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8 Dinge, die du zum Artensterben wissen musst

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Von: Christian Kisler

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Montage: Ein Eisbär auf einer schmelzenden Scholle, eine Frau, die einen Baum umarmt
Um die Artenvielfalt ist es nicht allzu gut bestellt. © Exclusive Pix/Action Press/Emma Innocenti/Westend61/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

In Genf wird auf politischer Ebene über eine UNO-Konvention zur Artenvielfalt verhandelt. Zu diesem Anlass haben 45 Wissenschafter:innen Fakten zusammengestellt, die man dazu wissen sollte.

Alles gehört zusammen, alles ist miteinander verbunden, die Grenzen sind fließend, nichts steht für sich alleine. Das sind nicht spirituelle Weisheiten, die dir in einem Selbstfindungsseminar erklärt werden. Und natürlich stimmt das, und zwar in jeder Lebenslage. Niemand ist eine Insel, das wusste schon der einstige Bestseller-Autor Johannes Mario Simmel. Dass auf diesem Planeten alles miteinander verwoben ist, haben auch Wissenschafter:innen verschiedener Forschungsgebiete schon länger auf dem Schirm. Artenvielfalt, Klima, Gesundheit - nichts lässt sich beobachten, ohne das andere mit einzubeziehen.

Must-Knows zur Artenvielfalt

Derzeit laufen die Schlussverhandlungen zur UNO-Konvention über die biologische Vielfalt, die 2022 in Kunming in China verabschiedet werden soll. Das haben 45 Forscher:innen vom Leibniz-Forschungsnetzwerk Biodiversität, also der Artenvielfalt, zum Anlass genommen, einen Katalog mit sogenannten Must-Knows, also Dingen, die man wissen sollte, zu veröffentlichen. In aller Kürze: Letzten Endes zerstören wir unsere Lebensgrundlagen, nämlich die Luft und das Wasser, sowie alles, was darin lebt.

Mit der Must-Know-Liste will man allerdings nicht Panik machen und Angst schüren, sondern „Mut machen, die Herausforderungen anzupacken“, wie es im Vorwort heißt. Hier acht Punkte, die auch dich etwas angehen, kurz zusammengefasst.

1. Schutz von Klima und Artenvielfalt gemeinsam verwirklichen

Ökosysteme an Land und die Ozeane, die Lebensraum für unzählige Arten bieten, die wir zum Teil noch gar nicht kennen, waren in den vergangenen zehn Jahren die Hauptleidtragenden. Sie mussten etwa 55 Prozent des vom Menschen verursachten Ausstoßes von CO2 aufnehmen. Werden Ökosysteme wie Moore oder Wälder zerstört, werden wiederum große Mengen Treibhausgas freigesetzt. Das wiederum beschleunigt die Klimakrise.

2. Planetare Gesundheit stärken

Was kompliziert klingt, ist ganz einfach: Ganze 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten - darunter auch COVID-19 - sind sogenannte Zoonosen. Diese werden von Tieren auf Menschen übertragen. Also gilt es nicht nur die Gesundheit des Menschen, sondern auch der Tier- und Pflanzenwelt zu gewährleisten. Kurzum: Den Planeten wieder fit machen und darauf achten, dass er und alle seine Bewohner:innen nicht weiter erkranken.

3. Unsichtbare Biodiversität beachten

Nicht alle Arten, die vom Aussterben bedroht sind, nimmt man auf den ersten Blick wahr. „Elefanten oder Tiger möchten alle schützen, das Leben unter der Oberfläche stirbt unsichtbar“, heißt es im Bericht. Den Wissenschafter:innen zufolge ist in Flüssen und Seen die Menge größerer Wirbeltiere um 84 Prozent zurückgegangen. Das ist erschreckend viel.

4. Biokulturelle Lebensräume fördern

Was bedeutet das jetzt wieder? Übersetzt aus Wissenschaftssprache: Jene Bereiche unterstützen, in denen Menschen eng mit ihrer natürlichen Umgebung leben. Ein Beispiel: Ein Großteil der immerhin noch 5.000 indigenen Völker ist dem Katalog zufolge als Jäger:innen, Sammler:innen und Fischer:innen auf eine unversehrte Natur angewiesen.

5. Wald nachhaltig nutzen

Das erklärt sich halbwegs von selbst. Schade, dass es dazu in der Veröffentlichung der 45 Forscher:innen keine Zahlen für Österreich gibt. Stattdessen wird Deutschland als Beispiel herangezogen, die lassen sich aber auch ungefähr auf Österreich umlegen. Demnach haben nach den drei Dürrejahren 2018 bis 2020 ganze 79 Prozent aller Bäume in den Wäldern ein weniger dichtes Blattwerk. Das muss bei der Forstarbeit berücksichtigt werden, man muss behutsam an den Baumbestand herangehen und kann nicht einfach Holz schlägern, als wäre nichts passiert. Das gilt auch für die Jagd. Der Lebensraum Wald muss vorausschauend und eben nachhaltig genutzt werden, als Sauerstofflieferant immerhin unverzichtbar.

6. Landwirtschaft umbauen

Das ist dringend nötig, und all die Bio-Landwirt:innen in Österreich sind bereits auf dem richtigen Weg. Schließlich geht die Erzeugung von Lebensmitteln für die Menschheit über Monokulturen und zu viel Gift sowie Dünger mit dem Tod ganzer Arten einher. Bio-Produkte zu kaufen, hilft also tatsächlich.

7. Land und Ressourcen schützen

Dass die Menschheit Raubbau am Planeten treibt, ist nicht neu. Laut den Forscher:innen sind 77 Prozent der Landflächen weltweit, sieht man von der eisbedeckten Antarktis einmal ab, durch menschliche Nutzung bereits stark verändert. Bei der Nutzung der Schätze der Natur gilt es, nachhaltig vorzugehen. Auch hier zeigt sich, dass Bio-Landwirt:innen im Vorteil sind: Die Anzahl der Arten beträgt auf ihren Äckern im Vergleich zu konventionell mit Gift und Dünger bestellten 53 zu 3. Nicht schlecht.

8. Biodiversitätsfreundliche Anreize setzen

Das Missverhältnis der Höhe des Geldes zum Artenschutz im Vergleich zu jenen Bereichen, die der Biodiversität, der Artenvielfalt schaden, ist beachtlich. Um die 140 Milliarden US-Dollar (127 Milliarden Euro) werden zum Schutz des Artenreichtums ausgegeben, sowohl aus öffentlichen als auch aus privaten Mitteln. Im Gegensatz dazu stehen 500 Milliarden an öffentlichen Subventionen UND etwa 2.600 Milliarden an privaten Investitionen in Bereiche, die der Artenvielfalt schaden. Das ist das 22-Fache. Beim Klima finden Abschätzungen auf etwaige Auswirkungen jetzt schon statt, wenn in etwas investiert wird. Genau das sollte in Zukunft auch in Hinblick auf die Artenvielfalt geschehen. Nur so können unsere Lebensgrundlagen erhalten werden. Schließlich hängt alles zusammen.

Denn wie sich zeigt, ist mit Wille und Tatenkraft vieles zu bewerkstelligen. So kehrten auch einige bereits ausgestorbene Tierarten nach Österreich zurück, und das ist schön.

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