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Wolfgang Mückstein: Vom Wiener Hausarzt zum österreichischen Kurzzeit-Gesundheitsminister

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Wolfgang Mückstein im Bundeskanzleramt.
Ex-Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. © Georges Schneider/photonews.at/Imago

Der ehemalige, österreichische Gesundheits- und Sozialminister ist kein gelernter Politiker und kam auf Umwegen zu seinem Amt. Wissenswertes über die Karriere von Wolfgang Mückstein.

Der am 5. Juli 1974 in Wien geborene Wolfgang Mückstein begeisterte sich bereits als Schüler für Biologie und Psychologie. Der Weg in die Medizin war für ihn eine logische Folge.

Mückstein: Einsatz für die Medizin

Wolfgang Mückstein hat von 1993 bis 2002 sein Medizin-Studium an der Universität Wien absolviert und schloss auch noch ein TCM-Studium mit dem Bachelor ab, ist also mit chinesischer Medizin vertraut. Als praktischer Arzt bemühte er sich dann nicht nur um das Wohl seiner Patient:innen, sondern engagierte sich schon damals auch politisch: Ab 2005 war er bei den Grünen auf Bezirksebene und ab 2012 bei den Grünen Ärztinnen und Ärzten.

Seine Hingabe zur Medizin zeigte sich auch in der Gründung des ersten Primärversorgungszentrums in Österreich im Jahr 2015. Dort wird den Patient:innen ein umfassendes Service durch Ärzt:innen, Psycholog:innen und Krankenpfleger:innen geboten. Interessant ist: Zu den Patienten dieser Gruppenpraxis zählt auch der Bundespräsident Alexander van der Bellen, der bei der Angelobung Mücksteins wichtige Pionierarbeit in diesem Bereich würdigte. Bis zu seiner Angelobung war Wolfgang Mückstein Mitinhaber dieses Zentrums. Außerdem war er für die Grünen in der Ärztekammer aktiv. Dort setzte er sich u. a. für „die bessere Honorierung und Wertschätzung“ von Kassenärztenverträgen und auch die Aufwertung nichtärztlicher Gesundheitsberufe ein.

Wolfgang Mückstein: Seine Karriere

Nach dem Abitur am Oberstufenrealgymnasium in der Wiener Hegelgasse absolvierte Wolfgang Mückstein ein Studium der Medizin an der Universität Wien, das er 2002 abschloss. Zusätzlich belegte er 2004 bis 2006 ein Bachelorstudium für Traditionelle Chinesische Medizin in Wien. Nach einer Tätigkeit als Turnusarzt und Mitarbeiter in verschiedenen sozialmedizinischen Organisationen wie dem „Ganslwirt“ und dem „Neunerhaus“ ordinierte er ab 2010 als Arzt für Allgemeinmedizin im Rahmen einer Gruppenpraxis und dann in einem Primärversorgungszentrum in Wien-Mariahilf. Der Arzt engagiert sich seit den 2000er Jahren im Rahmen der Grünen Ärztinnen und Ärzte. Er gehörte ab 2017 der Vertretung der Wiener Ärztekammer als Mandatar in der Sektion Allgemeinmedizin an und war Referent für Gruppenpraxen und neue Organisationsformen.

Der Einstieg in die Bundespolitik

Nachdem sein Vorgänger Rudolf Anschober aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Gesundheitsministers niedergelegt hatte, nahm Wolfgang Mückstein das Angebot des Bundessprechers der Grünen Werner Kogler, Anschobers Nachfolger zu werden, nach einem Tag des Nachdenkens an: Am 19. April 2021 wurde Wolfgang Mückstein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz angelobt.

Er war damit nicht nur beruflich für die Gesundheit zuständig, als begeisterter Läufer und Radfahrer achtet er neben seinen Verpflichtungen als Allgemeinmediziner und Politiker auch auf seine eigene Fitness. Für „Aufregung“ sorgte Mückstein bei seiner Angelobung jedoch vor allem durch sein modisches Statement: Er erschien mit Turnschuhen und ohne Krawatte in der Präsidentschaftskanzlei, was auf Social Media nicht allen gefiel. Mückstein musste sich einem ersten kleinen Shitstorm stellen.

Später offenbarte Mückstein in einem Interview, dass er erst kurz davor aus der gemeinsamen Wohnung mit seiner Frau aufgrund der Scheidung des Paares ausgezogen sei und darum noch über eine eingeschränkte Garderobe verfüge. Der Rest der Kleidung sei noch in Kisten im Abstellraum verstaut gewesen. Nicht nur aufgrund seines legeren Auftritts ist Wolfgang Mückstein ein Liebling der Medien: In Interviews gibt er nicht immer typische Politikantworten. So antwortete er beispielsweise auf die Frage „Wie viele Zigaretten haben Sie seit Ihrem Amtsantritt geraucht?“ mit „Zu viele, leider. Ich rauche knapp zehn am Tag. Jetzt ist es weniger geworden, weil es schwierig ist, dafür einen Ort zu finden – zum Beispiel hier im Ministerium, man darf ja nirgends.“

Wolfgang Mückstein: Sein Lebensweg

Parallel zu seiner Tätigkeit als Arzt war Mückstein zwölf Jahren in der Ärztekammer tätig, zwischenzeitlich im Vorstand und der Vollversammlung. 2004 trat er der politischen Partei der Grünen bei, woran sich Mückstein noch heute sehr gut erinnern kann: „Ich habe in Margareten (5. Wiener Gemeindebezirk; Anm.) gewohnt, wollte was machen und bin an einem Dienstagabend einfach in die grüne Bezirksgruppe zum Jour fixe. Dann war ich halt dabei, habe einen Park besetzt, weil sie da eine Tiefgarage bauen wollten.“

Im November und Dezember 2019 war er bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Grün und Türkis dabei und verhandelte das Kapitel Gesundheit und Soziales mit. Daher habe er eine gute Orientierung, was dort vereinbart worden sei, sagte er bei seiner Antrittspressekonferenz. Mückstein hatte seinen Vorgänger Anschober bei der Einbindung der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen in die Corona-Impfstrategie beraten. Mückstein ist zudem Grünes Parteimitglied und scheint im Verein „Grüne Ärztinnen und Ärzte“ mit einer Funktionsperiode vom 25. Juni 2020 bis zum 24. Juni 2023 als Kassierer auf. Sein Bildungsweg:

Sein beruflicher Werdegang:

Seine politischen Funktionen:

Seine politischen Mandate:

Corona-Pandemie und sein Rücktritt

Bereits bei seiner Amtsübernahme wartete mit der Corona-Pandemie eine hohe Hürde auf den Neo-Politiker. Deshalb sagte er im April 2021, dass er zu diesem Zeitpunkt den Lockdown als einzige Möglichkeit sehe, der hohen Infektionszahlen Herr zu werden. Er wolle mithelfen, dass man die Krise so gut wie möglich bewältige.

Darum habe er die Aufgabe übernommen, obwohl er großen Respekt davor hatte. „Wenn du keine Bedenken hast, mitten in der Pandemie Gesundheitsminister zu werden und damit oberster Krisenmanager, dann fehlt dir der Respekt vor der Aufgabe.“ Die Bewältigung der Pandemie bezeichnete er als eine „historische Aufgabe“. Bis zuletzt rief er die Bevölkerung immer wieder dazu auf, sich impfen zu lassen.

Amüsant ist: Noch im Jänner 2021 hatte er in Interviews beklagt, in seiner Praxis bereitzustehen, allerdings keinen Impfstoff zu haben. Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie war Wolfgang Mückstein immer wieder in den Medien zu sehen, und er berichtete über die Situation für praktische Ärzte und dass statt 350 bis 400 Patient:innen im April 2020 nur mehr etwa 10 Prozent, also etwa 40 Patient:innen, in seine Praxis kämen. In einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ erklärte er im Sommer 2020, dass die Frequenz auch nach dem ersten Lockdown nicht wieder auf Normalniveau gestiegen sei.

Im März 2022 wurde es dem gebürtigen Wiener in seiner Funktion als Gesundheitsminister zu viel. Die vielen Bedrohungen und Hassnachrichten hätten dazu geführt, dass Mückstein nicht mehr hundert Prozent als Politiker geben könne, wie er in seine Rücktrittsrede am 4. März 2022 sagte. Sein Nachfolger wurde das Grünen-Urgestein Johannes Rauch.

Wolfgang Mückstein: Seine vielfältigen Funktionen

Laut FirmenABC hält Mückstein 15 Prozent der Kapitalanteile des Unternehmens „Robert Metzger & Co Nfg GmbH“. Dieses befasst sich mit den Tätigkeitsgebieten „Vermietung von Immobilien, Wohnungen und Waggons“. Robert Friedrich Metzger, Gründer dieses Unternehmens, war Mücksteins Urgroßvater. Die „Robert Metzger & Co Nfg GmbH“ ist Alleingesellschafterin des Unternehmens „Immosphere Immobilienentwicklung und -management GmbH“, die sich mit An- und Vermietung von Waggons und Containern befasst. Bei beiden Unternehmen ist Mückstein im Firmenbuch als Prokurist eingetragen. Weiters ist er persönlich haftender Gesellschafter der „Medizin Mariahilf. Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin OG Dr. Mayrhofer Dr. Mückstein Dr. Lamel“.

Laut GISA Gewerbeinformationssystem Austria besitzt Mückstein Gewerbeberechtigungen mit den Wortlauten „Handelsgewerbe mit Ausnahme der reglementierten Handelsgewerbe und Handelsagent“ sowie „Herstellung und Aufbereitung sowie Vermietung von Medizinprodukten, soweit diese Tätigkeiten nicht unter ein anderes reglementiertes Gewerbe fallen“.

Wolfgang Mückstein: Sein Privatleben

Mückstein ist geschieden und Vater zweier schulpflichtiger Töchter, die 2021 zwölf und 15 Jahre alt sind. Seine Stiefmutter, Eva Mückstein, saß für die Grünen von 2013 bis 2017 im österreichischen Nationalrat.

von Wolfgang Wonesch

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