Flugverkehr in Österreich: Bequemes und gefährliches Verkehrsmittel

Kurze Flüge und auch der Straßengüterverkehr könnten aus klimapolitischer Sicht durch die Verlagerung auf Bahn ersetzt werden. Wissenswertes über den Flugverkehr in Österreich:
Die Corona-Krise hatte auch Auswirkungen auf den Flugverkehr in Österreich: Im Jahr 2020 wurden im kommerziellen Luftverkehr (Linien- und Gelegenheitsverkehr) auf den sechs österreichischen Flughäfen 9,3 Millionen Passagiere (inklusive Transit) befördert. Auf den Flughäfen Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Salzburg wurden insgesamt 114.428 Flugbewegungen gezählt. Das ist etwa ein Minus von 26,9 Millionen Fluggästen bzw. 74,4 Prozent gegenüber 2019. Die Anzahl an Flügen sank damit um 64,2 Prozent im Vergleich zu 2019 (319.945 Starts und Landungen).
Was trotz dieser Zahlen nicht aus den Augen zu verlieren ist: Laut Umweltbundesamt verursachen Inlandflüge in Österreich pro Personenkilometer doppelt so viele CO2-Emissionen wie Diesel- und Benzin-Pkw und sogar rund 50 Mal mehr klimaschädliche Emissionen als die Bahn. Expert:innen fordern daher bereits seit Jahren, das Wachstum des Flugverkehrs auf ein ökologisch verträgliches Ausmaß zu begrenzen, ansonsten wären die Klimaziele von Paris nicht erreichbar.
Flugverkehr in Österreich: Zahlen, Daten, Fakten
Da sich die Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs in Europa in den vergangenen 30 Jahren auf über 180 Millionen Tonnen mehr als verdoppelt haben, wurde auch das rasante Wachstum des Flugverkehrs rasch zu einem Klimaproblem. Mit zunehmendem Flugverkehr schießen nämlich auch seine Treibhausgas-Emissionen in die Höhe. Ein Rechenbeispiel: Bei einem Flug von Wien nach Bali werden 144 Tonnen Kerosin verbrannt. Dabei entstehen 453 Tonnen Kohlendioxid und 1,4 Tonnen Stickoxide. Im Jahr 1990 verursachte der Flugverkehr in Österreich 0,9 Millionen Tonnen, im 2019 waren es bereits 2,4 Millionen Tonnen.
Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von 1,5 Millionen Benzin Pkw. Zum Vergleich: Seit dem Jahr 1990 haben in Österreich die CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs um 60 Prozent zugenommen und jene des Straßengüterverkehrs (inklusive Klein-Transporter) um 91 Prozent. Parallel dazu sind die klimaschädlichen Emissionen des Flugverkehrs um 155 Prozent gestiegen. Eines der größten Probleme dabei ist: Viele Flüge in Europa und auch in Österreich sind kurz und könnten durch Bahnfahrten ersetzt werden. So hatten z. B. 32 Prozent der Fluggäste, die im Jahr 2019 von Wien ihr Endziel anflogen, einen Kurzstreckenflug, der pro Kilometer einen besonders hohen CO2-Ausstoß aufweist, von weniger als 800 Kilometer. Mit über 1,1 Milliarden Liter wurde im Jahr 2019 so viel Kerosin wie noch nie in Österreich getankt. In der Folge stiegen die CO2-Emissionen um rund 14 Prozent auf fast drei Millionen Tonnen.
Die Entwicklung der Emissionen seit 1990 laut Umweltbundesamt:
- 2020: 1,1 Millionen Tonnen (coronabedingt)
- 2019: 3 Millionen Tonnen
- 2018: 2,4 Millionen Tonnen
- 2017: 2,3 Millionen Tonnen
- 2016: 2,4 Millionen Tonnen
- 2015: 2,2 Millionen Tonnen
- 2014: 2,0 Millionen Tonnen
- 2013: 2,1 Millionen Tonnen
- 2012: 2,2 Millionen Tonnen
- 2011: 2,3 Millionen Tonnen
- 2010: 2,1 Millionen Tonnen
- 2009: 2,0 Millionen Tonnen
- 2008: 2,3 Millionen Tonnen
- 2007: 2,3 Millionen Tonnen
- 2006: 2,1 Millionen Tonnen
- 2005: 2,0 Millionen Tonnen
- 2004: 1,8 Millionen Tonnen
- 2003: 1,5 Millionen Tonnen
- 2002: 1,6 Millionen Tonnen
- 2001: 1,7 Millionen Tonnen
- 2000: 1,8 Millionen Tonnen
- 1999: 1,6 Millionen Tonnen
- 1998: 1,7 Millionen Tonnen
- 1997: 1,6 Millionen Tonnen
- 1996: 1,5 Millionen Tonnen
- 1995: 1,4 Millionen Tonnen
- 1994: 1,3 Millionen Tonnen
- 1993: 1,2 Millionen Tonnen
- 1992: 1,1 Millionen Tonnen
- 1991: 1,0 Millionen Tonnen
- 1990: 0,9 Millionen Tonnen
Besseres Klima durch Corona?
2020 ging das Passagieraufkommen in Österreich im Vergleich zum Jahr 2019 um rund 74 Prozent zurück, die Anzahl der gelandeten und gestarteten Flüge reduzierte sich österreichweit um 64 Prozent. Das bedeutet aus klima- und umweltpolitischer Sicht: 2020 konnte durch die geringe Anzahl an Passagierreisen ab Wien so viel CO2 eingespart werden, wie 370.835 Österreicher pro Kopf in einem Jahr ausstoßen bzw. produzieren. Besseres Klima kann man durch die Lockdowns aber nicht erwarten. Da mit der Eindämmung der Corona-Krise voraussichtlich auch wieder die Flugreisen und damit die CO2-Emmissionen steigen werden, fordern Expert:innen Maßnahmen, um Flugbewegungen drastisch zu reduzieren. Wie z. B.: Weniger unnötige Kurzstreckenflüge, Bepreisung von Treibhausgasen und eindeutige Zuordenbarkeit von Verantwortung von Emissionen an die jeweils emittierenden Länder.
Von Wolfgang Wonesch