„Habe das Gefühl, dass ich jede Sekunde sterben könnte“: Ukrainischer TikTok-Star flieht aus Bunker

Die Ukrainerin Valeria Shashenok ist mit ihren TikTok-Videos aus einem Bunker zur internationalen Heldin geworden. Jetzt flieht die 20-Jährige.
Seit der russischen Invasion lebt Valeria Shashenok mit ihrer Familie in einem Luftschutzbunker in ihrer Heimatstadt Tschernihiw. Von da aus informiert sie via TikTok und Instagram unter dem Namen Valerisssh über das Alltagsleben inmitten eines Kriegs. Dabei erlebt die junge Frau täglich russische Bombardements, hat kaum warmes Essen und keine sichere Stromzufuhr. Und trotzdem bleibt Valerisssh in ihren Videos ruhig und berichtet mit Humor und Ironie über die Situation. Für sie ist es sinnlos, in Tränen auszubrechen, denn damit wird sich nichts ändern, erzählt sie etwa der BBC.
Ukraine-Krieg: Was Valerisssh bis jetzt so gezeigt hat
Seit Beginn an dokumentiert die 20-Jährige ihre Eindrücke auf TikTok und Instagram. Dabei geht es vor allem um die Zerstörung, welche die Raketenangriffe in ihrer Heimatstadt anrichten. Obwohl sich Valeria und ihre Familie dafür in Lebensgefahr begeben, verlassen sie den Bunker, um die Lage zu filmen. Zu sehen sind zerstörte Gebäude und Straßen. „Hier habe ich mit meinen Freunden als Kind gespielt“ kommentiert Valerisssh eines ihrer Videos. Zuletzt wurde eines der ältesten Gebäude der Stadt zerstört.
Sie fährt dabei eine sehr persönliche Schiene und zeigt beispielsweise ihre Mutter, die Wareniki - ein ukrainisches Nationalgericht aus Teigtaschen - auf einer Gasplatte kocht. Die Zutaten dafür müssen zuvor mühevoll zusammengesucht werden, denn wie sie in einem anderen Video zeigt, sind die Regale der Supermärkte mittlerweile komplett leergefegt. Die Videos wirken dabei immer humorvoll und ironisch und sind als klare Kritik an Russland zu verstehen. Gegenüber dem New York Magazine erzählt Valeria, sie nutze den Humor als Bewältigungsmechanismus, aber auch, weil sie hoffe, viele Menschen zu erreichen. Letzteres hat sie auf jeden Fall schon geschafft - auf TikTok hat sie rund 770 Tausend Follower:innen.
Valerisssh auf der Flucht vor dem Ukraine-Krieg
Für die 20-Jährige wurde die Situation im Bunker aber immer unerträglicher. Weil ihr Vater nicht fliehen und seine Heimat verlassen will, blieb sie bislang mit ihrer Mutter und zwei Familienfreunden in ihrer Heimatstadt. „Es wird einfach nicht besser - bis auf einen Freund, sind meine Freund:innen nach Bulgarien, Italien und andere Teile der Welt geflohen“, sagt Valeria gegenüber dem New York Magazine. Das war sicher auch ein Grund, warum sie sich endgültig entschloss, zu fliehen.
„Ich kann es kaum glauben, aber ich bin entkommen“, schrieb sie am Sonntag den 13. März auf Instagram. Zu sehen ist ein überfüllter Waggon. Seitdem postet sie regelmäßig über die Stationen ihrer Flucht. Von Tschernihiw ging es für sie zunächst nach Kiew. Als sie sich - wie zahlreiche andere Menschen - für den Bus anstellte, wurde sie von einem Ehepaar aufgegabelt. Während der siebenstündigen Autofahrt schrieb sie: „Ich habe das Gefühl, dass ich jede Sekunde sterben könnte“.
Sicher in Kiew angekommen, ging es mit dem Nachtzug weiter nach Lwiw - einer Stadt im Westen der Ukraine. Dort traf Valeria auf bekannte Gesichter aus ihrer Heimat - unter anderem auf Dima, einen ukrainischen Künstler. Dieser darf das Land nicht verlassen, da er eingezogen werden könnte. Bei der Essensausgabe des Roten Kreuzes konnte Valeria seit Langem wieder einmal Nudeln essen - die Freude über solch eine eigentlich kleine Sache war riesig. Ein weiterer Zug soll Valerisssh und viele andere nach Warschau bringen. Im Waggon berichtet sie darüber, dass sie ihre Heimat keinesfalls freiwillig verlassen hat und sie niemanden solch eine Erfahrung wünscht. Und obwohl die Situation Stress hoch 1000 bedeutet, geht die 20-Jährige weiter ihrer Berufung nach und porträtiert die Geflüchteten.
Valeria ist eigentlich Fotografin
Vor dem Ukraine-Krieg war Valeria als Fotografin tätig. Ihr Instagram-Feed ist voll von lebensfrohen Fotos - die von ihr selbst, ihren Reisen oder von ihrer Arbeit handeln. Als Fotografin spezialisiert sich die 20-Jährige auf Porträts. Dabei stehen Themen wie Diversität, Gender Equality und Body Positivity im Mittelpunkt. Sie hofft mit ihrer neu gewonnen Reichweite künftig mehr Bewusstsein für diese wichtigen Themen schaffen zu können, doch zuvor muss der Ukraine-Krieg aufhören.