5 Menschen erzählen auf YouTube, wie sie aus Russland geflüchtet sind

Als Reaktion auf Putins Teilmobilisierung haben bereits rund 200.000 Russen das Land verlassen.
Nachdem Russlands amtierender Präsident Wladimir Putin am 21. September 2022 die teilweise Mobilisierung ausgerufen hatte, die wehrdienstpflichtige russische Staatsbürger zur Einberufung zwingt, folgte eine regelrechte Massenflucht junger Männer in die umliegenden Nachbarländer Russlands. Allein in den letzten Tagen seien rund 200.000 Russen nach Finnlad, Georgien und Kazachstan geflohen, schätzt die arabische Nachrichtenagentur Al Jazeera.
Gleichzeitig explodierten die Ticketpreise für Flüge aus russischen Städten. Rund 5.000 Dollar kostet inzwischen ein One Way Ticket von Moskow nach Dubai - eine Woche vor Putins Mobilisierungsaufruf waren es noch 350 Dollar. Auch mit dem Auto versuchen viele, das Land zu verlassen. Videos auf Social Media zeigen kilometerlange Staus an den russischen Landesgrenzen.
Auch auf YouTube dokumentieren immer mehr junge Russ:innen ihre Flucht aus der Heimat, darunter ebenfalls bekanntere Influencer:innen:
1. Niki Proshin
Der russische Blogger hat rund 200.000 Abonnent:innen auf YouTube und berichtet seit einiger Zeit über die Geschehnisse in Russland, speziell aus der Sicht junger Menschen. Gestern am Abend (29. September) verkündete er in einem Livestream, dass er bereits vor einigen Tagen das Land verlassen hatte. Aus Angst, wegen seiner Berichterstattung bereits von den Behörden überwacht zu werden, hatte er weder Freunden noch Verwandten von seinem Plan erzählt, aus Russland zu fliehen.
Proshin berichtet, über mehrere Tage hinweg versucht zu haben, ein Ticket zu kaufen, und schließlich für ein One-Way-Ticket nach Istanbul den rund fünffachen Preis gezahlt zu haben. Fürs Erste werde er in der Türkei bleiben und auch weiterhin auf YouTube Beiträge zur aktuellen Situation in Russland machen.
2. INSIDE RUSSIA
„INSIDE RUSSIA“ bezahlte 7.000 Dollar für sein Flugticket, um Russland zu verlassen. 24 Stunden blieben ihm, um die wichtigsten Vorkehrungen für seine Flucht zu treffen. Die monetären Ressourcen, um trotz explodierender Ticketpreise ausreisen zu können, habe er seinen rund 175.000 Subscriber:innen zu verdanken. „Ihr habt mein Leben gerettet“, sagte der Russe in einem Livestream. Inzwischen sei er wohlbehalten in Tadschikistan angekommen.
3. Crazy Russian Sergey
Auch „Crazy Russian Sergey“ dokumentierte seine Flucht aus Russland. Nachdem sein Zug vier Stunden Verspätung hatte, versuchte der YouTuber sein Glück zuerst an Busbahnhöfen, und wechselte mehrmals die Destination. Schließlich ließ er sich von einem Taxi 80 Kilometer weit bis an die russische Grenze fahren, um anschließend in die Mongolei auszureisen. Kühe blockierten seine Fahrbahn, in den Steppen um ihn herum grasten wilde Kamele und Pferde: Der schlechte Zustand der Infrastruktur in der Region sei auch der Grund, warum weniger Russen diese Route nehmen würden, berichtete der YouTuber.
4. Natasha‘s Adventures
Natasha entschloss sich dazu, nach Georgien auszuwandern. Die YouTuberin, die inzwischen rund 400.000 Subscriber:innen hat, stellt sich darauf ein, zumindest das nächste halbe Jahr im Ausland zu verbringen. Ihre Reise sei relativ reibungslos verlaufen, dennoch habe man sie und ihren Pass genauer kontrolliert. Auch wurde sie gefragt, wann sie ihr Ticket gekauft habe.
5. St.Petersburg - me
Auch die Youtuberin „St. Petersburg - me“ berichtete von wochenlang im Voraus ausgebuchten Tickets. Sie flog über St. Petersburg, musste dreimal umsteigen und rund 18 Stunden warten. Inzwischen sei sie sicher in Istanbul angekommen. Im Flugzeug seien „rund 75 Prozent junge, russische Männer“ gewesen, sagte sie.
In einer neuen Rede hat Putin heute (30. September 2022) die Annexion der Ukraine verkündet und einen NS-Vergleich gezogen.