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„Ich hab keine Kraft für die Uni“: 48 Prozent der Studierenden in Österreich sind inaktiv

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Von: Sophie Marie Unger

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Junge Frau enttäuscht vor Laptop
Studieren wird für viele immer mehr zur Belastung. © Andreas Pulwey/IMAGO

An den österreichischen Unis absolviert ein Großteil der Studierenden kaum Prüfungen. Das hat sich mit etwaigen Krisen noch verschärft.

Laut meinen Eltern sollte die Studienzeit eigentlich die unbeschwerteste Zeit des Lebens sein. Eine Zeit, in der man sich ausprobieren, sich und seine Umwelt besser kennenlernen kann. Das war vielleicht bei ihnen so, aber heutzutage bedeutet Studieren längst nicht mehr, sich wissbegierig auf spannende Übungen zu stürzen und zwischendurch geile Home-Partys zu besuchen. Das hat nun eine neue Studie, die heimische Unis unter die Lupe genommen hat, bewiesen. Auch eine Betroffene hat mit uns über ihre schwierige Uni-Situation gesprochen.

48 Prozent der Studierenden sind inaktiv

Dass zahlreiche heimische Student:innen gar keine Prüfungen machen bzw. Seminararbeiten abgeben, hat nun auch eine Studie des Instituts für höhere Studien (IHS) belegt. Dafür wurden die Bachelor- und Diplomstudiengänge an 13 österreichischen Unis untersucht. Das Resultat: Zwischen 2019 und 2020 waren 52 Prozent der Studierenden aktiv, 48 Prozent waren inaktiv. Als aktiv gilt übrigens jemand, der innerhalb des Studienjahrs Prüfungen und Übungen im Ausmaß von 16 ECTS-Punkten ablegt.

Doch warum ist das so?

Laut Studie spielen da vor allem drei große Faktoren mit rein. Viele Studierende etwa sind inaktiv, weil sie einem oder sogar mehreren Jobs nachgehen oder aber Familienmitglieder betreuen müssen. Auch das Alter spielt eine Rolle: In Österreich gibt es nämlich zahlreiche ältere Studierende. „Je älter die Studierenden sind, desto geringer sind die Abschlussquoten“, hieß es im Abschlussbericht. Zudem hängt es auch von den Studienrichtungen an sich ab. Philosophie, Statistik, Kunstgeschichte, Theologie und Wirtschaftsrecht sind die inaktivsten Studiengänge, während Human- und Tiermedizin am besten abschneiden.

„Ich habe keinen Nerv dafür“

Dass sich das Ganze aber auch auf einer viel persönlicheren Ebene abspielt, weiß die 29-jährige Katja. Sie studiert seit über 8 Jahren Pharmazie an der Universität Wien. Dass es so lange dauert, liegt aber nicht daran, dass sie keinen Spaß daran hätte. „Es sind einfach so viele Dinge, die man zusätzlich machen muss. Meine Wohnung wurde mittlerweile so teuer, dass ich vor einem Monat einen zweiten Job annehmen musste“, erzählte sie. Auch Corona und die sonstigen Unsicherheiten seien belastend. „Wie soll man sich da bitte auf Stoff konzentrieren - ich hab einfach keinen Nerv dafür und auch keine Kraft“.

Unis müssen auf neue Rahmenbedingungen reagieren

Dass man aufgrund der extremen mentalen Belastung der vergangenen Jahre auch als Universität nicht einfach so weitermachen kann, sei für Psychologen Felix Neuritt klar. „Das dürfen die Unis auf keinen Fall ignorieren, ansonsten haben wir bald ein gesamtgesellschaftliches Problem“, berichtete er gegenüber BuzzFeed Austria. Katja sei da kein Einzelfall, doch viele schämen sich dafür. „Weil sie Eltern nicht enttäuschen wollen, oder von Freund:innen anderes vorgelebt bekommen, überanstrengen sie sich - das endet im schlimmsten Fall im Burnout“, so Neuritt.

Wenige Maßnahmen zielen auf mentale Gesundheit ab

Leider zielen nur wenige Maßnahmen auf die mentale Gesundheit ab. Rektor:innen streben dabei meist noch immer ein Nachschärfen bei den Mindestleistungen für Studierende an. Diese Lösung würde die Verbindlichkeit erhöhen, so etwa Rektor der Universität Klagenfurt und Vizepräsident der Universitätenkonferenz Oliver Vitouch im ORF-Interview.

„Das sei nicht unbedingt der nachhaltigste Weg, um die Uni-Aktivität zu steigern - im Gegenteil, der Druck auf die Studierenden wird dabei sogar noch erhöht“, entgegnete Neuritt. Das neue Semester brachte jedoch Neuerungen, die in die richtige Richtung gehen. So kannst du dich ab dem Wintersemester 2022 leichter beurlauben lassen oder dir mehr Prüfungen deines vorherigen Studiums anrechnen lassen.

Auch Prüfungsphasen können da sehr stressig sein. Diese Tipps können dir dabei helfen, die Prüfungszeit bestmöglich zu meistern.

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