Asphaltwüsten: In Österreich werden jeden Tag Flächen so groß wie 12 Fußballfelder zubetoniert

Überall wird betoniert, asphaltiert und versiegelt. Dadurch wird das Hitzeproblem verschärft. Denn Asphalt heizt sich in der Sonne auf über 60 Grad auf.
Es ist nicht nur so ein Gefühl, wenn du mit dem Zug durch die Gegend fährst. Wohin du schaust, überall wird gebaut: Einkaufszentren mit ausufernden Parkplätzen ohne jeglichen Schatten, viel zu breite Straßen, dafür viel zu schmale Gehsteige.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Fläche, die zwischen 2015 und 2020 mit Asphalt und Beton versiegelt wurde, jener von zwölf Fußballfeldern entspricht - und das tagtäglich. Anders gesagt: In Österreich sind schon rund 2.400 Quadratkilometer mit Gebäude- und Verkehrsflächen zugepflastert. Das ist fast die gesamte Fläche von Vorarlberg. Und das ist ein Problem, weil: kein Ende in Sicht.
Asphalt und Beton heizen die Umgebung massiv auf
„Während unverbaute Böden, wie beispielsweise Wiesen, Regenwasser aufnehmen und bei Hitze die Umgebung kühlen, heizen mit Asphalt oder Beton versiegelte Flächen die Umgebung massiv auf“, erklärt Lina Mosshammer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). „Große Pkw-Abstellplätze bei Supermärkten und Einkaufszentren sind regelrechte Asphaltwüsten und verursachen Hitze-Stau, ebenso städtische Straßen, wo es keine Bäume und keine Grünflächen gibt.“
Dass Hitze auf Dauer der Gesundheit nicht besonders zuträglich ist, ist keine große Neuigkeit. Gefährdet sind vor allem chronisch kranke und ältere Menschen. Als wäre COVID-19 nicht genug. Fällt der Sommer besonders heiß aus, gibt es tatsächlich mehr Hitzetote als Verkehrstote. Im Sommer 2018, in dem uns die Hitzewelle fest im Griff hatte und nicht mehr losgelassen hat, sind 409 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet worden. Die Hitze hingegen hat 550 Opfer gefordert. Für heuer befürchte ich Schlimmes, für die Zukunft sowieso.
„Österreichs Städte und Gemeinden müssen ihren Straßenraum rascher an die Erderhitzung anpassen. Konkret heißt das mehr schattenspendende Bäume, mehr Grünflächen und verstärkte Entsiegelung“, so Mosshammer. Im Detail bedeutet das, dass auf jedem großflächigen Parkplatz, etwa bei Shopping Malls, mindestens ein Baum pro Einzelplatz gepflanzt werden sollte.
Kiesbelag und Rasengittersteine sind bei Hitze angebrachter als Asphalt
Asphalt oder Beton sollten durch sogenannte versickerungsfähige Oberflächen ersetzt werden. Bei festem Kiesbelag im Gegensatz zu Asphalt können immerhin 40 Prozent des Wassers versickern, bei Rasengittersteinen sogar 85 Prozent. Das alles hat einen Sinn, denn Wasser, das versickern kann, wird an heißen Tagen verdunsten und so die Umgebung abkühlen.
Das fröhliche Versiegeln sollte aber auch außerhalb von Städten und besiedelten Gebieten ein Ende haben und im besten Falle rückgängig gemacht werden. Wie das geht? Indem zum Beispiel überbreite Freilandstraßen rückgebaut werden. Arnoldstein in Kärnten ist da mit gutem Beispiel vorangegangen: Auf einer Seite der ehemals sehr breiten Straße gibt es jetzt einen Grünstreifen, auf der anderen einen getrennten Radweg.
Straßen gibt es eh schon reichlich in Österreich, das Straßennetz misst 128.000 Kilometer. Auf dieser Strecke könnte man dreimal um die Erde fahren. Mosshammer warnt entsprechend: „Jeder weitere Ausbau von Österreichs bereits sehr dichtem Straßennetz bedeutet, dass weitere Böden versiegelt werden und im Kampf gegen die Hitzebelastung verloren gehen.“
Auch parkende Autos sorgen für brütende Hitze in der Stadt.