In der Pandemie wurden die Reichen reicher und die Armen ärmer - ja auch in Österreich

Die Corona-Pandemie hat die Lücke zwischen Arm und Reich noch größer gemacht. Die zehn reichsten Männer der Welt wurden während der Krise noch reicher.
Das zeigt eine Studie der Entwicklungshilfe Oxfam.
In a Nutshell
- Was ist passiert? Die Entwicklungshilfe Oxfam hat eine neue Studie herausgebracht. Sie zeigt, dass die reichsten Männer ihre Vermögen während der Pandemie verdoppeln konnten. Gleichzeitig sank das Einkommen von 99 Prozent der Menschen.
- Was bedeutet das? Die soziale Ungleichheit ist durch die Krise noch weiter verschärft worden.
- Wieso interessiert dich das? Auch die 100 reichsten Österreicher:innen konnten von der Pandemie profitieren. Gleichzeitig mussten Österreichs Haushalte mit einem starken Einkommensverlust klarkommen. Oxfam fordert ein neues Wirtschaftssystem, in dem nicht der Profit, sondern das Gemeinwohl an erster Stelle steht.
Die Corona-Krise belastet alle. Alle? Nein! Die Reichen scheint es nicht zu treffen
Zwei Jahre lang leben wir bereits in einem Ausnahmezustand. Die Pandemie hat unseren Alltag gravierend verändert. Wir mussten uns durch Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling kämpfen. Veranstaltungen wurden abgesagt. Restaurants mussten schließen. Viele Leute haben durch die Corona-Krise ihren Job verloren. Weltweit schlitterten laut der Oxfam-Studie 160 Millionen zusätzliche Menschen aufgrund der Pandemie in die Armut.
Einer kleinen Gruppe an Menschen scheint die Pandemie aber gar nichts auszumachen. Im Gegenteil. Die zehn reichsten Männer der Welt wurden in den letzten Jahren noch reicher. Ihr Vermögen hat sich zwischen März 2020 und November 2021 verdoppelt. „Für Milliardäre gleicht die Pandemie einem Goldrausch“, erklärte Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Bereits letztes Jahr berichtete die Entwicklungsorganisation von einer zunehmenden sozialen Ungleichheit während der Krise.
Oxfam fordert neues Wirtschaftssystem
Oxfam kritisiert die in unserer Gesellschaft vorherrschenden Machtverhältnisse. Das Problem der wachsenden sozialen Ungleichheit sei auf unser Wirtschaftssystem zurückzuführen. Die Entwicklungsorganisation fordert daher ein System, in dem es um das Gemeinwohl geht.
Wenn Profite für Konzerne und ihre Eigentümer:innen mehr zählen als der Schutz von Menschenrechten und des Planeten, wenn aus Kostengründen eine notwendige medizinische Behandlung verwehrt wird, wenn das Geld nicht reicht, um sich gesund zu ernähren oder Arbeitsbedingungen krank machen, dann erfahren Menschen Gewalt. Davon betroffen sind wir alle, allerdings nicht in gleichem Maße: Menschen, die in Armut leben, Frauen, Mädchen und Angehörige von Gruppen, die rassistisch diskriminiert werden, sind besonders betroffen.
Österreich ist nicht besser durch die Krise gekommen als andere Länder
Ja, auch in Österreich verstärkt die Krise soziale Ungleichheiten. „Österreich ist besser durch die Krise gekommen als andere Länder“, erklärte der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz noch im April 2020, also am Anfang der Pandemie. Jetzt, zwei Jahre später, sieht die Sache schon anders aus. Zum Beispiel sank laut Industriestaatenorganisation OECD das verfügbare Einkommen der österreichischen Haushalte um 5,8 Prozent. Gleichzeitig ist das Vermögen der 100 reichsten Österreicher:innen laut der NGO Attac im Jahre 2021 von 25 Milliarden auf ganze 205 Milliarden Euro angewachsen.
Zwar gab es in Österreich Hilfeleistungen vonseiten der Politik. Der erhöhte Familienbonus und die Lohn- und Einkommenssteuersenkung brachten aber vor allem für mittlere und höhere Einkommen Vorteile. Gleichzeitig sind es Menschen in schlechter behalten Jobs, die in der Krise unersetzlich sind: systemrelevante Berufe wie die Pflege, Reinigungskräfte oder Supermarktmitarbeiter:innen etwa, die in unserer Gesellschaft aber noch immer ein geringes Ansehen haben. Hier muss sich definitiv etwas ändern.