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Weihnachtsansprache im Kriegs-Winter: Steinmeier lobt „Großherzigkeit“ im Land – und will „gerechten Frieden“

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Von: Florian Naumann

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Frank-Walter Steinmeier bei der Aufzeichnung der Weihnachtsansprache 2022.
Frank-Walter Steinmeier bei der Aufzeichnung der Weihnachtsansprache 2022. © Tobias Schwarz/Pool/AFP

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt zwei große Themen in seiner Weihnachtsansprache 2022: den Ukraine-Krieg und die Folgen – sowie den Klimawandel.

Berlin – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirbt in seiner Weihnachtsansprache 2022 um Zuversicht – gerade angesichts der Folgen des Ukraine-Kriegs. „Ja, dies sind raue Zeiten. Wir stehen im Gegenwind“, sagte Steinmeier. „Und dennoch: Gerade Weihnachten ist der richtige Moment, auf das zu schauen, was uns Zuversicht gibt. Und das gibt es.“

Ein baldiges Ende des blutigen russischen Angriffskrieges stehe allerdings nicht in Aussicht, räumte das deutsche Staatsoberhaupt ein. „Der brutale russische Überfall auf die Ukraine, die Rückkehr des Krieges nach Europa, das entsetzliche Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer, auch die Furcht vor einer Ausweitung der Kämpfe, all das verstört und verängstigt viele Menschen in unserem Land“, sagte Steinmeier. Zugleich mahnte der Bundespräsident, den Kampf gegen den Klimawandel nicht zu vernachlässigen.

Steinmeiers „Weihnachtswunsch“: „Zuversicht mitnehmen ins neue Jahr“

„Wenn dieses Jahr ein Gutes hatte, dann doch die Erfahrung: Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit“, sagte Steinmeier Vorabberichten zufolge. „Und deshalb ist es mein Weihnachtswunsch, dass wir diese Zuversicht mitnehmen ins neue Jahr. Dass wir alles stärken, was uns verbindet.“ Die Ukraine behaupte sich gegen die russischen Angriffe mit großem Mut. Europa stehe zusammen. „Und unser Land wächst in der Herausforderung wieder einmal über sich hinaus. Wir sind nicht in Panik verfallen, wir haben uns nicht auseinandertreiben lassen.“

Der demokratische Staat mildere die härtesten Belastungen. In den Unternehmen arbeiteten viele daran, gestärkt aus der Krise zu kommen. „Und Sie alle haben mitgeholfen“, sagte Steinmeier zu den Menschen in Deutschland. „Ich weiß, wie viel diese Krise Ihnen allen abverlangt, dass viele sich einschränken müssen. Aber unsere Großherzigkeit im Umgang miteinander, die kann uns niemand nehmen.“ Steinmeier dankte den Menschen in Deutschland für ihr Engagement und ihre Mitmenschlichkeit, die dazu beigetragen hätten, „das Leben für andere ein wenig heller zu machen“.

Steinmeier lobt Menschen in Deutschland für Umgang mit Ukraine-Krieg: „Bin stolz auf unser Land“

„Wir waren in diesem Jahr zu so viel mehr fähig, als wir uns womöglich selbst zugetraut hatten“, sagte der Bundespräsident. Die Menschen hätten beherzt gehandelt, als Hilfe erforderlich gewesen sei. Sie seien füreinander eingestanden. „Ich bin stolz auf unser Land, in dem so viele Menschen anpacken - nicht weil sie müssen, sondern weil sie Verantwortung empfinden für andere und für die Gemeinschaft.“ Was Deutschland und seine Bürgerinnen und Bürger im Kern ausmache, das Land immer stark gemacht habe, das habe Bestand: „Wir sind kreativ, fleißig und solidarisch. Und daraus können wir die Kraft und die Hoffnung schöpfen für das neue Jahr.“

Sendetermine für Frank-Walter Steinmeiers Weihnachtsansprache

25. Dezember, 19.08 Uhr: ZDF

25. Dezember, 20.10 Uhr: Das Erste

Hoffnungen mit Blick auf den Ukraine-Krieg dämpfte Steinmeier. Zwar sei es der sehnlichste Wunsch, dass wieder Friede herrsche. „Aber dieser Friede ist noch nicht greifbar. Und es muss ein gerechter Friede sein, der weder den Landraub belohnt noch die Menschen in der Ukraine der Willkür und Gewalt ihrer Besatzer überlässt.“ Bis Friede einkehren könne, sei es ein Gebot der Menschlichkeit, den Angegriffenen, den Bedrohten und Bedrückten beizustehen. „Auch damit setzen wir im Dunkel des Unrechts ein Licht der Hoffnung.“

Steinmeier mahnt zur Versöhnung im Klimastreit – Appell an „letzte Generation“ und ihre Kritiker

Steinmeier mahnte, dass trotz dieser Sorgen der Kampf gegen den Klimawandel nichts an Dringlichkeit verloren habe. Er brauche alle im Land. Der Bundespräsident sprach mehr oder minder direkt auch die Mitglieder der Aktivisten-Gruppe „letzte Generation“ an – ebenso wie deren Kritiker. „Ich wünsche mir, dass die Älteren auch spät im Leben noch einmal bereit sind, sich zu verändern. Und dass die Jüngeren sich engagieren, dass sie kritisch sind – ohne der Sache des Klimaschutzes zu schaden, indem sie andere gegen sich aufbringen.“

Gebraucht würden sowohl der Ehrgeiz der Jungen wie die Erfahrung der Alten, sagte Steinmeier. „Denn wir alle haben doch ein gemeinsames Ziel: dass die Jüngeren nicht die ‚letzte Generation‘ sind, sondern die erste Generation einer klimafreundlichen Welt.“ Die komplette Aufzeichnung der Ansprache strahlen ARD und ZDF am Sonntagabend (25. Dezember) aus.

Steinmeier war im Februar – kurz vor Beginn der russischen Invasion in die Ukraine – für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident wiedergewählt worden. „Ich kann Präsident Putin nur warnen, unterschätzen Sie nicht die Stärke der Demokratie“, hatte er damals unter dem Applaus der Mitglieder der Bundesversammlung gesagt. (dpa/fn/AFP)

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