Peter Pilz: Autor, öffentlicher Ankläger und Aufklärer der Nation

Peter Pilz war viele Jahre lang für die Grünen aktiv. Nach Belästigungsvorwürfen sah er sich im November 2017 zum Rücktritt gezwungen.
Peter Pilz kam am 22. Jänner 1954 in Kapfenberg in der Steiermark zur Welt. Er wuchs als ältestes von insgesamt drei Kindern in einer Arbeiterfamilie auf. In Kapfenberg verbrachte er seine Kindheit und besuchte dort in den Jahren von 1960 bis 1964 die Volksschule. Danach wechselte er an das Bundesrealgymnasium Bruck an der Mur, das er 1972 erfolgreich mit der Reifeprüfung abschloss. Musikalisch war seine Jugendzeit von Kultfiguren wie Jimmy Hendrix geprägt, politisch vom lateinamerikanischen Revolutionär Ernesto (Che) Guevara.
Mitte der 1980er Jahre heiratete er seine Frau Gudrun (Alter unbekannt), mit der er im Goethehof im Wiener Bezirk Kaisermühlen lebt und eine harmonische Ehe führt. Gerne tritt er in Szenelokalen als Sänger und Kaberettist auf, legendär sind seine Auftritte mit seiner Scherzband „Prinz Pezi und die Staatssekretäre“. Für ein Krügel Bier und „a klasse Hetz“ ist der Populist jederzeit zu haben. Eine Auszeit vom großstädtischen und beruflichen Alltag gönnt sich der Autor bei regelmäßigen Aufenthalten in einem ehemaligen Forsthaus in der Steiermark.
Autor Peter Pilz und seine Zeit an der Universität
Nach bestandener Reifeprüfung entschied sich Peter Pilz ab 1973 für ein Studium der Volkswirtschaft und Politikwissenschaft an der Universität Wien. Dort trat er dem Verband Sozialistischer Studenten bei und lernte im Rahmen einer Arbeitsbrigade in Kuba den real existierenden Kommunismus kennen. Hinzu kamen Reisen in die Sowjetunion. Nach seinem Ausschluss aus dem Verband Sozialistischer Studenten engagierte er sich in der Gruppe Revolutionärer Marxisten. An ein erfolgreiches Studium schloss sich ein Promotionsstudium an, ab 1983 durfte er den Titel Dr. rer. soc. oec tragen.
Bereits 1979 hatte der linke Aktivist seinen Zivildienst abgeleistet und engagierte sich nun in der Antiatombewegung und im grünen Lager. Es entstanden erste kritische Berichte über die Rüstungsindustrie, sein 1982 veröffentlichtes Buch „Die Panzermacher: die österreichische Rüstungsindustrie und ihre Exporte“ rückte den Populisten in das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit. Darin gelang es ihm, den Nachweis zu führen, dass das vermeintlich neutrale Österreich sehr gut an internationalen Konflikten mitverdiente. Peter Pilz war also zunächst als freier Autor und Sozialwissenschaftler tätig, bevor ihn seine berufliche Laufbahn in die Politik führen sollte.
Peter Pilz: Mitbegründer der Grünen
In ihrer Anfangszeit waren die Grünen vollkommen uneinig. Hier trafen Gruppen und Gruppierungen mit vollkommen unvereinbaren Interessen und Ideologien aufeinander. Für manch einen Grünen waren Umweltschutz und Ökologie die zentralen Themen, andere nahmen extrem linke Positionen ein. Da sich die Alternativen ungern einer Autorität beugen wollten, gab es zunächst keine einheitliche Führung. Aus diesem Grund wurde viel diskutiert und Entscheidungen basisdemokratisch getroffen. Pilz engagierte sich im Kampf gegen das geplante Wasserkraftwerk Hainburg und war 1984 führend bei der Besetzung der Stopfenreuther Au.
Er ließ sich als Kandidat für die Alternative Liste Meissner-Blau aufstellen und zog im Dezember 1986 als Abgeordneter in das Parlament ein. Dort sorgte der Populist mit seinen angriffslustigen Reden für heftige Debatten und positionierte sich klar gegen seine Gegner aus dem bürgerlichen Lager. Auf dem ersten Bundeskongress der Grünen, der vom 13. bis 15. Februar 1987 in Klagenfurt stattfand, schlossen sich die bereits bestehenden Landesorganisationen zu einer Art Partei zusammen. Ein Jahr später wählten die Grünen zwei Bundesgeschäftsführer, 1992 bestellten sie den Autor Peter Pilz zum Bundessprecher. Von nun an stand er der Partei vor.
Peter Pilz und seine politischen Überzeugungen
Peter Pilz ist bekannt als öffentlicher Ankläger, der schonungs- und kompromisslos Missstände und Skandale aufdeckt und anprangert. Er arbeitete in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen, kämpfte gegen unlautere Machenschaften und Machtmissbrauch in der Politik und erzielte dabei beachtliche Erfolge. Stets war er bestens mit Unterlagen und Aktenmaterial ausgestattet und hielt pointierte und scharfzüngige Reden. Manch ein politischer Gegner bezeichneten ihn deshalb als Giftzwerg.
Für seine Überzeugungen leistete er gewaltlosen Widerstand, zeichnete sich durch zivilen Ungehorsam aus und befand sich sogar kurzfristig in Haft. Peter Pilz forderte mehr Toleranz in der Ausländerpolitik, mehr Bürgerrechte und setzte sich gegen die Anschaffung von Abfangjägern für das österreichische Bundesheer ein. Als Populist wusste er zu polarisieren. Völlig unbeeindruckt von seinen Kritikern und Gegnern verfolgte er konsequent seine eigenen ideologischen Ziele. Der Autor stand für beinharte Oppositionspolitik, ging keiner Konfrontation aus dem Weg und scheute auch nicht davor zurück, den Mächtigen auf die Füße zu treten.
Der Politiker Peter Pilz
Von 1986 bis 1991 war Peter Pilz in der Bundespolitik zu Hause. Danach ging er als Spitzenkandidat der Grünen in den Wahlkampf um den Wiener Landtag. Mit großem Erfolg. Seine Partei erhielt 9,1 Prozent der Stimmen und damit sieben Sitze. 1997 erklärte er seinen Rücktritt als Obmann des Grünen Landtagsklubs, 1999 zog es ihn erneut ins Parlament.
2017 schied er bei den Grünen aus und gründete seine eigene Partei: die Jetzt ‒ Liste Peter Pilz. Ergebnis: die Grünen erlebten eine historische Wahlniederlage und schafften es zum ersten Mal seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr in den Nationalrat, der Populist Pilz dagegen erhielt ein Abgeordnetenmandat. Peter Pilz sah sich jedoch gezwungen, dieses abzulehnen, nachdem ihm gleich mehrere Frauen vorgeworfen hatten, sexuell von ihm belästigt worden zu sein.
Dieser Rückzug bedeutete noch lange keinen Abschied von der Politik, der Autor kündigte bereits an, seine Liste auch von außerhalb weiter begleiten und unterstützen zu wollen. 2018 wurden die Ermittlungen gegen Peter Pilz von der Staatsanwaltschaft eingestellt.
Schriften und Werke
Im Jahr 2019 stellte Peter Pilz ein neues Onlinemedium „Zackzack“ vor. Gemeinsam mit der von ihm gegründeten Liste soll die Internetseite als „neues Sprachrohr der kleinen Leute gegen den Ausverkauf der Politik“ dienen. Der gewählte Name bezieht sich bewusst auf die Passage ‒ „Zack. Zack. Zack.“ ‒ aus dem berüchtigten Ibiza-Video, mit der sich Vizekanzler Strache auf die Absetzung unliebsamer Redakteur:innen bezog. Seitdem hieß es für den Populisten online „alles aufdecken, nichts verstecken und bei den Richtigen anecken“. 2021 veröffentlichte er außerdem das Buch „Kurz - ein Regime“ über den ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz.