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Pamela Rendi-Wagner: Eine Ärztin aus dem Gemeindebau für die Sozialdemokratie

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Von: Laura May

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Die Chefin der österreichischen Sozialdemokraten vor einer roten Wand.
Pamela Rendi-Wagner wird 2018 die erste Frau an der Spitze der SPÖ. © Roland Schlager/DPA

Als Quereinsteigerin in die Politik wurde sie 2017 die erste Frau an der Spitze der österreichischen Sozialdemokratie. Doch worum geht es Pamela Rendi-Wagner?

Pamela Rendi-Wagner wächst als Tochter einer alleinerziehenden Mutter im 10. Bezirk in den Gemeindebauten der Per-Albin-Hansson Siedlung auf. Trotz dieser Herkunft wird sie immer wieder heftig für ihre angebliche Abgehobenheit kritisiert. Sie selbst positioniert versucht sich hingegen als Verfechterin der sozialen Gerechtigkeit zu positionieren. Das Medizinstudium habe ihr gezeigt, „wie ungleich Gesundheit in unserer Gesellschaft verteilt ist und welch großen Einfluss Faktoren wie Wohnort oder Bildung darauf haben, ob jemand gesund aufwächst oder wie hoch seine Lebenserwartung ist“, heißt es auf ihrer Website.

Pamela Rendi-Wagner: Übersicht ihrer politischen Karriere

2011 bis 2017: Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit im österreichischen Gesundheitsministerium

2012: Beitritt zum Sozialdemokratischen Akademiker:innenbund

8. März bis 15. Oktober 2017: Bundesministerin für Gesundheit und Frauen

2017 bis 2019: Gesundheitssprecherin der SPÖ im Nationalrat

Am 22. September 2018 übernimmt Pamela Rendi-Wagner den Parteivorsitz der österreichischen SPÖ

Rendi-Wagner wird 1971 in Wien geboren, geht in Favoriten auf die Volksschule, in Meidling zur Schule und studiert anschließend an der Universität Wien Medizin. Nach einem Postgraduate-Master-Studium an der University of London arbeitet Rendi-Wagner am Kaiser Franz Josef Spital, schließt 2005 ihren Facharzt ab und bekommt im selben Jahr ihre erste Tochter. 2008 habilitiert sie an der Universität zum Thema Impfprävention. Rendi-Wagner begleitet anschließend ihren Mann Michael Rendi, der als österreichischer Botschafter nach Tel Aviv geht, übernimmt dort eine Gastprofessur und bekommt 2010 ihre zweite Tochter. 2011 kehrt sie mit Familie nach Wien zurück.

Von der Sektionsleiterin zur Gesundheitsministerin

Die Rückkehr nach Wien ist für Rendi-Wagner auch der Einstieg in die Politik. 2011 übernimmt sie die Leitung der Sektion für medizinische Angelegenheiten und öffentliche Gesundheit im Bundesministerium für Gesundheit. In dieser Funktion arbeitet sie unter anderem daran, die österreichische Bevölkerung vor den Auswirkungen der Atomkatastrophe von Fukushima, Lebensmittelskandalen oder auch der Ebola-Pandemie zu schützen. 2012 tritt sie dem Sozialdemokratischen Arbeiter:innenbund bei.

Nachdem die damalige Gesundheits- und Frauenministerin Sabine Oberhauser 2017 an den Folgen einer Krebserkrankung verstirbt, übernimmt Rendi-Wagner das Amt. Am 8. März 2017 wird sie von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Bundesministerin für Gesundheit und Frauen in der Bundesregierung Kern (SPÖ-ÖVP-Koalition) ernannt. Erst kurz davor war sie der SPÖ beigetreten. Mit dem Regierungswechsel schied sie am 18. Dezember 2017 wieder aus der Bundesregierung aus und ist seither Abgeordnete im Nationalrat.

Historische Verluste statt erster Bundeskanzlerin

2019 kündigt der damalige SPÖ-Chef Christian Kern an, bei der Europawahl anzutreten und den Parteivorsitz abzugeben. Rendi-Wagner übernimmt zunächst als Wunschkandidatin des Parteipräsidiums. Sie wird auf dem 44. ordentlichen Bundesparteitag in Wels am 24. November 2018 mit 97,81 Prozent der Delegiertenstimmen als erste Frau in der Geschichte zur Parteivorsitzenden der SPÖ gewählt. 

Damals zeigt sich Rendi-Wagner optimistisch – trotz wenig Erfahrung in der österreichischen Spitzenpolitik. Sie kündigt an, dass sie „die erste Bundeskanzlerin dieser Republik“ werden möchte. Aus der Opposition heraus versucht Rendi-Wagner sich im Politspiel zu etablieren. Bei der Nationalratswahl 2019 erlitt die SPÖ unter Rendi-Wagners Vorsitz mit 21 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis.

In der Folge wird immer mehr Kritik an ihren Führungsqualitäten laut. Sie bekommt SPÖ-intern Gegenwind, etwa von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Probleme machen ihr auch schlechte Umfragewerte, die auf der einen Seite mit dem parteiinternen Streit zusammenhängen. Auf der anderen Seite wird ihr unter anderem großbürgerliches und akademisch-abgehobenes Auftreten unterstellt, etwa weil ihre Kinder auf eine Privatschule gehen.

Was Kritiker:innen Rendi-Wagner vorwerfen

Kritisiert wurde Rendi-Wagner 2019 außerdem, weil sie monatelang ihre Mandatsabgaben an die SPÖ-Wien nicht zahlte. Ausgerechnet die Parteivorsitzende zahle ihre Steuern nicht, so der Vorwurf. Inhaltlich liegen Rendi-Wagner in erste Linie Gesundheitsthemen und soziale Gerechtigkeit am Herzen. So setzt sie sich etwa schon lange für den Nichtraucher:innenschutz ein und war Teil des Nationalratsantrags für das Rauchverbot in der Gastronomie. „Ich bin mir stets bewusst, dass meine persönliche Geschichte, die Chancen, die ich in meinem Leben bekommen habe, untrennbar mit den Errungenschaften der Sozialdemokratie verbunden sind“, schreibt sie auf ihrer Website.

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