Ein großer Teil des Irak, konkret die Ebenen entlang der beiden Flüsse Euphrat und Tigris, ist historisch besonders bedeutsam, hier eine kleine Zeitleiste:
Ab 1914 besetzten britische Truppen die Provinzen Mosul, Bagdad und Basra und fassten sie trotz der unterschiedlichen Bevölkerungen zu einem Staatsgebiet zusammen, das dem heutigen Territorium des Landes entspricht. 1921 wurde der Irak eine konstitutionelle Monarchie mit Haschemit Faisal, dem Sohn des Scherifen von Mekka, als erstem König. Seither umfasst die Liste der Staatsoberhäupter des Irak sowohl Könige als auch demokratisch gewählte Präsidenten:
Wie hinsichtlich der Aufzählung erkennbar erlangte der Irak am 3. Oktober 1932 seine staatliche Unabhängigkeit und die Aufnahme in den Völkerbund. In der Folgezeit stritten rivalisierende Familienclans um die Vorherrschaft, was zu etlichen Regierungswechseln führte, bis 1958 General Abd al-Karim Qasim durch einen erneuten Militärputsch die Monarchie beendete und die Republik ausrief. Er wurde 1963 ermordet, als Arif an die Macht gelangte. 1968 erfolgte ein weiterer Militärputsch im Bündnis mit der Baath-Partei, in dessen Folge General Ahmed Hassan Al-Bakr die Herrschaft übernahm. Saddam Hussein wurde zweiter Mann im Staat.
Am 17. Januar 1991 starteten die Alliierten unter Führung der USA mit Luftangriffen den Zweiten Golfkrieg, der am 28. Februar mit einem Waffenstillstand endete. Im März desselben Jahres kam es zu Aufständen der Schiiten, rebellierender Soldaten in Basra und anderen Städten sowie der Kurden im Norden des Landes, die von Regierungstruppen niedergeschlagen wurden. Die wichtigsten weiteren Entwicklungen im Land:
Bis zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie war die irakische Wirtschaft am Weg, sich nach den wirtschaftlichen Herausforderungen und innenpolitischen Spannungen der Jahre zuvor allmählich zu erholen. Während das BIP 2016 noch um 11 Prozent wuchs, verzeichnete der Irak 2017 ein Minus von 2,1 Prozent und 2018 ein Minus von 0,6 Prozent. 2019 gab es wiederum ein Wachstum von 3,3 Prozent. Der niedrige Ölpreis und die von der OPEC geforderte Reduzierung der Ölförderung führten im Irak im Jahr 2020 zu einem Rückgang des BIP von 10,5 Prozent.
Für die nächsten drei Jahre werden BIP-Wachstumsraten von ein bis drei Prozent prognostiziert. Von essenzieller Bedeutung für die Wirtschaft Iraks ist also die Förderung von Erdöl sowie der Handel mit diesem Rohstoff. Trotz einer politisch instabilen Lage im Land hat sich der Irak im vergangenen Jahrzehnt zu einem weltweit wichtigen Erdölproduzenten entwickelt. Das Land verfügt über rund neun Prozent der weltweiten Ölreserven, das sind mehr als 140 Milliarden Barrel.
Im Jahr 2020 belief sich Erdölproduktion im Irak auf rund 4,1 Millionen Barrel pro Tag. Damit steht das Land auch vor einer großen Diskrepanz: Obwohl es zu den von der Klimakrise am stärksten betroffenen Ländern ist, ist diese aufgrund der Erdölförderung nur ein Randthema.
Da die Sicherheitslage im Land allerdings problematisch ist, kann das Land von diesen reichen Bodenschätzen nur begrenzt profitieren. Die Wirtschaft leidet unter extremer Korruption, mehr als die Hälfte der Iraker:innen lebt unter der Armutsgrenze. Deshalb müssen auch Kinder arbeiten und können nicht zur Schule gehen. Auch die Gesundheitsversorgung sowie die Versorgung mit Elektrizität und Wasser ist ein permanentes Problem. Die meisten Menschen arbeiten in der Landwirtschaft: Fruchtbare Böden finden sich vor allem entlang der Flüsse Euphrat und Tigris.
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Bis heute herrschen im Irak bürgerkriegsähnliche Verhältnisse mit Terroranschlägen und Aufständen, mehrfach wurden auch Ausländer:innen entführt. Im Mai 2020 stimmte das irakische Parlament nach einem monatelangen Machtvakuum einer neuen Regierung zu. Der ehemalige Geheimdienstchef Mustafa Kadhemi wurde mit einer Mehrheit der anwesenden Abgeordneten zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Anfang April 2020 war Kadhemi von Präsident Barham Saleh als Regierungschef nominiert worden.
Ruhe kehrt in das Land aber dennoch bis heute nicht ein: Mit einer sprengstoffgefüllten Drohne griffen Unbekannte im November 2021 die Residenz des irakischen Ministerpräsidenten al-Kadhimi in Bagdad an. Der Regierungschef wurde nicht verletzt. Ein möglicher Hintergrund des Attentats ist das Ergebnis der letzten Parlamentswahl im Oktober 2021, in der die parlamentarische Macht diverser schwer bewaffneter Gruppen, die dem Iran nahestehen, beschnitten wurde.
Bei den Wahlen hatte die Partei des schiitischen Klerikers Moktada al-Sadr nach offiziellen Angaben mit klarem Vorsprung gewonnen. Einer der einflussreichsten pro-iranischen Politiker im Irak, Hadi al-Amiri, hatte den Wahlsieg al-Sadrs jedoch nicht anerkannt.
Laut UNHCR suchen über 260.000 Flüchtlinge im Irak nach Schutz. Zum größten Teil kommen sie aus Syrien und leben in der kurdischen Region im Norden. Bei den Geflüchteten in Österreich ist Irak erst das vierthäufigste Herkunftsland. Die Top 3 bilden neben Syrien noch Afghanistan, wo derzeit wieder die Taliban herrschen (was eine Katastrophe für die Frauen in Afghanistan), und Marokko.
Von Wolfgang Wonesch