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Heinz-Christian Strache: Ex-FPÖ-Politiker und Ibiza-Urlauber

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Von: Emily Erhold

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HC Strache vor Reporter:innen.
Heinz Christian Strache bei der Urteilsverkündung im Sommer 2021. Der Ex-FPÖler wurde nicht rechtskräftig zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt. © Tobias Steinmaurer/Imago

Seine Karriere startete er in der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), danach folgte ein steiler Aufstieg, aber auch ein tiefer Fall. Wissenswertes über Heinz-Christian Straches Karriere.

Wien – Heinz-Christian Straches Familie stammt aus Reichenberg im böhmischen Sudetenland (heute Tschechien). Er wurde am 12. Juni 1969 in Wien als Sohn der Drogistin Marion Strache und Heinz-Roland Strache geboren. Der Vater verließ die Familie, um die Welt zu bereisen. Strache wuchs also bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, die beiden wohnten im 3. Wiener Gemeindebezirk.

HC Strache: Die Anfänge seiner Karriere

Nach seiner Pflichtschulzeit brach Strache die Handelsschule nach einem Jahr ab, absolvierte eine Lehre zum Zahntechniker und machte sich nach einem abgebrochenen Studium der Geschichtswissenschaften selbständig. Nach der Lehre leistete Strache im Jahr 1990 seinen achtmonatigen Präsenzdienst im Bundesheer bei den Jägern und durchlief bei den Sanitätern der Van-Swieten-Kaserne in Wien-Stammersdorf eine vorbereitende Kaderausbildung zum Unteroffizier der Miliz. 1993 gründete er das „Dental Labor Strache GmbH“, ein zahntechnisches Unternehmen. Ab 2000 war er Handlungsbevollmächtigter der Care Partners Werbeberatungs GmbH, seit 2004 ist er ihr Gesellschafter. Bereits im Alter von 15 Jahren kam Strache in Kontakt mit Rechtsextremisten wie Gottfried Küssel, und zwar als er Mitglied der schlagenden und deutschnationalen Schülerverbindung Vandalia wurde.

Auch Norbert Burger lernte er auf diese Weise kennen, mit dessen Tochter der spätere FPÖ-Chef liiert war und der für ihn wohl zu einer Art Vaterersatz wurde. In dieser Zeit nahm er auch an den viel zitierten und umstrittenen wehrsportübungsähnlichen „Waldspielen“ teil, die Strache stets als „Paintball“ bezeichnete. Außerdem wurde bekannt, dass er 1990 mit einer Schreckschusspistole an einer Versammlung der deutschen „Volksunion“ teilnahm. Strache erklärte diese und weitere Vorfälle damit, er sei „deppert, naiv und jung“ gewesen.

Heinz-Christian Strache – seine politische Karriere

Zur FPÖ gelangte er durch den Zahnarzt Herbert Günter. 1991 wurde er mit 21 Jahren damals jüngster Bezirksrat in Wien, drei Jahre später wurde er FPÖ-Bezirksobmann des dritten Bezirks. 1996 wurde er Mitglied des Wiener Landtags und zwischenzeitlich war er auch geschäftsführender Landesobmann des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ). 2004 folge Strache auf Hilmar Kabas als Parteiobmann der Wiener FPÖ. Einer, der diesen Aufstieg mit Argusaugen verfolgte, war der damalige FPÖ-Chef Jörg Haider.

Dem langjährigen Obmann der Freiheitlichen war der Jungspund nicht ganz geheuer. So befürwortete Haider etwa EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, Strache lehnte diese ab und forderte eine Volksabstimmung. Bei Haiders legendären Delegiertentreffen von Knittelfeld, das Schwarz-Blau I zu einem zwischenzeitlichen Ende brachte, war Strache zwar noch dabei, doch bald darauf trennten sich die Wege der Alphatiere. 2005 gründete Haider das BZÖ und nahm den Großteil der Parteiprominenz mit. Dadurch stand Strache früher als gewollt im ganz großen Rampenlicht. 

Heinz-Christian Strache – erste Erfolge, viel Kritik

Der eben erst ernannte Wiener FPÖ-Chef war nun als Parteiobmann der letzte Strohhalm der FPÖ. Der Burschenschafter schaffte es mit einer kleinen Gruppe Vertrauter, die FPÖ zu stabilisieren, während das BZÖ seinem Ende entgegenschritt. Nahezu bei allen Wahlen auf Bundes- und Landesebene konnte die FPÖ seit Beginn an von Straches Obmannschaft zulegen.

Doch schon Straches erste Wahl, die Landtags- und Gemeinderatswahlen 2005 in Wien, sorgte für viel Kritik. So wurden schon damals die Wahlplakate der FPÖ als fremdenfeindlich („Wien darf nicht Istanbul werden!“) sowie als Diskriminierung Homosexueller („Die SPÖ macht keine Politik für die Ärmsten der Armen, sondern für die Wärmsten der Warmen“) eingestuft. Ebenso als rassistisch wurde die Plakatreihe aus Straches erstem Nationalratswahlkampf als FPÖ-Spitzenkandidat 2006 mit Slogans wie „Deutsch statt nix versteh’n“ und „Daham statt Islam“ eingestuft. Kopf hinter diesen Slogans war der spätere Innenminister Herbert Kickl.

Heinz-Christian Strache – Kontakt zum Rechtsextremismus?

Der Islam wurde überhaupt zum großen Feindbild des FPÖ-Chefs, der immer wieder von einem „Kulturkampf“ sprach und die Religion als „Faschismus des 21. Jahrhunderts“ bezeichnete.

Ein Jahr später war es ein Bild von Strache selbst, das zum Thema wurde. Das Foto aus dem Jahr 1989 zeigt Strache in Tracht sitzend mit drei erhobenen, gestreckten und gespreizten Fingern. Eine Geste, die als „Kühnengruß“, eine in Österreich nicht verbotene Variante des Hitlergrußes, ausgelegt wurde. Strache bestritt dies und erklärte zunächst, es sei ein „alter Gruß der Südtiroler Freiheitskämpfer“ gewesen, was er dann jedoch revidierte und meinte, er könne sich nicht erinnern. Schließlich verglich er die Geste mit der Bestellung von „drei Bier“. Kurz darauf beraumte er eine Pressekonferenz an, um sich vom Rechtsextremismus zu distanzieren.

Heinz-Christian Strache – der Vizekanzler

Die Nationalratswahl 2017 brachte der Freiheitlichen Partei den dritten Platz – und eine Koalition mit der ÖVP unter Sebastian Kurz. Kurz wurde Kanzler, Strache Vizekanzler und Bundesminister für den öffentlichen Dienst und Sport. Ein Aufstieg von der ewigen Oppositionsrolle in die Gestalterrolle, der der FPÖ natürlich einiges kostete. So mussten sich die sonst so Europa-kritischen Blauen zur EU bekennen oder ihren Widerstand gegen das Handelsabkommen CETA einbremsen. Dafür verzichtete die ÖVP wiederum auf das bereits fixierte Rauchverbot in der Gastronomie. Der früher manchmal jähzornige Heinz-Christian Strache trat während seiner Zeit als Vizekanzler ruhiger auf und hatte auch rhetorisch erstaunlich zugelegt.

Mit seiner angepassten Rhetorik musste er sich 2019 erneut vom Rechtsextremismus distanzieren, wie auch schon zwölf Jahre zuvor nach der Veröffentlichung des „Grußfotos“. Der Anlass war in jüngster Vergangenheit die unbestreitbare Verflechtung der rechtsextremen Bewegung der Identitären mit der FPÖ. Die FPÖ habe klare Beschlüsse: Jene, die Identitären-Mitglieder sind, können nicht bei der FPÖ sein, erklärte Strache Anfang April 2019 und weiter: „Wir haben eine klare Distanz zu jedwedem Extremismus, da kann er (Anm.: Kanzler Kurz) sich auf die FPÖ verlassen.“

Heinz-Christian Strache – sein politischer Lebensweg

Politische Mandate:

Politische Funktionen

Heinz-Christian Strache – sein Privatleben

Privat ist Heinz-Christian Strache in zweiter Ehe mit der um 19 Jahre jüngeren Philippa Strache (geborene Beck) verheiratet. Die Hochzeit erfolgte standesamtlich im Oktober 2016 in Weißenkirchen in der Wachau. Das Paar hat seit 2019 einen gemeinsamen Sohn. Davor war der ehemalige FPÖ-Chef sieben Jahre mit der Tochter des Restaurant-Besitzers Ewald Plachutta, Daniela Plachutta, verheiratet. Mit ihr hat er zwei Kinder. Die beiden Kinder leben seit der Trennung bei ihrer Mutter.

von Wolfgang Wonesch

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