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Zeit im Bild: Eine Institution des ORF

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Von: Christian Kisler

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Das ORF-Zentrum am Küniglberg in Wien mit dem berühmten ORF-Auge im Vordergrund
Im ORF-Zentrum am Küniglberg wird tagtäglich die meistgesehene Nachrichtensendung Österreichs produziert: die Zeit im Bild. © Hans Punz/dpa-Bildfunk

Die Zeit im Bild des ORF, kurz ZIB, ist seit 1955 die beliebteste und meistgesehene Nachrichtensendung in Österreich.

Trotz Streaming-Angeboten und der Zurückdrängung linearen Fernsehens: Um 19.30 Uhr die Zeit im Bild, kurz ZIB, zu schauen, ist in vielen österreichischen Haushalten seit Jahrzehnten ein allabendliches Ritual. Die Nachrichtensendung des ORF, dem öffentlichen Rundfunk Österreichs, geht traditionell in der Doppelmoderation mit Frau und Mann über den Äther. Wer es nicht zu Beginn der Sendezeit vor den Fernsehapparat schafft, kann sich die Nachrichten selbstverständlich in der ORF-TVthek ansehen, sieben Tage lang. Allerdings ist bekanntlich nichts so alt wie die News von gestern.

Von „Bild des Tages zur „Zeit im Bild“

Die ständige Verfügbarkeit von Nachrichten im Speziellen und TV im Allgemeinen ist keine Selbstverständlichkeit. 1955 steckt der österreichische Rundfunk noch in den Kinderschuhen. Fernsehen wird anfangs lediglich dreimal in der Woche ausgestrahlt, ab 1957 sechsmal. Von Beginn an dabei: eine Nachrichtensendung. Am 26. November wird mit Bild des Tages eine Vorläuferin der ZIB gebracht - als einziger Programmpunkt des Tages. Gut eine Woche später, am 5. Dezember 1955, geht die erste Zeit im Bild on air.

Der Name geht auf den damals einzigen ZIB-Redakteur und späteren ORF-Generalintendanten Teddy Podgorski zurück. Die Titelgebung war eigentlich nur als Übergangslösung gedacht, etablierte sich aber schnell. Gegenüber der Wiener Zeitung meinte Podgorski Jahrzehnte später trocken: „Ein österreichisches Provisorium hält lange.“

„Zeit im Bild“ im 19.30 Uhr als Flaggschiff

Die Nine O’Clock News der BBC sind zunächst uneingeschränktes Vorbild: Sprecher:innen verlesen die Nachrichten des Tages, dem Namen des österreichischen Pendants, Zeit im Bild, entsprechend mit möglichst bewegter Bebilderung. Ein Konzept, das über die Jahrzehnte stetig verfeinert wird, zumal das Prinzip der reinen Sprecher:innen von jenem der sendungsgestaltenden Moderator:innen abgelöst wird. Das Flaggschiff ist die Zeit im Bild um 19.30 Uhr, die die wichtigsten Ereignisse in Sachen Politik, Wirtschaft, Chronik und Kultur wiedergibt. Sport und Wetter werden in eigenen Sendungen im Anschluss abgehandelt. Jede Ausgabe dauert etwa 17 Minuten.

Information im ORF-Fernsehen gibt es aber von früh bis spät. Am wichtigsten und bekanntesten ist wohl die 1975 eingeführte und als Journal konzipierte Zeit im Bild 2 im zweiten Programm des ORF. Sie glänzt mit Moderator:innen wie ehemals Robert Hochner, kurz Ingrid Thurnher oder seit 2002 Armin Wolf, die durch akribische Vorbereitung und unnachgiebige Interviewführung sowie mit Ecken und Kanten zu überzeugen wussten und wissen. Dabei wird freilich nie auf die journalistische Sorgfalt vergessen. Gerade die ZIB 2 ist weitgehend frei von politischer Einflussnahme und produziert teils unbequeme oder den öffentlichen Diskurs anregende Beiträge.

Immer wieder neue „Zeit im Bild“-Formate

Im Laufe der Jahre wurden seitens der ORF-Information stets aufs Neue versucht, mit neuen Formaten unter der Marke Zeit im Bild neue Zuseher:innen-Schichten zu erreichen. So wurde etwa von 1985 bis 1997 mit der Mini-ZIB eine eigene Nachrichtensendung für Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren produziert. Unvergessen: Das Wetter wurde tatsächlich von einer Amphibie angesagt, nämlich dem Wetterfrosch Quaxi.

Oder aber die ZIB 20 auf ORF 1, mit der um 20 Uhr vor der Primetime ein jüngeres Publikum angesprochen wurde. Sie wurde 2013 eingeführt und mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im März 2020 und der damit einhergehenden Wiedereinführung der Durchschaltung der Haupt-ZIB auf beiden Kanälen heimlich, still und leise zu Grabe getragen.

Aktuelle ZIB-Formate

NameZeit der AusstrahlungLängeSender
ZIB 7.00/8.00\tMo - Fr 7 und 8 Uhr~ 8 MinutenORF 2
ZIB 7.30/8.30\tMo - Fr 7.30 und 8.30 Uhr~ 3 MinutenORF 2
ZIB 9.00Mo - So 9 Uhr~ 5 - 8 MinutenORF 2
ZIB 11.00So 11 Uhr~ 4 MinutenORF 2
ZIB 13.00Mo - So 13 Uhr~ 5 - 10 MinutenORF 2
ZIB 17.00Mo - So 17 Uhr~ 5 - 7 MinutenORF 2
ZIB 18Mo - Fr 18 Uhr~ 8 MinutenORF 1
ZIB 1Mo - So 19.30 Uhr~ 17 MinutenORF 1 und ORF 2
ZIB 2Mo - Fr 22 Uhr~ 25 MinutenORF 2
ZIB 2 am SonntagSo 21.50 Uhr~ 20 MinutenORF 2
ZIB 2 Spezial\tSa, So, feiertags, besondere Ereignissen\t~ 35 MinutenORF 2
Spät-ZIBSa und feiertags 21.45~ 5 MinutenORF 2
ZIB NachtMo - Fr, zw. 22.30 und 00.00 Uhr~ 8 MinutenORF 1
ZIB flashMo - So, zw. 15 und 00.00 Uhr~ 3 MinutenORF 1
ZIB 100Mo - Fr, zw. 17 und 17.30 Uhr100 SekundenORF III/Social Media
ZIB Spezialbei besonderen Ereignissenunbegrenztmeist ORF 2
ZIB 2 HistoryJahrestage besonderer historischer Ereignisse~ 25 - 40 MinutenORF 2

Unzählige Sprecher:innen und Moderator:innen für die „Zeit im Bild“

Höher noch als die Anzahl unterschiedlicher Zeit im Bild-Formate ist jene der Sprecher:innen und Moderator:innen seit den 1950er-Jahren. Mit Stand Oktober 2021 sind in der ZIB um 19.30 Uhr Nadja Bernhard und Tarek Leitner sowie Susanne Höggerl und Tobias Pötzelsberger zu sehen. Durch die ZIB 2 führen abwechselnd Lou Lorenz-Dittlbacher, Martin Thür und Armin Wolf. Dass die Zeit im Bild aber auch TV-fremde Formate nicht außer Acht lässt, zeigt die ZIB 100. Sie wird im Hochformat speziell für Social Media produziert und bietet einen kurzen Nachrichtenüberblick in 100 Sekunden. So will man die Zeit im Bild auch für künftige Generationen zu einem Informationsfixpunkt machen.

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