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Was die Kandidaten zum österreichischen Unwort des Jahres 2022 wirklich bedeuten

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Von: Johannes Pressler

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Montage von links Sebastian Kurz und rechts Wladimir Putin.
„Beinschab-Tool“ und „Putinversteher“ sind zwei der Kandidaten auf das österreichische Unwort des Jahres. © Herbert Pfarrhofer//Sergei Bobylyov/AFP/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Das Voting für das österreichische Unwort des Jahres ist im Gange. Doch was bedeuten die Begriffe überhaupt?

Alle Jahre wieder stellt die Universität Graz (Forschungsstelle Österreichisches Deutsch) gemeinsam mit der Austria Presse Agentur (APA) ein paar besondere Listen zusammen. Welche Wörter und Sprüche haben das letzte Jahr am meisten geprägt? Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei das sogenannte Unwort des Jahres. Gleich für zehn Kandidaten kann die kommenden Wochen abgestimmt werden. Doch wer wird die Nachfolge von „Querdenker“, dem Unwort des Jahres 2021, antreten? Und was bedeuten die einzelnen Begriffe überhaupt?

1. „Beinschab-Tool“

Gleich mit dem ersten Unwort stürzen wir uns tief in die mutmaßlichen Korruptionssümpfe der österreichischen Politik. Der Name stammt von der österreichischen Markt- und Meinungsforscherin Sabina Beinschab. Im Zuge der ÖVP-Korruptionsaffäre soll sie gemeinsam mit Thomas Schmid, damals Generalsekretär im ÖVP-Finanzministerium, und ihrer Geschäftspartnerin Sophie Karmasin gewisse Umfragen manipuliert und deren Veröffentlichung in der Tageszeitung „Österreich“ organisiert haben. Zum Vorteil u. a. von Sebastian Kurz. Dieser Skandal, über den die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) immer noch ermittelt, erhielt den Namen „Beinschab-Tool“.

2. „Denkverbote“

Ein Begriff, der vor allem von Rechtsextremen gerne verwendet wird. Damit sei die Unterdrückung von Meinungen gemeint, die nicht der allgemein gesellschaftlichen Ansichten entsprechen würden. „Denkverbote“ werden auch gerne als Ausrede verwendet, um Verschwörungstheorien zu verteidigen. Jörg Haider und Herbert Kickl sind nur zwei der vielen rechten Politiker, die diesen Begriff in der Vergangenheit schon des Öfteren verwendet haben.

3. „Energiekrise“

Einer der Kandidaten für das Unwort des Jahres, der sich prinzipiell von selbst erklärt. Seit dem Angriff der russischen Truppen auf die Ukraine und die Sanktionen der Europäischen Union (EU) gegen Wladimir Putin zählt die Energieversorgung wöchentlich zu den am meisten diskutierten Thema in Österreich. Ein weiterer Höhepunkt waren die finanziellen Schwierigkeiten der Wien Energie im August.

4. „Heizschwammerl“

Passend zur Energiekrise scheint auch die Debatte um die Heizschwammerl kein Ende zu nehmen. Der Grund ist der große Energieaufwand dieser Heizungen in Winterschanigärten. Laut Greenpeace verbrauchen nämlich fünf Heizschwammerl in einer Saison so viel Energie und Strom wie ein Einfamilienhaus in einem ganzen Jahr. Das steht im Widerspruch zu den Parolen der Bundesregierung, heuer im Winter so energiesparend wie möglich zu leben.

Heizkörper im Schanigarten.
Die viel diskutierten Heizstrahler in den Winterschanigärten. © Jeff Mangione/KURIER/APA-PictureDesk

5. „Kamikaze-Drohne“

Dieses Wort bringt uns wieder zurück zum Ukraine-Krieg. Kamikaze-Drohnen sind eines der Angriffsmittel der russischen Truppen. Diese Fluggeräte sind besonders unbeliebt, weil sie klein und laut sind sowie auf Distanz zuschlagen können. Warum die Kamikaze-Drohnen so besonders gefährlich sind: Weil sie vielen Luftabwehrsystemen aufgrund ihrer Wendigkeit ausweichen können. Teilweise sind ganze Schwärme dieser Luftfahrzeuge im Umfeld. Russland soll diese Waffen aus dem Iran geliefert bekommen haben.

6. „Kulturelle Aneignung“

Eine weitere Angelegenheit, die dieses Jahr äußerst hitzig wurde. Bei „kultureller Aneignung“ geht es im Grunde darum, wenn Personen einer „dominanteren Kultur“ gewisse Elemente einer „Minderheitskultur“ übernehmen. Bestes Beispiel sind weiße Leute, die Dreadlocks tragen. Die Diskussion führte sogar zu Konzertabsagen von weißen Musikern.

7. „Putinversteher“

Erstmals tauchte dieses Unwort bereits 2014 während des bewaffneten Konflikts auf der ukrainischen Halbinsel Krim auf. Im Grunde sind Putinversteher solche Menschen, die die Politik von Wladimir Putin verteidigen. Gleiches gilt für den Begriff Russlandversteher. Vor allem rechte Parteien in Europa neigen zu dieser Position - insbesondere seit des Ausbruchs des Ukraine-Kriegs.

8. „Pull-Faktor (Sachslehner)„

Das Push-Pull-Modell der Migration ist eine Migrationstheorie aus den 1960er Jahren. Dabei geht es vor allem um wirtschaftliche Motivationen. Bei Pull soll es sich dabei vor allem um Faktorenhandeln, die Menschen zu einem Ort hinziehen. Insbesondere die ÖVP - allen voran Laura Sachslehner - verwenden diesen Begriff immer wieder gerne in ihrer Asylpolitik, um so zu argumentieren, warum geflüchtete Menschen nach Österreich kommen. Sogar der Klimabonus soll ein „Pull-Faktor“ für Asylwerber:innen gewesen sein, meinte Sachslehner.

ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner spricht.
Laura Sachslehner und ihr geliebter „Pull-Faktor“. © Herbert Pfarrhofer/APA-PictureDesk

9. „Vollkaskomentalität“

Die Inflation beschäftigt uns mittlerweile tagein, tagaus. Das gilt auch für die Regierung und die zahlreichen Gesetzespakete, die die Bevölkerung entlasten soll. Laut Gabriel Felbermayr, dem Chef Forschungsinstituts Wifo, herrsche in Österreich jedoch eine „Vollkaskomentalitä“t. Bei uns werde nämlich viel mehr getan wird, als Armen zu helfen. Gleichzeitig gäbe es gleichzeitig viel Geld für Haushalte, die diese Hilfe gar nicht wirklich brauchen würden.

10. „zeitnah“

Der einzige Kandidat für das Unwort des Jahres, der kein Hauptwort ist. Ein klassisches Wort aus der Politik, wenn man eine Maßnahme ankündigt, ohne sich noch auf ein gewisses Datum fixieren zu wollen - „zeitnah“ eben .Kennen wir nur zu gut von der österreichischen Corona-Politik, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen.

Über das deutsche Jugendwort des Jahres wurde übrigens schon abgestimmt.

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