musiker Meydo würden es zumindest immer mehr werden. Meydo kam als kleines Kind mit seinen Eltern aus der Demokratischen Republik Kongo nach Graz, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Seit ein paar Jahren lebt er in Wien.
„Mittlerweile ist es schon so, dass es auf jeden Fall Vorbilder in Österreich gibt“, sagt Meydo im Interview mit BuzzFeed Austria. Dabei sei der Musiker der Meinung, dass diese Vorbilder für die Jugend auch nicht immer große Stars sein müssten. „Es kann auch zum Beispiel ein Queerer auf TikTok sein, der das einfach gut macht und eine Community von 1.000 bis 2.000 Follower:innen erreicht, die sich angesprochen fühlen“, sagt Meydo, der auch eine der treibenden Kräfte für die Organisation der in Wien stattfindenden „Black Lives Matter“-Demonstrationen im Sommer 2020 war.
Eines der größten Vorbilder, dass es in Österreich für Jugendliche mit Migrationshintergrund gäbe, ist für Meydo ebenfalls ein Fußballer: „David Alaba hat eine riesige Vorbildrolle. Alleine, dass er es aus Österreich in die größten Ligen der Welt geschafft hat, das ist für viele Kids da draußen ein Ansporn, dass man es selbst auch schaffen kann.“ In den letzten Jahren habe sich für Meydo schon einiges getan, trotzdem gibt es für den Musiker noch Raum nach oben. Was dazu wichtig wäre: „Jenen innerhalb des Landes ein noch größeres Sprachrohr geben.“