Eine Expertin erklärt, wieso wir eine Passkopie nie über E-Mail verschicken sollten

Am 8. Februar findet der Safer Internet Day statt. Deshalb haben wir mit Barbara Buchegger von Saferinternet.at darüber gesprochen, wie wir unsere Privatsphäre im Netz schützen können.
Der Internationale Safer Internet Day, der von der Europäischen Kommission organisiert wird, findet dieses Jahr schon zum 19. Mal statt. Der jährliche Aktionstag soll über einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien aufklären. Das ist besonders wichtig, immerhin verbringen die Österreicher:innen durchschnittlich 118 Minuten pro Tag im Internet. Vor allem junge Menschen verbringen viel Zeit auf Social Media. Laut dem Jugend-Internet Monitor 2021 ist WhatsApp bei den österreichischen Jugendlichen besonders beliebt. Der Messenger-Dienst wird von 98 Prozent der Befragten genutzt.
Bewegen wir uns im Internet, hinterlassen wir aber auch Spuren. Durch das Verschicken von E-Mails, Google-Suchanfragen, Login-Daten auf Websites, Social-Media Postings und generell jeden Klick, den wir online tätigen, wird unser digitaler Fußabdruck größer. So können zum Beispiel Online-Shops unsere Interessen und unser Verhalten erfassen und speziell auf uns zugeschnittene Werbung ausspielen.
Aber auch andere User:innen können sich durch unseren Online-Auftritt ein Bild von uns machen. Wieso das manchmal problematisch ist und wieso wir gerade im Internet besser auf unsere Privatsphäre acht geben sollten, erklärt Safer Internet-Expertin Barbara Buchegger im Interview mit BuzzFeed Austria:
Frau Buchegger, mittlerweile sind wir alle gewohnt, im Internet täglich unsere Daten liegenzulassen. Wieso ist es überhaupt so wichtig, dass wir unsere Privatsphäre im Internet schützen?
Je mehr Daten es über eine Person im Internet gibt, desto eher können sich andere Menschen ein Bild von dieser Person machen - ganz egal ob dieses Bild tatsächlich der Realität entspricht oder nicht. Typische Beispiele sind hier, wenn ich mich in einem sozialen Netzwerk besonders für bestimmte Themen interessiere und das auch zeige, in dem ich Informationen über diese Themen like oder bestimmten Gruppen beitrete oder mich an Diskussionen beteilige. Das kann anderen zeigen, was mich interessiert, wie ich denke, was meine Haltung ist und das kann in manchen Fällen falsch ausgelegt werden und zu Missverständnissen führen. Gleichzeitig kann es passieren, dass man zum Beispiel nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, weil man bestimmte Dinge geliked hat, bestimmten Seiten folgt oder etwas kommentiert. Wer sich also beispielsweise an gewissen Diskussionen in gewissen Netzwerken rund um Impfungen beteiligt, bekommt man automatisch einen Stempel aufgedrückt. Und der kann anderen gefallen oder eben auch nicht gefallen, was wiederum in Zusammenhang mit einem Job-Interview oder auch wenn man online jemanden kennenlernen möchte negative Folgen haben könnte.
Was kann dann im schlimmsten Fall passieren, wenn ich online nicht darauf achte, was ich von mir preisgebe?
Eine Person kann dann sehr genau verfolgt werden, zum Beispiel durch einen Stalker. Der kann dann viel über die Person herausfinden und hat dadurch die Möglichkeit, sie auf verschiedenen Ebenen zu belästigen. Ein Beispiel: Wenn jemand herausfindet, wie mein Haustier heißt und ich das auch als WLAN-Passwort verwende, dann kann diese Person in mein WLAN eindringen und zum Beispiel meine smarten Geräte an- und ausschalten - mich also beispielsweise mit einem Lichtterror terrorisieren oder die Waschmaschine andrehen, ohne dass ich das selbst möchte. Diese Person kann dann theoretisch auch mithören, was bei mir zu Hause gesprochen wird, wenn der Zugang zum Smartspeaker besteht. Je mehr Informationen über mich da sind und ich auch noch Passwörter verwende, in denen diese Informationen vorkommen, desto mehr kann jemand mich auch wirklich ganz konkret schädigen, in dem er mir wirklich das Leben zur Hölle macht. Da gibt es immer wieder das Beispiel von Ex-Partner:innen, die über solche Informationen verfügen und sie entsprechend ausnützen.
Bei der Kommunikation mit anderen gibt es bei Apps wie WhatsApp mittlerweile auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, um unsere Daten besser zu schützen. Was genau bedeutet das?
Das heißt, wenn ich eine Nachricht schicke, kann es auf meinem Gerät gelesen werden, dann wird es verschlüsselt, es wird einer anderen Person geschickt und auf deren Gerät wieder entschlüsselt. Das heißt, dass jemand, der dieses verschickte Daten-Paket im Internet vielleicht abfängt, nichts damit anfangen kann. Das sind dann nur irgendwelche unbrauchbaren Zeichen.
Muss Kommunikation im Internet immer verschlüsselt sein?
Sie ist es im Endeffekt oft nicht. Bei E-Mails ist sie in der Regel nicht verschlüsselt. E-Mails sind beim Verschicken so offen wie eine Postkarte. Da sollte ich mir dann auch genau überlegen, was ich über welche Art der Kommunikation versende, also beispielsweise bei Gesundheitsdaten oder anderen wichtigen Daten zu meiner Person. Eine Passkopie per E-Mail zu verschicken, ist eigentlich keine besonders gute Idee, weil E-Mails in der Regel nicht verschlüsselt sind. In WhatsApp ist die Kommunikation sehr wohl verschlüsselt. Aber auch da muss ich aufpassen, was ich wem sende. Denn am anderen Ende sitzt noch immer eine Person und ich habe keine Garantie, was sie mit meinen verschickten Daten macht. Das Internet vergisst nicht und beispielsweise private Bilder machen schnell einmal die Runde, ohne dass ich das mitbekomme.
Aber nicht nur in der Kommunikation mit anderen, auch wenn ich beispielsweise etwas google, wird viel über mich gespeichert.
Richtig. Das kann aber auch sehr praktisch sein. Dadurch findet man ja auch brauchbare und gute Ergebnisse, wenn ich in Google suche. Wenn mich Google gut kennt, zeigt es mir natürlich in der Suche auch Ergebnisse an, die sehr gut zu mir passen. Da bleibe ich dann natürlich in meiner Filterblase, sozusagen, vielleicht auch in meiner Wohlfühlzone. Es gibt aber auch andere, sogenannte alternative Suchmaschinen, die nichts über mich speichern, aber trotzdem einigermaßen brauchbare Ergebnisse liefern, wie zum Beispiel die deutsch-französische Suchmaschine Qwant.
Wie kann ich meine Privatsphäre am besten schützen, wenn ich mich online bewege?
Indem ich mir genau überlege, was ich wo veröffentliche. Es spricht auch nichts dagegen, dass ich irgendetwas über mein Haustier veröffentliche, aber dann sollte ich nicht noch zusätzliche Informationen hergeben, die dann miteinander in Verbindung gebracht werden können, also beispielsweise wie ich heiße, wo ich wohne und wer ich bin. Wenn ich die Informationen, die ich von mir preisgebe, voneinander trenne, ist es für andere schwerer, sie auf meine Person zurückzuführen. Man sollte sich auch immer genau überlegen, was man über sich veröffentlicht, für wen und in welchem sozialen Netzwerk mit welchem Publikum. Und da haben wir ja heute mit den verschiedenen Netzwerken und den Privatsphäre-Einstellungen in diesen sozialen Netzwerken auch viel Gestaltungsspielraum.
Junge Menschen geben auf Social Media sehr viel von sich, aber auch von anderen preis. Auf TikTok zum Beispiel werden häufig fremde Menschen gefilmt, die beispielsweise dabei erwischt worden sind, wie sie bei einem vermeintlichen Date andere Frauen auf ihrem Handy auschecken. Andere wiederum rufen über die Plattform fremde Personen auf, weil sie deren Partner:in beim Fremdgehen erwischt haben. Was würden Sie in so einem Fall raten?
Dabei handelt es sich eindeutig um die Verletzung von Privatsphäre. In so einem Fall würde ich die Person, die das veröffentlicht, anzeigen. Da können ganz viele Delikte wie Cybermobbing oder üble Nachrede dabei sein.
Viele wissen vielleicht gar nicht, dass was sie da tun eventuell strafbar sein könnte. Gibt es hier zu wenig Aufklärung im Buldungsbereich?
Da kann es gar nicht genug Aufklärung geben. Es gibt zwar das Fach der digitalen Grundbildung in der Sekundarstufe 1, in dem solche Inhalte gelehrt werden. Aber es ist sicher noch nicht ausreichend Bestandteil des Unterrichts. Wir brauchen viel mehr Aufklärung, viel mehr Bewusstseinsbildung in den verschiedensten Bevölkerungsgruppen. Das ist aber nur die eine Seite. Es gibt auch noch eine zweite, wichtige Seite. Denn viele der User:innen wissen eigentlich ganz genau, was verboten ist. Aber sie haben auch das Gefühl, dass das nicht für sie gilt. Sie gehen das Risiko ein, weil sie glauben, nicht erwischt zu werden, da das Internet ohnehin so voll von Dingen ist. Vor allem Jugendliche fühlen sich wenig verwundbar.
Was würden Sie jungen Menschen, die sich im Internet bewegen, raten?
Da kann es gar nicht genug geben. Es gibt zwar das Fach der digitalen Grundbildung in der Sekundarstufe 1, in dem solche Inhalte gelehrt werden. Aber es ist sicher noch nicht ausreichend Bestandteil des Unterrichts. Wir brauchen viel mehr Aufklärung, viel mehr Bewusstseinsbildung in den verschiedensten Bevölkerungsgruppen.
Wie schnell es im Internet zu Cybermobbing und der Verletzung der Privatsphäre kommen kann, zeigt auch ein Fall einer jungen Österreicher:in, die ein Bild von sich auf Instagram hochlud.