Blüten verlieren durch die Klimakrise ihren Duft

Die Klimakrise trifft auch unsere Geruchswelt: Mit steigenden Temperaturen verlieren Blüten zunehmend ihren Duft. Das hat die Uni Salzburg herausgefunden.
Stell dir vor, es gäbe keinen Blütenduft mehr, sei es von Blumen wie Rosen, Flieder und Maiglöckchen oder aber auch von Nutzpflanzen. Das wäre nicht nur schade, schließlich wäre unsere Geruchswelt weit ärmer. Außerdem stellt sich die Frage: Wie regieren bestäubende Insekten wie etwa Bienen darauf, wenn der Duft weg ist? Ein internationales Team an der Uni Salzburg hat sich dem gewidmet und mit drei Nutzpflanzenarten und drei Arten von bestäubenden Insekten globale Erwärmung simuliert.
Wie schon angedeutet sind nicht unbedingt wir Menschen die Adressaten der ausgesendeten Duftstoffe der Pflanzen. Der besondere Geruch ist ein chemisches Signal, das sich vorwiegend an Insekten richtet. Denn viele Nutzpflanzen sind für die Fortpflanzung auf die Bestäubung besagter Insekten angewiesen. Bestäubende Insekten wiederum benötigen Pollen zum Überleben. Die durch die Klimakrise ausgelöste globale Erwärmung würde die Beziehung zwischen Insekten und Pflanzen beeinträchtigen und Auswirkungen auf die Ernte haben. Im Flugkäfig des Botanischen Gartens der Universität Salzburg, einem mit einem Netz verkleideten Freiluft-Labor für kontrollierte Bestäubungsexperimente, hat Insektenforscher Guaraci Duran Cordeiro von der Universität São Paulo, das erforscht.
Konkret wurden um Buchweizen, Raps und Erdbeere sowie Westliche Honigbiene, Dunkle Erdhummel und Rote Mauerbiene untersucht, vielmehr, wie sie bei einer Erderwärmung von bis zu fünf Grad reagieren. Dabei wurden Intensität und chemische Zusammensetzung des Blütendufts der drei Pflanzen mithilfe von Gas-Chromatografie und Massenspektrometrie analysiert. Dabei kamen zwei Temperatur-Szenarien zum Einsatz: „optimal“ und „plus fünf Grad“. „Es gibt sehr komplexe Blütendüfte aus bis zu 200 chemischen Komponenten. Raps und Buchweizen bringen es immerhin auf rund 20 Bestandteile, der Duft von Erdbeerblüten auf fünf“, erklärte Projektleiter Cordeiro in einer Aussendung des FWF.
Manche Blütendüfte lösen Reaktionen bei Insekten aus, manche nicht
Danach wurden die Blütendüfte aus beiden Szenarien synthetisch nachgebaut und an den „Antennen“ der bestäubenden Insekten getestet. Über Elektroden lässt sich so herausfinden, ob die Duftmischung eine Reaktion auslöst oder eben nicht. Vor allem die Hauptkomponenten der Düfte haben das stärkste Echo bei den Insekten hervorgerufen, was die Forscher:innen zu dem Schluss kommen ließ: Je weniger Bestandteile ein Blütenduft hat und je empfindlicher die Hauptbestandteile auf Wärme reagieren, umso schlechtere Chancen hat die jeweilige Pflanze im Zuge der Klimakrise.
Am besten stehen die Dinge für den Raps, bleiben doch die chemischen Signale seiner Duftstoffe auch bei der Versuchsanordnung mit erhöhter Temperatur unbeeinflusst. Buchweizen bei diesem Szenario einen deutlich weniger intensiven Duft auf. Allerdings blieb die Zusammensetzung des chemischen Signals immer noch für die bestäubenden Insekten stark genug, um sie wahrzunehmen.
Gar nicht gut schaut es für die Erdbeere aus: Bei fünf Grad Celsius mehr produzierten sie keinen nachweisbaren Blütenduft mehr. Bienen und Hummeln konnten sie nicht mehr finden. „Eine geringere Attraktivität der Blüten für Bestäuber könnte negative Folgen für das Funktionieren des Ökosystems und Ernteerträge haben“, lassen die Forscher:innen wissen. Visuelle Reize seien für das Anlocken von Bestäubern zwar wichtig, diese alleine seien aber oft zu wenig. Das lässt uns einmal mehr nicht besonders freudig in die Zukunft blicken.