Sechs Monate Krieg in der Ukraine: „Wir können nicht tatenlos zusehen“

Seit einem halben Jahr dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine an - mit verheerenden psychischen Folgen für die geflüchteten Menschen.
Es war am 24. Februar 2022, als russische Truppen in die Ukraine einmarschierten. Der 24. August bedeutet aber nicht nur, dass seit einem halben Jahr Krieg herrscht, sondern markiert auch den 31. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion. Über sechs Millionen Menschen - darunter die 19-jährige Polina Budagovska - mussten ihre ukrainische Heimat seit Kriegsausbruch verlassen und begaben sich auf die Flucht. Solche Ausnahmezustände bringen nicht nur körperliche Strapazen mit sich, sondern auch psychische. Die Hilfsorganisation CARE Österreich fordert daher besseren Zugang zu psychosozialer Hilfe.
Ukraine-Krieg: Psychische Folgen für Geflüchtete
Depressionen, Angstzustände und posttraumatische Belastungsstörungen. Das sind nur einige der Symptome, die aufgrund der Flucht vor einem Krieg entstehen können. Schätzungen zufolge betrifft das ein Drittel der betroffenen Menschen - vor allem Frauen und Kinder. Umso wichtiger sei es laut CARE Österreich, denjenigen zu helfen, die an einem chronischen Kriegstrauma leiden. Gemeinsam mit Partnerorganisationen stellt die Hilfsorganisation in der Ukraine, Polen und Rumänien geschultes Personal ein, um psychosoziale Hilfe zu leisten.
Eine dieser Helferinnen ist Sarah Easter von CARE Österreich. Sie war bis vor kurzem selbst in der Ukraine. „Wir können nicht tatenlos zusehen, wenn Frauen und Kinder unter ständiger psychischer Belastung und deren Komplikationen leiden. Frauen erzählten mir von Raketen, die durch ihre Wohnungen flogen, und von Leichen, die sie auf der Straße gesehen hatten. Oft fehlt ihnen die Möglichkeit, mit dem Erlebten umgehen zu können“, so Easter per Presseaussendung von CARE Österreich. Psychosoziale und psychische Unterstützung müsse daher für alle verfügbar und zugänglich ein.

CARE Österreich und Co: Hilfsorganisationen im Großeinsatz
Seit Februar und dem Beginn des Ukraine-Kriegs hat CARE Österreich gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen mehr als 466.000 von der Krise betroffenen Menschen erreicht. Die meisten davon Frauen und Mädchen in der Ukraine, Polen, Rumänien, Georgien und Deutschland. Die humanitäre Hilfe reicht von psychosozialer Hilfe über Bargeld und Nahrungsmitteln bis zu Unterkünften und Bildungsangeboten. Damit ist CARE Österreich natürlich nicht alleine.
Das österreichische Rote Kreuz ist derzeit mit drei Teams in der Ukraine und unterstützt Gastfamilien, vulnerable Personen und Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Hilfsgüter, Geld- und Gutscheine, Unterkünfte und medizinische Versorgung liefert das Rote Kreuz. Gleiches gilt für Jugend Eine Welt, eine Hilfsorganisation mit Sitz in Wien. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat Jugend Eine Welt gemeinsam mit Projektpartnern die Leidtragenden laut eigenen Angaben mit rund einer Million Euro unterstützt.
Nach einem halben Jahr Krieg in der Ukraine gibt es aber auch gute Nachrichten: Über 900 ukrainische Kinder konnten im Sommer einen Gratis-Deutschkurs in Österreich besuchen.