Der Privatsender ATV als Konkurrenz zum öffentlich-rechtlichen ORF

ATV ist ein Privatsender und Teil der ProSiebenSAT.1 Media SE. Seit 2017 ist die Sendergruppe ProSiebenSat.1 Puls 4 Eigentümer des Senders.
Der Sender kämpft sich nach Jahren der Verluste zurück und definiert sich neu. Doch die Übernahme durch einen deutschen Medienkonzern erntete auch Kritik.
ATV begann 1997 ursprünglich als Lokalsender „Wien 1“ und konnte nur mithilfe eines Kabelanschlusses empfangen werden. Drei Jahre später, am 17. Jänner 2000, wurde der Lokalsender in einen österreichweit empfangbaren Sender umgewandelt. ATV bot als erster Privatsender neben dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Vollprogramm mit Spielfilmen und Serien. Der Privatsender produzierte außerdem Talkshows, Comedy, ein Boulevardmagazin und aktuelle Nachrichten. Rund 40 Prozent seines Programms waren Eigenproduktionen, während die übrigen 60 Prozent aus Zukäufen über den Mutterkonzern stammten.
ATV: Anfängliche Hürden
Weil die rechtliche Grundlage in Österreich fehlte, war der Empfang vorerst ausschließlich kostenpflichtig über das Kabelnetz oder ASTRA-Satellit möglich. Die terrestrische Ausstrahlung war Anfang der 2000er-Jahre lediglich dem öffentlich-rechtlichen ORF vorbehalten. Dennoch konnte ATV bereits von etwa drei Millionen Zuschauer:innen empfangen werden.
Im Zuge der Vergabe einer terrestrischen Frequenz und mit der Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen änderten sich die Möglichkeiten für den Privatsender. Bei der Bewerbung um die einzige österreichweite Frequenz erhielt ATV den Zuschlag. Seit dem 1. Juni 2003 erfolgte die Verbreitung des Programms mittels terrestrischer Übertragung.
Wirtschaftliche und strukturelle Entwicklung bis zum Jahr 2011
Die Umbenennung von ATV in „ATVplus“ sollte die durch die terrestrische Verbreitung größere Reichweite verdeutlichen. Das Programm war außerdem seit dem 18. September 2003 über Digital-Satellit zu empfangen. Im Jahr 2006 wurde „ATVplus“ erneut in ATV umbenannt. 2007 übernahm die Tele-München-Gruppe 42 Prozent der Anteile des österreichischen Privatsenders. Ursprünglich hielt das bayrische Medienunternehmen 26 Prozent an dem Sender. Mit dem weiteren Zukauf erhöhte sich der Anteil der Tele-München-Gruppe auf nunmehr 97 Prozent, während die restlichen Teile weiterhin bei dem Versicherungskonzern Generali und der Wiener Erste Bank lagen.
Der Kaufpreis wurde nicht offiziell kommuniziert, da der Privatsender aber als Verlustgeschäft galt, doch bewegte sich der durch die Tele-München Gruppe-übernommene Anteil wohl im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.
Mit ATV2 ging Ende des Jahres 2011 ein neuer Kanal auf Sendung. Inhaltlich setzte ATV2 vor allem auf Unterhaltung und Information. Dabei sollte der Sender das Programm von ATV erweitern und ergänzen.
Der Privatsender ATV: die weitere Entwicklung bis zum Jahr 2017
Die Umbenennung von ATV in „ATVplus“ sollte die durch die terrestrische Verbreitung größere Reichweite verdeutlichen. Das Programm war außerdem seit dem 18. September 2003 über Digital-Satellit zu empfangen. Im Jahr 2006 wurde „ATVplus“ erneut in ATV umbenannt. 2007 übernahm die Tele-München-Gruppe 42 Prozent der Anteile des österreichischen Privatsenders. Ursprünglich hielt das bayrische Medienunternehmen 26 Prozent an dem Sender. Mit dem weiteren Zukauf erhöhte sich der Anteil der Tele-München-Gruppe auf nunmehr 97 Prozent, während die restlichen Teile weiterhin bei dem Versicherungskonzern Generali und der Wiener Erste Bank lagen.
Der Kaufpreis wurde nicht offiziell kommuniziert, da der Privatsender aber als Verlustgeschäft galt, doch bewegte sich der durch die Tele-München Gruppe-übernommene Anteil wohl im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.
Mit ATV2 ging Ende des Jahres 2011 ein neuer Kanal auf Sendung. Inhaltlich setzte ATV2 vor allem auf Unterhaltung und Information. Dabei sollte der Sender das Programm von ATV erweitern und ergänzen.
Die weitere Entwicklung bis zum Jahr 2017
2016 erregte der Privatsender vor allem mit seiner Sendung zur Wahl des Bundespräsidenten Aufsehen. In „ATV Meine Wahl – das Duell“ standen sich die beiden Kontrahenten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen in einer unmoderierten Diskussion live gegenüber. Um die Angebote von ATV und ATV2 für Zuschauer kostenlos nutzbar zu machen, entwickelte der Sender die Video-on-Demand-Plattform „ATVsmart“, auf der unter anderem auch Streaming möglich ist. Das Angebot, das am 27. Oktober 2016 seinen Dienst aufnahm, steht online, als Sender in den Kabelnetzen und im Rahmen des HbbTV-Standards zur Verfügung.
2016 stellte die Geschäftsführung von ATV erstmals den Verkauf des Privatsenders in Aussicht. Begründung waren die hohen Verluste in den Jahren 2014 bis 2016 von rund 14 Millionen Euro und die fehlende Unterstützung durch den Gesetzgeber. Interesse bekundete dabei insbesondere die deutsche ProSiebenSat.1-Gruppe, in deren Besitz sich außerdem der österreichische Privatsender Puls 4 befindet. Nach dem endgültigen Verkauf des Privatsenders am 6. Februar 2017 wurden rund siebzig Kündigungen von Mitarbeitenden erwartet.
Der Privatsender ATV: die Übernahme durch die ProSiebenSat.1-Gruppe
Die Übernahme durch die ProSiebenSat.1-Gruppe wurde von der Bundeswettbewerbsbehörde genehmigt, wenngleich Kritiker darin eine bedenkliche Konzentration am österreichischen Fernsehmarkt sahen. Ein weiterer Kritikpunkt war ohnehin schon im Vorfeld, dass das deutsche Unternehmen den schwach segmentierten österreichischen Markt dominierte. Dazu zählte vor allem der Werbemarkt, den die ProSiebenSat.1-Gruppe vorrangig beherrschte.
Am 6. April 2017 wurde die Übernahme als abgeschlossen bezeichnet. Für einen Preis von geschätzten 25 Millionen Euro waren ATV und ATV2 nun unter dem Dach der ProSiebenSat.1-Gruppe beheimatet. Als Bedingungen wurden unter anderem die Aufrechterhaltung der österreichbezogenen Nachrichtensendungen und einiger österreichischer Formate wie „Bauer sucht Frau“ und „Pfusch am Bau“ genannt. Der Verkauf zog auch eine Veränderung des Programms nach sich.
Im Jahr 2018 wurde dem Privatsender schließlich ein neues Gesicht verliehen. Mit dem Umzug in das Media Quarter Marx in Wien war die Übernahme vollständig abgeschlossen.
Das ATV-Programm
Bestandteil des Programms von ATV sind vor allem Serien und Filme. Zu den ausgestrahlten Serien gehören beliebte amerikanische Sitcoms und Familienserien wie zum Beispiel:
- Die Nanny
- Eine schrecklich nette Familie
- King of Queens
- Eine himmlische Familie
- Grey’s Anatomy
Fester Bestandteil des Abendprogramms sind ebenfalls bekannte US-amerikanische Serien wie:
- Bones – die Knochenjägerin
- Criminal Minds
- Nip/Tuck
- Rizzoli & Isles
Der Privatsender ATV: Empfang und Reichweite
Neben Serien bietet der Sender im Abend- und Nachtprogramm bekannte Spielfilme und Blockbuster. Teil des ATV-Programms war außerdem die Sportberichterstattung. ATV sendete bis 2009/2010 das Samstags-Topspiel der Deutschen Bundesliga und bestimmte Sonntagsspiele live. Ebenfalls live übertragen wurde das Saisoneröffnungsspiel. Bis 2007 waren dazu auf dem Sender die Tageszusammenfassungen der österreichischen Fußball-Bundesliga zu sehen. Etliche Spitzenspiele wurden zudem live übertragen. ATV übertrug von 2006 bis 2012 auch die Motorrad-Weltmeisterschaft live. Im Anschluss an die Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2016 hat der Privatsender seine Sportberichterstattung vollständig eingestellt. Der Grund waren nach eigenen Angaben von ATV notwendige Kosteneinsparungen.
ATV baute seine Reichweite aus, bis der Privatsender analog und über DVB-T sowie auch über Kabel, Satellit und DVB-H empfangbar war und durch alle österreichischen Kabelnetze übertragen wurde. Über Astra erfolgt der Empfang allerdings nur in verschlüsselter Form. Für den Empfang so verschlüsselter Programme muss der Konsument im Besitz eines Digital-Satelliten-Receivers sein und über eine sogenannte Smartcard verfügen. Die Smartcard muss vom Receiver lesbar sein. Soll damit ein Sender in HD (bei ATV seit 2013 möglich) empfangen werden, ist ebenfalls eine Smartcard notwendig.
ATV erreicht im Durchschnitt pro Tag etwa eine Millionen Zuschauer. Der Marktanteil des Senders lag 2019 bei rund vier Prozent bei Zuschauern ab 12 Jahren. Unter den 12- bis 49-jährigen der Zielgruppe können ATV und ATV 2 im April 2021 starke Marktanteile verbuchen:
- „Das Geschäft mit der Liebe“: 12,5 Prozent Marktanteil
- „Amore unter Palmen“: 15 Prozent Marktanteil
- „Mein Gemeindebau“: 12,2 Prozent Marktanteil
Im April 2021 hatte ATV einen Marktanteil von 4,6 Prozent in der Kernzielgruppe zu verzeichnen. In der Gesamtzielgruppe ergab sich eine Reichweite von 3,1 Prozent.
Der Privatsender ATV: ATV 2 als Ergänzung des Programmangebots von ATV
ATV 2 ging im Jahr 2011 erstmals auf Sendung. Mit der Übernahme von ATV durch die ProSiebenSat.1-Gruppe wechselte ATV 2 ebenfalls in den Besitz des deutschen Medienhauses. Beide Privatsender gehören zur österreichischen Sendergruppe ProSieben-Sat.1-Puls 4, die ein Tochterunternehmen der ProSiebenSat.1-Gruppe ist.
Das Programm von ATV 2 besteht hauptsächlich aus Wiederholungen von Eigenproduktionen. Ebenfalls Teil des Programms sind Spielfilme und Serien. Die durch den Schwestersender ATV produzierte Nachrichtensendung „ATV aktuell“ wird eigens für ATV 2 angepasst. Zwei Ausgaben kommunizieren das aktuelle Geschehen. Für ATV2 wurde eine jüngere Zielgruppe definiert. In diesem Rahmen sollte das Programm um Animes erweitert werden. Bei den Eigenproduktionen von ATV2 handelte es sich beispielsweise um:
- Saturday Night Fever – Sneak Preview in der Primetime am Sonntag
- Bauer sucht Frau
- Die Fahnder
- 24 Stunden – die Polizei im Einsatz