„Viele Ausbildungen kosten Geld“: Gesundheitsminister reagiert auf Gehalt für Pflege-Schüler:innen

Mit 2.300 Euro Gehalt für Pflege-Schüler:innen feiert Kuchl Erfolge. Gesundheitsminister Rauch will mit deutlich niedrigeren Summen Auszubildende finden.
Die Gemeinde Kuchl in Salzburg freut sich über viele Bewerbungen für offene Stellen im Pflegebereich. Die Salzburger Ortschaft hat Interessent:innen mit vollem Gehalt für Pflege-Schüler:innen angelockt. Rund 2.300 Euro erhalten Auszubildende. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Die Grünen) sieht in dem Erfolg offenbar eine Ausnahme. „Grundsätzlich ist eine Bezahlung während einer Ausbildung unüblich“, sagt Rauch in einer Stellungnahme zu BuzzFeed Austria, „im Gegenteil, viele Ausbildungen kosten sogar Geld.“
„Neben dem Bund und den Ländern, steht es selbstverständlich auch Gemeinden frei, eigenständige Initiativen zu setzten, um dem im Pflegebereich bestehenden Personalmangel und einer etwaigen Abwanderung aus der Gemeinde entgegenzuwirken“, sagt Rauch.
Ausbildungsbeitrag und Stipendium statt volles Gehalt
Statt vollem Gehalt setzt das Gesundheitsministerium auf Ausbildungsbeiträge und Stipendien in deutlich niedrigerem Umfang als die 2.300 Euro in Kuchl. Der Gesundheitsminister verweist auf insgesamt 20 Maßnahmen der Pflegereform, die auch die Pflegeausbildung betreffen. So erhalten Personen, die keine existenzsichernden Leistungen vom AMS bekommen, monatlich einen Ausbildungsbeitrag von 600 Euro.
Zudem gibt es vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft ein Pflegestipendium für Umsteiger:innen: Sie erhalten während der Ausbildung in Pflegeberufen mindestens 1.400 Euro monatlich. „Durch die finanziellen Anreize sollen mehr Menschen für eine Ausbildung in der Pflege motiviert werden“, sagt Rauch.
Während der Gesundheitsminister Bezahlung während der Ausbildung „unüblich“ findet, ist sie in der Exekutive Normalität. Nach einer Dienstrechts-Novelle erhalten Polizei-Schüler:innen als Einstiegsgehalt rund 2.000 brutto. In einer Aussendung zur damals geplanten Erhöhung sagte das Bundesinnenministerium: „Bei der Rekrutierung von neuen Polizistinnen und Polizisten bewegt sich das Innenministerium aufgrund des Fachkräftemangels in einem sehr herausfordernden Umfeld. Da es bei der Bewerbung für die Polizei keine Alterslimits mehr gibt, ist ein attraktives Einstiegsgehalt für Berufsumsteiger umso wichtiger.“
Der Fachkräftemangel trifft laut Rauch auch den Pflegebereich „besonders hart“. „Die vergangenen 2 Jahre haben das noch verstärkt“, sagt Rauch. Rund 76.000 neue Beschäftigte seien bis 2030 notwendig. Die Gemeinde Kuchl hat ihre offenen Stellen besetzt. Drei Mitarbeiter:innen beginnen dort ihre Ausbildung im Pflegebereich. Andere Einrichtungen hätten laut dem Kuchler Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) um Weiterleitung von Bewerber:innen gebeten. Freylinger hofft, dass seine Aktion Nachahmer:innen findet und auch andere Pflege-Auszubildenden von Ausbildungsbeginn an ein volles Gehalt zahlen.