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„Stadt existiert nicht mehr“: Mariupol-Katastrophe bahnt sich an - Zivilisten aus Angst in Ukraine-„Festung“

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Von: Astrid Theil, Bettina Menzel, Kathrin Reikowski, Bedrettin Bölükbasi

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Im Ukraine-Krieg tobt der Kampf um die Hafenstadt Mariupol. Allerdings gibt es Meldungen über russische Probleme. Der News-Ticker.

Update vom 18. April, 10.33 Uhr: Die russischen Streitkräfte sind nach ukrainischen Angaben in die Kleinstadt Kreminna im Gebiet Luhansk einmarschiert. „In der Nacht konnte der Feind bis Kreminna vorstoßen, nur festsetzen konnte er sich dort nicht. Die Kämpfe direkt in der Stadt halten an“, teilte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag auf seiner Facebook-Seite mit.

Kreminna sei neben der Stadt Rubischne, um die seit eineinhalb Monaten erbittert gekämpft werde, derzeit der größte Krisenherd, so Hajdaj. Russische Panzertechnik sei in großem Umfang in die Stadt eingefahren. Zudem berichtete Hajdaj über den massiven Beschuss der Stadt, durch den mehrere Wohnhäuser und ein Sportkomplex beschädigt worden seien. Der ukrainische Generalstab hatte in seinem Lagebericht zuvor mitgeteilt, dass die russischen Angriffe abgewehrt worden seien. Die Berichte können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Ukraine-Krieg-News: Vorbereitungen auf russische Großoffensive

Update vom 18. April, 9.05 Uhr: Die Ukrainer rüsten sich für den russischen Großangriff im Donbass, in Mariupol werden die Verteidiger immer weiter zurückgedrängt und verschanzen sich in einem Stahlwerk. Ein weiterer General der Angreifer soll gefallen sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befürchtet das Schlimmste für die Region. Alle weiteren militärischen Entwicklungen gibt es in unserem neuen Ticker.

Update vom 18. April, 7.14 Uhr: Auf dem umkämpften Gelände des Stahlwerks Asowstal in Mariupol befinden sich nach Angaben örtlicher Behörden neben ukrainischen Truppen auch zahlreiche Zivilisten. Die Menschen hätten sich dort vor Beschuss während der wochenlangem Belagerung der Stadt durch das russische Militär versteckt. Das sagte der Chef der Streifenpolizei von Mariupol, Michajlo Werschinin, in der Nacht zum Montag dem Lokalfernsehen.

„Sie trauen den Russen nicht. Sie sehen, was in der Stadt vor sich geht, und bleiben deswegen auf dem Werksgelände“, sagte er. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. In dem riesigen Stahlwerk, zu dem auch unterirdische Anlagen gehören, sollen sich mehrere Tausend ukrainische Verteidiger der Stadt verschanzt haben. Große Teile von Mariupol befinden sich inzwischen unter Kontrolle des russischen Militärs.

In Mariupol hielten sich noch circa 100.000 Einwohner auf, sagte Werschinin. Die russischen Truppen ließen sie für Essen Trümmer räumen sowie Leichen bergen und in Massengräbern beerdigen, behauptete er. Mariupol hatte vor dem Krieg rund 400..000 Einwohner. Nach der langen Belagerung und dem Dauerbeschuss werden Tausende Tote unter den Zivilisten befürchtet.

Ukraine wirft Russland geplante „Auslöschung“ Mariupols und des Donbass vor

Update vom 18. April, 6.13 Uhr: Die ukrainische Regierung hat Russland vorgeworfen, die östlichen Teile des Landes „auslöschen“ zu wollen. Selenskyj sagte am Sonntagabend in einer Videobotschaft, dass die russischen Soldaten „den Donbass buchstäblich erledigen und zerstören“ wollten. Sein Außenminister Dmytro Kuleba sagte dem US-Sender CBS unterdessen, dass die verbliebenen ukrainischen Soldaten in der belagerten Hafenstadt Mariupol nicht aufgeben. Diese hatten zuvor ein russisches Ultimatum verstreichen lassen.

Kuleba sagte: „Die Reste der ukrainischen Armee und eine große Gruppe von Zivilisten sind von den russischen Streitkräften umzingelt. Sie setzen ihren Kampf fort.“ Er warnte jedoch, „dass die russische Armee, so wie sie sich in Mariupol verhält, beschlossen hat, die Stadt um jeden Preis auszulöschen.“ Zuvor hatte Regierungschef Denys Schmyhal bereits versichert, die strategisch wichtige Hafenstadt sei noch immer „nicht gefallen“.

Russland hatte den in Mariupol verbliebenen ukrainischen Kämpfern eine Frist bis Sonntagmittag gesetzt, um ihre Waffen niederzulegen. Andernfalls drohte Moskau ihnen mit dem Tod. Nach Verstreichen des Ultimatums befanden sich aber offenbar weiter ukrainische Soldaten in den Stahlwerken von Mariupol.

Ukraine-Krieg: Kampf um Mariupol dauert an

Update vom 17. April, 20.33 Uhr: Der Kampf um die belagerte südukrainische Hafenstadt Mariupol dauert auch nach dem Verstreichen eines russischen Ultimatums an. Der ukrainische Generalstab berichtete am Sonntagabend von russischen Raketen- und Bombenangriffen auf die Stadt mit früher mehr als 400 000 Einwohnern. Dabei kämen auch Überschallbomber vom Typ Tu-22M3 zum Einsatz. Besonders in der Nähe des Hafens und des Stahlwerks Asowstal gebe es Angriffsversuche.

Regierungschef Denys Schmyhal sagte dem US-Sender ABC, die Stadt sei nicht gefallen. Die ukrainischen Soldaten würden in Mariupol „bis zum Ende kämpfen“. Außenminister Dmytro Kuleba berichtete im US-Sender CBS, die eigenen Truppen seien „im Grunde eingekreist“ von russischen Truppen, die Mariupol dem Erdboden gleichmachen wollten. Wörtlich sagte Kuleba: „Die Stadt existiert nicht mehr.“

Russland hatte den ukrainischen Truppen in Mariupol zuvor mit Vernichtung gedroht. Die Einheiten sollen sich nach russischen Angaben in dem Stahlwerk verschanzt haben. Ein Ultimatum, die Waffen bis zum Sonntagmittag niederzulegen und sich zu ergeben, ließen die Ukrainer verstreichen. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor wiederholt erklärt, alles zur Rettung der strategisch wichtigen Stadt tun zu wollen. Mariupol liegt im Gebiet Donezk, das Moskau komplett unter Kontrolle bringen will.

Update vom 17. April, 18.29 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts des befürchteten russischen Großangriffs im Osten des Landes harte Gegenwehr angekündigt. „Wir werden unser Territorium nicht aufgeben“, sagte Selenskyj dem US-Nachrichtensender CNN laut englischer Übersetzung in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview. Die Schlacht in der Region Donbass könne den Verlauf des gesamten Krieges beeinflussen. Die Ukraine müsse sich daher behaupten.

Selenskyj sagte, es sei wichtig, wenn möglich einen Dialog mit Russland zu finden. Nach den Gräueltaten gegen Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha und anderen Orten sei das aber schwierig. „Unsere Gesellschaft will nicht, dass wir die Gespräche fortsetzen. Das ist eine große Tragödie.“ Zugleich forderte er vom Westen so schnell wie möglich weitere militärische Ausrüstung.

Ukraine-Krieg: Nächster Putin-General gefallen

Update vom 17. April, 13.39 Uhr: Offenbar ist ein weiterer russischer General gefallen. Nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass ist der stellvertretende Befehlshaber der 8. russischen Armee, Vladimir Petrovich Frolov, tot. Er soll bei Gefechten in der Donbass-Region ums Leben gekommen sein und wurde demnach bereits in Sankt Petersburg beerdigt.

Ukraine meldet: Versorgungsprobleme und Unzufriedenheit bei Russland-Soldaten

Update vom 17. April, 8.04 Uhr: Die Bewegung russischer Einheiten aus den Regionen Kursk, Brjansk und Woronesch in das Territorium der Ukraine dauert offenbar an. Das teilt der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine am Sonntagmorgen auf Facebook mit. Auf ukrainischem Territorium stationierte Einheiten der Streitkräfte der Russischen Föderation sollen demnach erhebliche Versorgungsprobleme haben. Gleichzeitig konnten sie erhebliche Munitionsvorräte anhäufen, so der ukrainische Generalstab weiter. Die Unzufriedenheit in den russischen Truppen soll ukrainischen Angaben zufolge wachsen. Die Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

In Richtung Donezk und Tavriya setzte Russland nach Angaben der Ukraine seine Luftangriffe auf Mariupol fort. Zudem sollen offenbar Angriffsoperationen in der Nähe des Seehafens durchgeführt worden sein. Einheiten der 810. und 155. unabhängigen Marinebrigade sollen demnach „vermutlich“ für eine Landungsmarineoperation vorbereitet werden. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte gab an, diese Informationen derzeit abzuklären.

In Donezk und Luhansk sollen in den letzten 24 Stunden zehn russische Angriffe abgewehrt worden sein. Zudem habe die Ukraine fünfzehn Panzer, vierundzwanzig gepanzerte Einheiten und zehn Fahrzeuge sowie drei feindliche Artilleriesysteme zerstört. Von russischer Seite wurden diese Informationen zunächst nicht bestätigt.

Ukraine-Krieg: Offenbar Reste von chemischem Kampfstoff gefunden – „Sarin und weitere Substanzen“

Update vom 16. April, 19.30 Uhr: Laut dem Bürgermeister der nordukrainischen Stadt Trostjanez, Yurij Bowa, wurden nach dem Aufenthalt der russischen Armee im Dorf Bilka wenige Kilometer im Norden der Stadt Reste von chemischen Kampfstoffen wie Sarin gefunden. „Wir haben Reste von chemischen Waffen im Dorf Bilka gefunden – Sarin und weitere Substanzen“, zitierte die ukrainische Staatsagentur Ukrinform den Bürgermeister. Sicherheitsbehörden würden sich nun mit dem Fund befassen. „Es ist möglich, dass die Invasoren diese chemischen Stoffe in Kiew, Poltawa und weiteren Städten nutzen wollten“, so Bürgermeister Bowa.

Ukraine-Krieg: Russland weitet Angriffe nach Sinken des Kriegsschiffs Moskwa aus

Erstmeldung vom 16. April, 10.53 Uhr: Kiew/Moskau/Berlin - Am Freitag und in der Nacht zum Samstag hat Russland die Angriffe im Ukraine-Krieg* ausgeweitet. Das russische Verteidigungsministerium hatte angekündigt, dass „Anzahl und Umfang der Raketenangriffe auf Ziele in Kiew“ als Reaktion auf „terroristische Angriffe oder Sabotageakte des nationalistischen Kiewer Regimes auf russischem Territorium zunehmen“ werde. Die aktuelle Ausweitung der Angriffe gilt als Reaktion auf das gesunkene Kriegsschiff Moskwa*.

Wie tagesschau.de berichtet, war am Samstagmorgen in weiten Teilen des Landes Luftalarm zu hören, aus Kiew* und Lwiw im Westen der Ukraine wurden Explosionen gemeldet. Bei einem Raketenangriff auf einen Rüstungskomplex nahe Kiew wurden nach Angaben eines AFP-Reporters eine Werkstatt und ein Verwaltungsgebäude zerstört, wo „Neptun“-Raketen produziert wurden, welche auch nach US-Erkenntnissen auf die gesunkene Moskwa abgefeuert wurden.

Atomwaffen im Ukraine-Krieg? Welche weiteren Entwicklungen sind zu befürchten?

Schwere Bombenangriffe gab es auch auf den Osten des Landes. Bei einem Angriff auf Busse, die Menschen aus der Ostukraine in Sicherheit bringen sollten, waren am Freitag in der Region Charkiw mindestens sieben Zivilisten getötet und 27 weitere verletzt worden. Die ostukrainische Großstadt Sjewjerodonezk soll zu 70 Prozent zerstört sein. Diese ukrainischen Angaben konnten bisher nicht unabhängig überprüft werden.  

„Russland ist ein Menschenleben nichts wert“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem CNN-Interview. Er geht demnach davon aus, dass Russland vor dem Einsatz von taktischen Atomwaffen und Chemiewaffen nicht mehr zurückschrecken werde. Die ganze Welt solle darauf vorbereitet sein. Auch die CIA hatte von Erkenntnissen zum geplanten Einsatz von atomaren Waffen gesprochen. Dies und weitere bisherige Entwicklungen lesen Sie in unserem Ukraine-Krieg-Ticker vom Freitag.

Ukraine-Krieg: Deutscher Militärexperte findet keine Worte für Leiden im Osten der Ukraine

„Das Ganze ist eine Dimension, die alles das, was ich gesehen habe, übersteigt, aus persönlichem Erleben“, meint Hans-Lothar Domröse, ehemaliger Nato-General, mit Blick auf den Osten der Ukraine. In einem Spiegel-Interview sagte er: „Ich habe leider Tote und Gefallene gesehen, aber in diesem Ausmaß, diese Zerstörung, das übersteigt alles. Die Menschen im Osten der Ukraine sind ja teilweise acht Jahre im Krieg, alle müde, alle gucken irgendwie geradeaus, wie hohl, gucken durch einen durch. Millionen Menschen sind doch traumatisiert!“

Wie andere internationale Militärexperten geht er davon aus, dass Russland* bis zum 9. Mai die so genannte „Befreiung“ der Ostukraine abgeschlossen haben will. Ein Dreieck zwischen Krim, Charkiw und Mariupol von 400 auf 250 Kilometern solle aus der Ukraine herausgetrennt werden. „Das ukrainische Militär, auch die Zivilbevölkerung, muss eine gewaltige Walze befürchten. Wir sehen Grosny, Aleppo vor Augen, Tschetschenien gewissermaßen, und die walzen sich einfach durch und sagen: Egal was ist. Ich unterstelle, dass der Auftrag so lautet“, sagte Domröse. Für die Ukraine* könne das nur heißen, mehr Menschen zu evakuieren und gleichzeitig Stand zu halten. (kat) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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