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5 Fakten, warum Atomkraft weder umweltfreundlich noch nachhaltig ist

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Von: Christian Kisler

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Montage: Atomkraftwerke von oben, Nahaufnahme eines AKW
Atomkraftwerke sind weder klimafreundlich noch nachhaltig und außerdem gefährlich. © Dwi Anoraganingrum/Action Press/Markus Hanke/Visum/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Wenig bis gar kein Gas mehr aus Russland und die Erkenntnis, dass wir die Klimaziele verfehlen werden: als Alternative kommt auch Atomkraft ins Spiel.

Wie viel Zeit bleibt uns noch? Die Uhren stehen nämlich eher fünf nach Zwölf als davor. Wir sind mitten in der Klimakrise, Österreich wird allem Anschein nach sämtliche Klimaziele verfehlen, dazu kommt, dass Russland unter Präsident Wladimir Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt und Gaslieferungen als Druckmittel einsetzt. Darunter leidet Österreich unter allen Staaten der Europäischen Union am meisten. Noch wurde die Notfallstufe nicht ausgerufen, lange kann es aber nicht mehr dauern.

Alternative, klimafreundliche Energieformen gibt es jedenfalls zuhauf, sie werden hierzulande auch bereits eingesetzt, seien es nun Solarenergie, Wasserkraft, aus Klärwasser gewonnene Wärme oder durch Windräder erzeugter Strom. Was nicht dazu gehört: Atomkraft, auch wenn die EU im Rahmen neuer sogenannter Taxonomie-Regeln bestimmte Gas- und Atomkraftwerke als klimafreundlich eingestuft hat. Das sorgte bei der österreichischen Bundesregierung für Empörung und kommt auch bei der Bevölkerung nicht besonders gut an. Grund genug, noch einmal fein säuberlich aufzulisten, in welchem Ausmaß Atomenergie nicht klimafreundlich und nachhaltig ist.

1. Auch Uran ist ein fossiler Brennstoff

Ja, richtig gelesen. Neben Öl, Kohle und Gas gilt auch Uran als fossile Energiequelle. Er wird als Brennstoff genutzt, damit Atomkraftwerke überhaupt betrieben werden können. Die Ressourcen sind begrenzt und reichen, wird weiterhin so konstant abgebaut wie bisher, noch etwa 70 Jahre. Dafür sind massive Eingriffe in die Landschaft in Staaten wie Australien, Kanada, Kasachstan und Russland nötig, zudem gilt die Arbeit als gefährlich und hochgradig gesundheitsschädlich.

Der CO2-Ausstoß eines Atomkraftwerks scheint zwar für sich genommen relativ gering. Allerdings schaut die Bilanz im Vergleich zu erneuerbaren Energieformen bedeutend schlechter aus, hat man den kompletten Kreislauf im Blick. Schließlich gehören da auch Uranabbau, die Herstellung der Brennstäbe und schließlich die Endlagerung dazu. Und die sind jeweils mit großem Aufwand verbunden.

2. Von dem Atommüll haben wir noch lange etwas

Wie viel hoch radioaktiver Atommüll ist wohl bisher angefallen? Weltweit sind es 350.000 Tonnen, bisher. Der wird uns alle überleben, wird er doch Jahrtausende lang munter weiter strahlen, bis er so weit zerfallen ist, dass er keinen Schaden mehr anrichten kann. Dabei kann die Dauer der Strahlung unterschiedlich lang ausfallen, für Plutonium etwa beträgt sie 24.000 Jahre. Da juckt dich nichts mehr und mich auch nicht. Die Suche nach einem sicheren Endlager für all den über die Welt verstreuten Atommüll hat sich als eine schier unlösbare Aufgabe herausgestellt.

3. Auch das Kühlwasser der Reaktoren muss irgendwohin

Praktisch, wenn so ein Atomkraftwerk am Meer gelegen ist. Dann kann man als Betreiber:in das Kühlwasser einfach ins Meer leiten. Das ist in der Regel nicht wirklich kontaminiert. Blöd nur, wenn wie im Kraftwerk Tihange im belgischen Lüttich der Reaktor-Druckbehälter Tausende feine Risse aufweist. Das ist lange bekannt, getan wird nichts dagegen. Immerhin liegt Lüttich im Landesinneren. Nicht so das japanische AKW Fukushima, das zu trauriger Berühmtheit gelangte, als es 2011 aufgrund eines Erbebens und darauffolgendem Tsunami zum größten Atomunfall seit Tschernobyl kam. Da die zerstörten Reaktoren nach wie vor gekühlt werden müssen, wird das in diesem Fall sehr wohl kontaminierte Wasser kurzerhand ins Meer geleitet. Als wäre eine Katastrophe in der Region nicht genug.

4. Atomkraftwerke sind in Kriegszeiten strategische Ziele

Die Ukraine bezieht laut Internationaler Energieagentur (IEA) rund 55 Prozent ihres Stromverbrauchs aus Atomenergie. Kein Wunder also, dass das russische Militär bei ihrer Invasion auch danach trachtet, AKW einzunehmen und zu kontrollieren. So kann auf die Regierung, aber natürlich auch auf die Bevölkerung Druck ausgeübt werden. Letztlich aber auch auf ganz Europa, wie der Brand in Kraftwerk, dem größten und leistungsstärksten des Kontinents, am 4. März zeigte. Damit ist Europa quasi in Putins Geiselhaft, ein Reaktorunfall würde die derzeit angespannte Lage verschärfen und unausweichlich zu einer humanitären Katastrophe führen. Dabei gelten Angriffe auf Atomkraftwerke als Verstöße gegen das Völkerrecht. Dieses und das Kriegsrecht werden vom russischen Militär in der Ukraine aber ohnehin mit Füßen getreten.

5. Atomkraftwerke sind vielen Risiken ausgesetzt

In einem Atomkraftwerk kann es nicht nur wegen schlechter Bauweise oder menschlichem Versagen zu Reaktorunfällen wie etwa 1986 in Tschernobyl kommen. Wie man 2011 in Fukushima gesehen hat, sind sie auch vor Naturkatastrophen nicht gefeit, mit Folgen, die unbeschreibliche Ausmaße annehmen können. Strahlung kann auch nach Terroranschlägen, einem kriegerischen Angriff oder einem Flugzeugabsturz austreten und 100.000e Quadratkilometer verseuchen. Das Risiko tragen aber nicht die Betreiber:innen, sondern die jeweiligen Staaten und letztlich wir alle. Strahlung hält sich nicht an von Menschenhand gezogene Grenzen.

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