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Frauen verzichten im No Finger February aufs Masturbieren – Sexologin hat eine sinnvollere Idee

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Von: Felicitas Breschendorf

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Challenge No Finger February, TikTok, Screenshot
Frauen fordern sich im No Finger February gegenseitig heraus, nicht zu fingern. © TikTok/ @naomieigenmann/ Screenshot/ Imago/ Zoonar/ Collage/ BuzzFeed News DE

Bei der TikTok-Challenge No Finger February masturbieren Frauen einen Monat lang nicht. Für Frauen, die sich für ihr Genital schämen, sei das kontraproduktiv, findet Sexologin.

Könntest du einen Monat lang auf Masturbation verzichten? Auf TikTok verbreitet sich zurzeit die Challenge „No Finger February“ (NFF): Frauen versuchen dabei, einen Monat lang, sich nicht selbst zu befriedigen. Auch Sex und Pornos schauen sind nicht erlaubt. Aber ist es sinnvoll, sich zu zwingen, nicht zu masturbieren? Wir haben die Sexologin und Sexualtherapeutin Jana Welch nach ihrer Meinung gefragt.

Zur weiblichen Masturbation gehört sowohl die vaginale (zum Beispiel mit dem Finger), als auch die klitorale (wenn du die äußeren Schamlippen und Kitzler streichelst). Für alle Menschen mit Vulva gelten diese beide Optionen ebenso.

No Finger February schadet „Frauen, die sich schwertun mit Masturbieren“

Einen gesundheitlichen Schaden kann man von No Finger February nicht bekommen – das stellt die Sexologin klar. Das Problem liegt an anderer Stelle. Frauen spornen sich auf TikTok gegenseitig an, den No Finger February durchzuziehen. Nach dem Motto: „Wer zieht durch?“ Laut Welch senden solche Aufforderungen das völlig falsche Signal an Frauen.

Body Positivity ist noch immer nicht so stark verbreitet, wie man denkt. „Ganz viele Frauen schämen sich für ihr Genital. Sie legen sich nicht breitbeinig hin und fühlen sich hübsch. Viele sind verunsichert oder vergleichen sich mit anderen, weil zum Beispiel eine Vulvalippe länger ist als die andere (das ist normal!). Oder sie vergleichen ihre Vulva mit ‚Porno Genitalien‘“, sagt Welch gegenüber BuzzFeed News DE. Der No Finger Febraury sei deshalb kontraproduktiv. Statt Frauen zu Masturbation zu motivieren, verbietet die Challenge sie ihnen.

Ähnlich wie der TikTok-Trend „Young & Beautiful“ kann No Finger February negative Auswirkungen auf das Körperbild von Frauen haben. „Frauen, die sich schwertun mit Masturbieren und sich endlich trauen, lesen vom No Finger February und kommen eventuell wieder zurück in ihr altes Schammuster“, sagt Welch gegenüber BuzzFeed News DE. Die Challenge könne zu dem Gedanken führen, dass Masturbieren vielleicht doch nicht gut sei. Womöglich sogar nicht gesund. „Das fände ich sehr traurig. Wir haben ja noch immer eine sehr große Masturbationsgap.“ Damit meint die Sexologin, dass Männer deutlich mehr masturbieren als Frauen.

Masturbation ist „Selbstbestimmtheit“, No Finger February das Gegenteil

Manche TikTokerinnen, die beim No Finger February mitmachen, geben täglich Updates, wie sie sich gerade fühlen. Am zweiten Tag der Challenge (2. Februar) schreibt eine TikTok-Userin etwa: „Ich war in der Schule und da hab ich gar nicht dran gedacht, da ich Ablenkung hatte.“ Sie gibt anderen Frauen, die bei der Challenge mitmachen, ebenfalls den Tipp, sich abzulenken. „Heute Abend wird aber hart“, schreibt sie. Eine andere Userin kommentiert, dass sie durch das Nicht-masturbieren die ganze Nacht nicht schlafen konnte. „Damit kann ich sonst gut einschlafen.“

Die TikTokerinnen wollen sich im No Finger February gegenseitig beweisen, durchzuhalten. Auf Masturbation zu verzichten, bedeutet für sie Stärke. Dabei ist laut Welch genau das Gegenteil der Fall: „Es ist eher Selbstbestimmtheit, wenn ich mich als Frau für meine eigene Lust entscheide und mir nicht von irgendwelchen Leuten vorschreiben lasse, dass ich einen Monat lang nicht kommen soll.“

TikTok-Trends, bei denen der Intimbereich eine Rolle spielt, sind nicht neu: Bei #Vabbing verwenden Frauen ihr Vaginalsekret als Parfüm.

Sexologin fordert #NoVibratorMonth statt #NoFingerFebruary

Wir leben in einer schnelllebigen Welt. Das merkt man zum Beispiel an TikTok-Videos, die immer schneller geschnitten werden. Aber auch die Art, wie wir masturbieren, ist auf Schnelligkeit programmiert. Vibratoren setzen darauf, dass wir sehr zielgerichtet zum Orgasmus kommen, erzählt die Sexologin gegenüber BuzzFeed News DE. „Viele Frauen versuchen, besonders schnell zu kommen und lassen sich wenig Zeit, sich selbst zu erforschen.“

Statt den No Finger February fände sei deshalb einen No Vibrator Month sinnvoll – einen Monat, in dem Menschen auf den Vibrator verzichten. „Sie könnten die hohe Vibration reduzieren und sich alleine mit ihren Fingern begreifen. Dabei lernen sie ihren eigenen Körper besser kennen und können so auch lernen zu kommen.“

Menschen, die schon länger einen Vibrator verwenden, müssen laut Welch im No Vibrator Month Geduld mitbringen. „Am Anfang kann es mühsam sein, auf den Vibrator zu verzichten, weil die Vulva sich an die Vibrationen gewöhnt hat. Normaler penetrativer Sex kann dann schnell mal ‚nichts bringen‘“. Das heißt aber nicht, dass du deinen Vibrator gleich entsorgen musst. „Ich möchte Vibratoren nicht prinzipiell verteufeln – aber es ist sinnvoll, ihn hin und wieder einmal wegzulegen.“

No Finger February für Frauen und No Nut November für Männer sind nicht dasselbe

Entstanden ist der No Finger Febraury als Gegenbewegung zum No Nut November. Bei der November-Bewegung verzichten Männer einen Monat auf Masturbation. Weibliche und männliche Masturbation seien jedoch nicht dasselbe – weshalb aus No Nut November nicht einfach No Finger February gemacht werden könne. „Männer haben einen ganz anderen Zugang zu ihrem Genital, weil sie dieses meist schon in frühster Kindheit entdeckt und berührt haben. Sie kommen natürlich viel schneller zum Orgasmus als wir Frauen“, sagt Welch gegenüber BuzzFeed News DE.

Viele Männer befinden sich laut der Sexologin in einer Ejakulationssucht – teilweise durch zu viel Pornokonsum verursacht. „Das hat relativ wenig mit Selbstliebe zu tun. Es geht oft darum, Stress abzubauen oder sich einfach nur gut zu fühlen. Männer haben bei der Masturbation ein Suchtpotential, das Frauen nur sehr selten haben“, sagt Welch. Ein einmonatiger Verzicht ergebe bei Männern deshalb mehr Sinn als bei Frauen.

Vier Vorteile, die Masturbation für Frauen hat

Was haben Menschen mit Vulva davon, wenn sie masturbieren? Die Sexologin hat gegenüber BuzzFeed News DE vier Vorteile genannt:

Spannend, oder? Hier findest du weitere Dinge, die Frauen über den weiblichen Körper lernen mussten.

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