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Selenskyj und Steinmeier – Präsidialamt dementiert Spiegel-Bericht

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Von: Nadja Austel

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit dem Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selensky. (Archivbild)
Seinen persönlichen Unmut soll Steinmeier im Telefonat mit Seleskyj laut Bericht des Spiegel gezeigt haben. (Archivbild) © Imago/Bernd Elmenthaler

Einen „historischen Affront“ habe Steinmeier im vertraulichen Telefonat die Ausladung genannt. Doch so unwirsch, wie berichtet, sei er nicht geworden.

Kiew – Mitte April 2022 hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) in die Ukraine reisen wollen. Kurz vor Antritt der Reise teilte er jedoch mit, die ukrainische Regierung habe seinen Besuch in Kiew abgelehnt. Einen „bemerkenswerten Vorgang“ hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Absage kommentiert.

Das Geschehen sorgte für Unmut, nicht zuletzt beim Bundespräsidenten. Ein klärendes Telefonat soll es zwischen diesem und dem ukrainischen Präsidenten, Wolodymyr Selenskyj, daraufhin gegeben haben. Einem Bericht des Spiegels zufolge sollen nun brisante Details aus dem Telefonat zwischen Steinmeier und Selenskyj bekannt sein. Der Bericht vom Freitag (8. Juli) beruft sich auf „viele Gespräche mit beiden Seiten“, anhand derer man den Ablauf des Telefonates habe nachzeichnen können. Steinmeier habe Selenskyj dabei persönlich spüren lassen, dass ihn die Absage der ukrainischen Führung noch lange beschäftigt habe.

Steinmeier im Telefonat mit Selenskyj: „Bitte ersparen Sie sich selbst und mir, dass ich das jetzt alles vorlese“

Obwohl Selenskyj zu Beginn des Gespräches sein Bedauern über das „Missverständnis“ und Dankbarkeit für die Hilfe vonseiten Deutschland ausgedrückt haben soll, habe Steinmeier darauf beharrt, dass er eine Erklärung für die vorangegangene Ausladung erwarte. Als einen „historischen Affront“ und inakzeptable „Verletzung der diplomatischen Gepflogenheiten“ habe er diese bezeichnet. Auch ein von Selenskyj angebotener Ausweichtermin habe den Bundespräsidenten nicht besänftigen können.

Selenskyj habe schließlich beteuert, nichts von dem Vorgang gewusst zu haben. Daraufhin soll Steinmeier laut Bericht des Spiegels „unwirsch“ geworden sein. Er habe den gesamten Schriftverkehr vor sich liegen. „Bitte ersparen Sie sich selbst und mir, dass ich das jetzt alles vorlese.“ Der Spiegel beruft sich in seinem Bericht auf „Schilderungen mehrerer Beteiligter“. Während des Telefonats seien ein Dolmetscher und Mitarbeiter beider Seiten anwesend gewesen sein.

Steinmeier gegenüber nach „gebührend geknickter Reaktion“ Selenskyjs besänftigt

Nach Erscheinen des Spiegel-Berichts dementierte das Präsidialamt gegenüber der Bild die Richtigkeit der Angaben. Das Zitat („Bitte ersparen Sie sich selbst und mir, dass ich das jetzt alles vorlese.“) sei weder wörtlich noch sinngemäß gefallen. Das Telefonat zwischen Bundespräsident Steinmeier und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj am 5. Mai sei darauf ausgerichtet gewesen, Irritationen der Vergangenheit auszuräumen. Wie der Spiegel weiter berichtet, habe das Bundespräsidialamt auf Anfrage bezüglich des Telefonats und des fraglichen Zitats mitgeteilt, man berichte nicht aus vertraulichen Gesprächen.

Nachdem sich Steinmeier respektive das Präsidialamt gegen die Darstellung des Spiegels gewehrt hatte, fügte die Spiegel-Redaktion einen Hinweis auf die Darstellung und proklamierte Richtigstellung des Amtes hin. Laut Spiegel sei das Telefonat „Schilderungen mehrerer Beteiligter zufolge“ im Weiteren so verlaufen, dass Selenskyj Steinmeier mehrfach erneut beschwichtigt habe, woraufhin dieser schließlich eingelenkt habe.

Die „gebührend geknickte Reaktion des Ukrainers“ habe dies bewirkt. Im Präsidialamt sei „mancher noch heute überrascht, mit welcher Beharrlichkeit der ansonsten so vorsichtige Steinmeier den Ukrainer zur Rede stellte. Aber auch ein wenig stolz, dass der Chef die Schmach der Ausladung nicht einfach geschluckt hat“, so der Bericht des Spiegels. (na)

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