Nikolaus Kowall zieht Kandidatur zurück: 7 Fakten zum Doch-nicht-SPÖ-Chef
Kowall hatte mit seiner Kandidatur überrascht. Auf Twitter begründet Kowall sein Ausscheiden mit dem Antreten eines neuen Kandidaten.
Als Nikolaus Kowall seine Kandidatur als SPÖ-Chef verkündete, ging ein Raunen durch Österreichs Polit-Landschaft. Gilt Kowall doch als Rebell in den SPÖ-Reihen. Genauso überraschend wie seine Kandidatur gibt Kowall nun seinen Rückzug aus dem Rennen um den SPÖ-Vorsitz bekannt. Auf Twitter nennt der 40-Jährige das Antreten von Parteikollegen Andreas Babler als Grund für das Zurückziehen seiner Kandidatur.
„Mein Credo war, wenn wer gewichtigerer als Alternative zu Pam und Dosko in den Ring steigt, dann lasse ich der Person den Vortritt“, schreibt Kowall auf Twitter. „Ich stehe zu meinem Wort und ziehe meine Kandidatur zurück.“ Er wolle nicht, dass sich die Stimmen zwischen Andi Babler und ihm aufsplitten.
Das Hin- und Her um den Parteivorsitz ist nicht das erste Mal, dass Kowall als Partei-Rebell auffällt. Wir haben die wichtigsten Fakten rund um den SPÖ-Politiker für dich zusammengesucht.
Wer entscheidet eigentlich über den SPÖ-Vorsitz?
Darüber, wer den SPÖ-Vorsitz einnehmen soll, werden rund 150.000 Parteimitglieder entscheiden. Das Ergebnis der vorgesehenen Befragung wird dann Grundlage für einen außerordentlichen Parteitag sein. Der Parteivorstand hat dies nach einem entsprechenden Vorschlag des Präsidiums einstimmig beschlossen. Die Details der Befragung stehen noch aus und werden erst fixiert.
1. Nikolaus Kowall stammt aus Niederösterreich und war dort Schulsprecher
Nikolaus Kowall ist im niederösterreichischen Lilienfeld aufs Gymnasium gegangen. Dort wurde er 1998 zunächst Schulsprecher. Er wurde Teil der SPÖ-nahen Aktion kritischer SchülerInnen und damit 2000 zum ersten roten AHS-Landesschulsprecher im von der ÖVP dominierten Niederösterreich.
3. Nikolaus Kowall wirkte am Aufbau einer Website für die SPD mit
Im Jahr 2011 absolvierte Nikolaus Kowall vor seiner Rückkehr nach Wien ein Praktikum am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in Düsseldorf. Sein Projekt bestand dabei im inhaltlichen Aufbau der heute noch von der SPD-Fraktion betriebenen Webseite Steuermythen.

4. Nikolaus Kowall ist Doktor der Volkswirtschaft
2003 hat Nikolaus begonnen, an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) Volkswirtschaft zu studieren. Während seines Studiums hat er von 2004 bis 2005 den Verband Sozialistischer Student:innen (VSStÖ) an der WU geleitet. 2008 hat er mit einer Diplomarbeit über die Beziehung zwischen Verteilung und Wachstum abgeschlossen. Sein Doktorat schloss er 2016 ab.
Seit 2019 ist er als Professor für Internationale Makroökonomie an der Fachhochschule des BFI in Wien tätig.
4. Nikolaus Kowall machte Auslandszivildienst
Nikolaus Kowall suchte darum an, einen Auslandszivildienst absolvieren zu dürfen. Von 2009 bis 2010 war er schließlich in einem Tagesheim für Straßenkinder in der argentinischen Hauptstadt.Buenos Aires tätig.
5. Nikolaus Kowall gründete aus Protest gegen die eigene Partei die Sektion 8
Nikolaus Kowall positionierte sich schon während seines Studiums als Kritiker der eigenen Partei SPÖ. Das begann, als der damalige SPÖ-Chef Alfred Gusenbauerals Kanzler 2007 die Regierung leitete und nicht den Wünschen des linken Flügels entsprach. Kowall gründete als Student gemeinsam mit anderen aus Protest die Sektion 8, eine SPÖ-Ortsgruppe in Wien-Alsergrund. Sie verstand sich als „‚sozialdemokratische NGO“. Diese sollte „ein Raum für zivilgesellschaftliches Engagement innerhalb einer Partei“ bieten, so Kowall auf seiner Website. Er leitete die parteikritische Sektion von 2007 bis 2014.
6. Nikolaus Kowall setzte das Verbot des „kleinen Glückspiels“ durch
2011 landete Nikolaus Kowall einen ersten großen politischen Coup. Der damals 28-Jährige trat bei dem damaligen Parteitag der Wiener SPÖ in Lederjacke auf die Bühne und hielt eine Brandrede für das Verbot des „kleinen Glücksspiels“. Damit waren Spielautomaten außerhalb vom Kasinos gemeint, die laut Kowall unzählige Existenzen vernichteten. Die damalige Landesregierung bangte um den Verlust von Millioneneinnahmen. Bei der Abstimmung hoben aber dermaßen viele Delegierte die Hand für das Verbot, dass nicht nachgezählt werden musste.
7. Warum Nikolaus Kowall als SPÖ-Chef kandidiert
Der 40-jährige Bezirksfunktionär aus Wien-Alsergrund will Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil Konkurrenz machen und hat seine Kandidatur auf Twitter bekannt gegeben. „Es findet sich niemand, der es machen möchte, also mache ich es selbst“, schreibt er. Er halte die beiden anderen Kandidat:innen für ungeeignet, „das zu tun, was gerade am wichtigsten für Österreich ist: Dem rechten Populismus Einhalt gebieten.“ Kowall gehört dem linken Flügel der SPÖ an und hält sich mit seiner Kritik an Rendi-Wagner und Doskozil nicht zurück.
Er schreibt auf Twitter: „Hans-Peter-Doskozil war selbst nicht frei davon, die rechtspopulistische Klaviatur zu bedienen. Pamela Rendi-Wagner kann den rechten Populismus nicht aufhalten, wie die letzten Jahre verdeutlicht haben.“ Doskozil habe „Angst, Hysterie und Paranoia, die nach der Flüchtlingsbewegung 2015 einen neuen Höhepunkt erreichten, politisch ausgeschlachtet.“ Rendi-Wagner habe sich „inhaltlich nie klar gegen diese Linie gestellt und erst im letzten November wieder einmal Doskozils Linie beim Thema Asyl übernommen.“
Mehr zum Streit um die SPÖ-Führung? Bitte sehr, hier sind 17 Bilder, die mich genauso kalt erwischen wie Doskozils Parteichef-Bewerbung.