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Hausärztin in Oberösterreich muss Praxis wegen Morddrohungen von Impfgegner:innen schließen

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Von: Johannes Pressler

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Eine Ärztin sitzt an ihrem Schreibtisch und schreibt in ein Notizbuch.
Morddrohungen: Einer Ärztin in Oberösterreich wurden die Sicherheitskosten zu teuer, jetzt muss sie ihre Praxis schließen. (Symboldbild) © Westend61/Imago

„Ordination bis auf Weiteres geschlossen“, heißt es von einer oberösterreichischen Ärztin. Grund sind Morddrohungen aus der impfkritischen Szene.

Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie wurde ihr Twitter-Profil zu einem jener österreichischen Accounts, auf die man sich in Sachen Informationen zum Coronavirus verlassen konnte. Die Rede ist von Lisa-Maria Kellermayr, Ärztin für Allgemeinmedizin im oberösterreichischen Seewalchen. Mit mehr als 11.000 Follower:innen und ihren zahlreichen Medienauftritten entwickelte sich Kellermayr jedoch auch zu einer Zielscheibe zahlreicher Gegner:innen der COVID-Maßnahmen und Befürworter:innen der Impfgegner:innen-Szene. Mit mittlerweile verheerenden Folgen für die Praxis der Hausärztin.

Ärztin Kellermay muss Praxis schließen

Wie Kellermayr am Montag (27. Juni) sowohl auf Twitter als auch ihrer Webseite bekannt gab, muss sie ihre Ordination für die nächste Zeit schließen. Der Grund seien die immer wieder auftauchenden „Morddrohungen aus der COVID-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene“, wie die Hausärztin schreibt. Seit mehr als sieben Monaten soll das schon so gehen. Vom Timing her passt das gut mit der Zeit zusammen, als die türkis-grüne Regierung die Einführung der mittlerweile wieder abgeschafften Impfpflicht ankündigte.

Die zahlreichen Drohungen hatten Kellermayr in den letzten Monaten dazu veranlasst, mehr als 100.000 Euro in die Sicherheit des Ordinationsbetriebs zu stecken, „dass sich niemand, der Hilfe sucht, dadurch in Gefahr begeben muss“. Diese Sicherheitskosten hätten den Gewinn ihrer Praxis mittlerweile „um ein Vielfaches“ überstiegen, daher nun die Schließung auf ungewisse Zeit.

Morddrohungen von Impfgegner:innen

Um ihren Patient:innen und Social-Media-Follower:innen das Ausmaß der Morddrohungen zu veranschaulichen, veröffentlichte Ärztin Kellermayr auch gleich mehrere der an sie gesendeten Hass-E-Mails. Neben den wüsten Beschimpfungen wird darin etwa gedroht, die Hausärztin und ihr Praxispersonal auf unterschiedlichste Art und Weisen zu ermorden. In einem Schreiben heißt es sogar: „Ich habe kein Problem damit, längere Zeit abzuwarten, bis ich zuschlage.“ Kellermayr fügt hinzu: „Ich habe alles getan, um dafür Unterstützung zu bekommen, aber es hat nicht gereicht.“ Sogar NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger reagierte auf Twitter: „Können wir etwas tun?“

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als zwei Jahren und insbesondere seit der Debatte um die COVID-19-Schutzimpfung steht das österreichische Gesundheitspersonal unter Druck wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Neben den gesundheitlichen Gefahren aufgrund des Virus sollten hier auch die Aggressionen von Patient:innen selbst nicht unterschätzt werden. Die Beschimpfungen, die das Personal in den Impfstraßen erhielten, wurden zu einem immer größeren Problem. Für Ärzte und Ärztinnen, die Impfungen in der Praxis verabreichten, forderte die Ärztekammer die Politik dazu auf, Polizeischutz oder Securitys zur Verfügung zu stellen. Hilfe, die Praxen wie jene von Kellermayr dringend benötigt hätten.

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