„Traurig und blamabel“: Rekord-Adler Artemisia wegen Schussverletzungen tot

Kaiseradler Artemisia schaffte es von Griechenland bis nach Frankreich zu fliegen. In Österreich wurde sie angeschossen und musste eingeschläfert werden. Die Polizei ermittelt.
Fast ein Jahr ist es her, als zwei Kaiseradler von der Vogelschutz-Organisation BirdLife Österreich mit einem GPS-Sender versehen wurden. Artemisia und Johannes hießen die beiden. Während zweiterer im Oktober 2021 mit einem Windrad kollidierte und starb, gelang Artemisia mit ihrem Flug durch Europa ein beachtlicher Rekord. Ihre Reise reichte von Griechenland bis nach Frankreich, für Luxemburg war es der erste Nachweis eines Kaiseradlers überhaupt. Die internationale Vogel-Community war begeistert. Zurück in ihrer Heimat, Österreich, fiel Artemisia aber einer graußamen Tat zum Opfer.
Rekord-Kaiseradler Artemisia nach Schussverletzungen tot
Aufgefunden wurde Artemisia in einem Jagdrevier in der burgenländischen Gemeinde Zurndorf. Schwerverletzt wurde der Kaiseradler von Mitarbeiter:innen des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel zu einer Eulen- und Greifvogelstation der Tierschutzorganisation Vier Pfoten gebracht. Für eine lebensrettende Behandlung war es aber schon zu spät, Artemisia musste eingeschläfert werden. Von der Polizei wird bereits ermittelt.
Greifvogelforscher Matthias Schmidt mit der Diagnose: „Die Untersuchungen ergaben, dass der Vogel offensichtlich sitzend angeschossen wurde. Die Kugel durchschlug beide Beine und trennte diese nahezu ab. Offene Brüche und ein massiver Blutverlust waren die Folge. (...) Es blieb nichts anderes übrig, als die Kaiseradlerdame umgehend einzuschläfern und von ihren Qualen zu erlösen.“ Der Vogelexperte ist über den Vorfall erschüttert: „Wir haben in den vergangenen Jahren viele grausame Fälle illegaler Greifvogelverfolgung erlebt, aber der Tod dieses Kaiseradlers ist besonders abstoßend und brutal!“

BirdLife Österreich fordert Gesetzesänderung
Das Jagdrevier in Zurndorf fiel übrigens in der Vergangenheit schon öfters auf - von dort aus sollen nämlich schon häufiger Fälle illegaler Wildtierverfolgung gemeldet worden sein. Dazu zählen laut BirdLife Österreich die Abschüsse einer Rohrweihe, eines Mäusebussards und das Aufstellen illegaler Fallen. Das alles wurde bei der Polizei angezeigt, Täter oder Täterinnen konnten bisher aber keine ausgeforscht werden.
Dazu fordert die BirdLife Österreich nun eine Gesetzesreform, der Todesfall von Artemisia sei für Greifvogelforscher Schmidt „traurig und blamabel“. Die Vogelschutz-Organisation will daher, dass sämtliche Greifvögel in Österreich künftig über die Naturschutzgebung erfasst werden - und nicht wie bisher über die Jagdgesetze. So könnten illegale Vorfälle effizienter bearbeitet werden und möglichen Vertuschungen könnte vorgebeugt werden, heißt es von BirdLife Österreich.
Unterstützt wird die Forderung von WWF Österreich: „Dieser Fall zeigt erneut, dass illegale Verfolgung in Österreich ein massives Problem darstellt. Die konsequente Umsetzung und Einhaltung der Schutzbestimmungen sind für einen erfolgreichen Artenschutz unerlässlich.“ Nur so kann garantiert werden, dass Vögel wie Artemisia oder auch ein niederösterreichischer Seeadler, der bis nach Russland flog, auch in Zukunft sicher (!) so beeindruckende Rekorde aufstellen.