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Kühl im Sommer: Wien Energie nimmt 90 Millionen Euro für den Ausbau von Fernkälte in die Hand

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Von: Christian Kisler

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Fernkälte-Rohre von Wien Energie
Fernkälte sorgt dafür, dass du im Sommer nicht ins Schwitzen kommst. © Volker Preußer/Imago/BuzzFeed Austria

Fernkälte? Richtig gelesen, neben Fernwärme gibt es auch Fernkälte. Weit umweltfreundlicher als Klimaanlagen soll sie nun um 90 Millionen ausgebaut werden.

Verkehrte Welt: Wähernd der Juni vielerorts der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen und viele sich hitzefrei herbeisehnten, zeigt sich der Juli bis jetzt ein wenig unterkühlt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, ich für meinen Teil fürchte mich schon vor der nächsten Hitzewelle. Und die kommt bestimmt, da will ich vorbereitet sein und halbwegs cool durch den Sommer kommen, ganz ohne Klimaanlage.

Keine Klimaanlage brauchst du jedenfalls, wenn du in einem der derzeit 180 Haushalte wohnst, die einen besonderen Anschluss haben. Seit 15 Jahren wird wie bei der Fernwärme, über die du im Winter mit, genau, Wärme versorgt wirst, gekühlt. Das hat gegenüber handelsübliche Klimaanlagen einige Vorteile. Du musst sie nicht installieren lassen, benötigst keine Genehmigung von den Hauseigentümer:innen und sparst vor allem 50 Prozent CO2 und 70 Prozent Energie und damit natürlich auch Geld. Wien Energie, die diese Technologie bereitstellt, versorgt ihre Kund:innen derzeit mit einer Leistung von 200 Megawatt. Bis zum Jahr 2030 will man auf 350 Megawatt erhöhen, was dem Unternehmen zufolge umgerechnet 100.000 einzelnen Klimageräten entspricht. Bis 2027 will Wien Energie in den Ausbau 90 Millionen Euro investieren.

Heuer nimmt zu diesem Zweck eine neue Fernkältezentrale von Wien Energie ihre Arbeit auf. Sie ist am Wiener Stubenring in der Alten Post untergebracht, jetzt kann sie mit Unterstützung des Donaukanals und speziellen Kältemaschinen Gebäude mit einer Fläche von etwa 300.000 Quadratmetern. „Mit Fernkälte sorgen wir für kühle Köpfe an heißen Tagen“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. „Die Fernkältezentrale Stubenring ist ein wichtiger Meilenstein für den weiteren Ausbau, sie versorgt nicht nur neue Kund:innen in der Umgebung, sondern ermöglicht uns auch den Zusammenschluss unseres Fernkältenetzes in den nächsten Jahren.“

Fernkälte kommt aus 21 Standorten

Fernkälte kommt nicht von einem einzigen zentralen Versorgungsposten, in Summe gibt es derzeit 21, davon sieben Fernkältezentralen wie in der Alten Post. Die erste Kundin ist die Alte Post, also wo die neueste Zentrale untergebracht ist. In dem Gebäude befinden sich auch Büros, Co-Working-Spaces und ein Fitnessstudio, die allesamt von der umweltfreundlichen Kühlungsart profitieren. Das benachbarte Universitätsarchiv und ein Hotel sind ebenfalls bereits an das Fernkältenetz angeschlossen. Museen, Gewerbekomplexe und weitere Hotels in der Umgebung sollen in der nahen Zukunft folgen.

Selbstverständlich soll die Fernkälte über die Innenstadt hinaus ausgeweitet werden, etwa auf das Nordbahnviertel im 2. Bezirk oder auf den 9. Bezirk rund um den Althangrund. Schon letztes Jahr konnte Wien Energie das Fernkältenetz um knapp fünf Kilometer auf gut 24 Kilometer verlängern. Bis 2030 soll das Netz auf knapp 50 Kilometer wachsen, es soll also verdoppelt werden. Zu den prominentesten Kund:innen gehören zurzeit das Allgemeine Krankenhaus Wien, das Wiener Rathaus und die Universität Wien. Jedes Jahr soll der Zuwachs an Fernkälte-Kund:innen 10 bis 15 Prozent ausmachen. Und das ist in Anbetracht der Tatsache, dass die Sommer in Zukunft eher heißer als kühler werden und wir in 20 Jahren mehr Energie zum Kühlen als zum Heizen brauchen werden, keine schlechte Idee.

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