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Typisch Deutsch: TikToker Liam Carpenter ist mit Klischee-Witzen erfolgreich

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Von: Felicitas Breschendorf

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Liam Carpenter, der auf TikTok ein Szenario im Supermarkt nachspielt. Was ist typisch deutsch? Liam Carpenter sagt, die Kassierer:innen ziehen die Einkäufe besonder schnell übers Band.
Typisch deutsch? TikToker Liam Carpenter sagt, dass die Kassierer:innen die Einkäufe besonders schnell übers Band ziehen. © TikTok/ Liam Carpenter

Der Brite Liam Carpenter macht sich auf TikTok über „Deutsch sein“ lustig. Wir haben mit ihm über Stereotype gesprochen – und seine Catchphrase „In Germany we don‘t say...“.

In seinen TikTok-Videos nimmt Liam Carpenter die deutsche Kultur auf die Schippe. 1,3 Millionen Follower:innen schauen ihm dabei inzwischen zu (Stand 15. Juli 2022). Der 26-jährige Brite beobachtet die Deutschen genau. Er kennt ihre typischen Vorlieben, ihre Eigenheiten und ihre bürokratischen Regeln. Bekannt geworden ist er mit seiner Catchphrase „In Germany we don‘t say“. In seinen Videos zeigt er humorvoll, dass man „Deutsch sein“ nicht immer ernst nehmen muss. BuzzFeed News Deutschland hat der TikToker erklärt, was die deutsche Kultur so unterhaltsam macht.

Trends wie #Gentleminions oder Elotrans als Antikater-Mittel gehen gerade auf TikTok viral. Liam war Profibasketballer, bevor er vor einem Jahr auf der Plattform bekannt wurde. Mit 18 ist er von einer Kleinstadt in Großbritannien nach Deutschland gezogen: von Kent bei London nach Crailsheim in Baden-Württemberg. Im vergangenen Jahr hat er begonnen, TikTok-Videos zu drehen. „Ich habe mit Videos über Fitness angefangen, aber die haben nicht so gut funktioniert.“ Mit seinem ersten Video über typisch deutsches Verhalten im Februar 2022 konnte er direkt Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Seitdem hat er mit ähnlichen Inhalten weitergemacht und ist erfolgreich geworden.

Wie Liam Carpenter auf den Satz „In Germany we don‘t say“ gekommen ist

„In Germany we don‘t say“ ist die Catchphrase, mit der Liam bekannt geworden ist. Nach dem Halbsatz folgt immer ein Beispiel, wie Briten sich in einer bestimmten Situation verhalten, Deutsche jedoch nicht. Im nächsten Teil deckt er dann auf, wie Deutsche sich stattdessen verhalten würden. Zum Beispiel hier:

Den Ausdruck „In Germany we don‘t say“ habe Liam nicht selbst erfunden, sagt er. „Der wird schon seit Jahren für Memes im Internet benutzt.“ Er sei aber der Erste, der die Phrase in TikTok-Videos eingesetzt habe.

Mit Nachahmer:innen hat Liam kein Problem: „Ich empfinde das als Kompliment für meine Arbeit“

Auf TikTok tummeln sich mittlerweile eine Menge Videos, die das Format „In Germany we don‘t say“ übernehmen. „Es stört mich nicht, wenn Leute meine Videos kopieren“, sagt Liam. „Ich empfinde das als ein Kompliment für meine Arbeit.“ Seine Community würde das oft anders sehen. Er bekomme eine Menge Nachrichten, in denen auf die Plagiate hingewiesen wird. Das werfe aber höchstens ein schlechtes Bild auf die Nachmacher:innen – nicht auf ihn.

Liam, was ist für dich typisch Deutsch?

Auf TikTok zeigt Liam typische deutsche Eigenschaften und Verhaltensweisen. Aber was ist überhaupt typisch deutsch? „Pünktlichkeit“, beeilt sich Liam zu sagen. Für die Deusche Bahn gelte das jedoch nicht, worauf er in diesem Video ironisch hinweist:

Und was bedeutet Deutsch-sein aus Sicht eines Briten? „Die Deutschen sind sehr direkt.“ In seiner Heimat verwende man dagegen mehr Smalltalk. In England entschuldige man sich oft mit einem „Sorry“ obwohl man überhaupt nichts Falsches getan habe. Hier zeigt er in einem Video, was er damit meint:

Liam spielt in seinen TikTok-Videos mit Stereotypen

„Bei den deutschen Eigenschaften, die ich in den Videos zeige, handelt es sich natürlich um Stereotype“, betont Liam. Seine Videos seien deshalb so erfolgreich, weil er die Stereotype „bewusst übertreibe“. „Ich nehme sie nicht so ernst.“ Es gehe ihm nicht darum, sich über Deutsche lustig zu machen, sondern humorvoll mit der Kultur umzugehen. „Alle wissen, dass Klischees nicht wirklich der Realität entsprechen, aber genau das macht sie so witzig“, so Liam.

Auch der TikToker @meisterlingtac, der sich selbst „Quoten-Asiate“ nennt, spielt in seinen Videos mit Klischees. Statt vom „Deutsch sein“ handeln seine Videos vom „Asiatischsein“.

Stereotypisch deutsch sei etwa, dass deutsche Supermarktkassierer:innen ihre Einkäufe besonders schnell über das Band ziehen. In England würden die Kassierer:innen sogar beim Einpacken helfen. Ob er die deutsche Kultur überhaupt sympatisch fände? Liam lacht. „Klar, ich liebe beide Kulturen“, sagt er. „Ich würde sogar sagen, dass ich den Stereotypen nach eher Deutsch bin. Manchmal werde ich auf TikTok sogar gefragt, ob ich wirklich aus England komme.“

Wie er sich in Deutschland beim Einkaufen fühlt, zeigt er hier:

„Hier läuft alles ein bisschen schneller“, sagt Liam. Auf Autobahnen in England gelte beispielsweise überall 110 Kilometer pro Stunde. Auf deutschen Autobahnen könne man stattdessen bis zu 130 fahren – fast wie bei Mariokart:

Nicht nur auf der Autobahn, auch beim Wandern oder Monopoly-Spielen sieht man Liam in seinen Videos. „Mit alltäglichen Situationen können sich die Zuschauer:innen am besten identifizieren“, erklärt er.

TikTok ist Liams Hauptberuf – ob die Videos weiter vom „Deutschsein“ handeln werden?

Mit Werbung auf TikTok verdient Liam sein Geld. Auf der Plattform ist er also hauptberuflich unterwegs. In seinen Videos stellt er oft verschiedene Charaktere dar. Wenn er zum Beispiel eine typisch deutsche Person verkörpert, trägt er eine Kappe und einen Brustbeutel. Dazu weiße Socken in Sandalen. Er habe sich damit an dem Style von Jugendlichen in Frankfurt orientiert. Für immer möchte er das Thema „Deutschsein“ in seinen Videos jedoch nicht behandeln. „Ich kann mir auch vorstellen, etwas Neues auszuprobieren.“

Das Feedback der TikTok-Nutzer:innen sei durchweg positiv. „Darüber bin ich sehr glücklich“, sagt er bescheiden. Manchmal würde er Verbesserungsvorschläge bekommen, die er aber positiv wahrnimmt. Zum Beispiel werde ihm manchmal erklärt, wie man ein deutsches Wort richtig ausspreche. Die meisten seiner Videos sind auf Englisch, weil er ein internationales Publikum erreichen möchte. Seine Videos funktionieren aber auch gerade deshalb so gut: weil er als Englisch-sprechender Brite einen verwunderten Blick auf Deutschland wirft.

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