Greenpeace: Was ihr über die bekannte Umweltschutz-Organisation wissen müsst
Seit jeher ist die transnationale politische Non-Profit-Organisation Greenpeace in sämtlichen Bereichen des Umweltschutzes tätig. Wie es zu dem besonderen Engagement kam und wie genau die NGO funktioniert, erfährt ihr hier.
Greenpeace ist eine der bekanntesten Umweltschutz-Organisationen der Welt. Heute zielt sie vorwiegend darauf ab, Umweltzerstörung zu verhindern und Menschen zu umweltfreundlichem Verhalten zu bewegen. Hierfür sind ihre Mitglieder täglich im Einsatz - sie schließen sich Demonstrationen an, führen eigens finanzierte Studien durch oder treten als Sprecher:innen im Zuge internationaler Regierungsbeschlüsse und Konferenzen auf. Durch mutiges Engagement wurde die Organisation über Nacht berühmt. Das ist ihre Geschichte.

Gründungsgeschichte
Wir schreiben das Jahr 1969. Die USA sind in der finalen Planungsphase ihres bislang größten Atomtest-Projekts, das schon in wenigen Jahren auf den Aleuteninseln vor Kanada stattfinden soll. Das Gebiet ist zwar menschenleer, wird aber von Tausenden Seeottern und anderen seltenen Tiere dicht besiedelt. Die Atombombentests sollen unterirdisch durchgeführt werden, die Wahrscheinlichkeit, dass radioaktive Strahlung an die Erdoberfläche gelangt ist hoch und zudem könnte es zu einem Erdbeben kommen. Bei Marie und Jim Bohlen sowie Dorothy und Irving Stowe läuten die Alarmglocken, auf einer Friedensdemonstration gegen das Vorhaben, entscheiden sie die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Monatelang suchen sie nach einem geeigneten Boot und begnügen sich schlussendlich mit einem schrottreifen Fischkutter namens Phyllis Cormack. Sie trommeln acht weitere Engagierte zusammen. Im Rahmen eines Benefizkonzertes, das als Auftakt auf ihres Aufbruchs organisiert wird, erhalten die engagierten Seefahrer:innen ihre ersten offiziellen Spenden. Danach brechen sie auf.
Doch die Aktivist:innen werden schnell an ihrer Weiterfahrt gehindert. Obwohl der größte unterirdische Kernwaffentest tatsächlich durchgeführt wird und die Crew an ihrem eigentlichen Auftrag scheitert, kehren sie dennoch mit einem großen Erfolg zurück. Das Medienecho an ihrer Protestfahrt war nämlich so groß, dass das öffentliche Interesse in wenigen Stunden geweckt und über Nacht der Name der Organisation Greenpeace bekannt wurde. Auf ihrer Rückkehr nach Alaska erfährt die Mannschaft, dass in allen größeren Städten Kanadas Proteste stattgefunden und die USA den zweiten unterirdischen Test auf den November verschoben haben.
1972 wurde die Stiftung Greenpeace gegründet. In dieser neuen Form war es noch leichter Hilfe einzufordern und das tat man dann auch, indem man Kapitäne aufforderte, sich an der Verhinderung der Atomtests der französischen Regierung im Pazifik-Atoll Mururoa zu beteiligen. Eine Antwort kam hierbei von David McTaggart, einem Kanadier und früheren Unternehmer, der später Greenpeace-Leiter werden sollte.
Er stellte zu diesem Zweck seine Yacht, die Vega, zur Verfügung und schloss sich dem Team an. McTaggart fuhr sein Schiff in die Ausschlusszone um Mururoa, mit dem Ziel von der französischen Marine gerammt zu werden. Er wiederholte die Aktion, was zu einer Schlägerei mit der französischen Besatzung führte. Dieses Aufsehen resultierte darin, dass die Tests nicht mehr an der Oberfläche, sondern unterirdisch durchgeführt wurden. Die Franzosen beendeten ihr Testprogramm 1995.
Populäre Kampagnen und Erfolge
Es folgten zahlreiche Aktionen, Demonstrationen, Streiks, Events und Kampagnen, welche die Organisation in ihrer Größe, ihrer Transnationalität und ihrem Einfluss stärkte. Das ist nur ein kleiner Auszug wichtiger Stationen:
- Die Walfang-Kampagne: Sie gehört zu den frühen Erfolgen der Umweltorganisation und ist bis heute tief in den Strukturen von Greenpeace verankert. Seit 1975 blockieren Greenpeace-Schiffe weltweit das Jagdunterfangen. Die Internationale Walfangkommission beschloss ein Moratorium für den kommerziellen Walfang, das 1986 in Kraft trat. Fünf Jahre später folgte das weltweite Verbot der tödlichen Fangmethode.
- Die Brent-Spar-Kampagne: 1995 hatte Greenpeace einen ersten großen Durchbruch im Erdölbereich. Weil das Team den schwimmenden Öltank Brent Spar im Nordatlantik besetzte, beschlossen die Betreiberfirmen, Shell und Exxon, ihn nicht im Meer, sondern an Land zu entsorgen. Die Kampagne führte zu einem Verbot der Versenkung von Ölplattformen im Nordatlantik.
- Mahagoni-Kampagne: 2001 wollte man erstmals die Machenschaften von Holzkonzernen ins Rampenlicht rücken. Durch Protestfahrten auf den Amazons stellte die brasilianische Umweltbehörde vorläufig den Einschlag und Transport von Mahagoni im Amazonasgebiet ein. 2002 kam es trotzdem zu US-Importen, welche von der Organisation entdeckt wurden. Man enterte ein Schiff und brachte am importierten Holz ein Transparent mit der Aufschrift „Präsident Bush, stoppen Sie die illegale Abholzung“ an. Ein langer Rechtsstreit war die Folge, die schlussendlich zugunsten der Aktivist:innen ausfiel.
- Kampagnen gegen IT-Hersteller: In den vergangenen Jahren setzte sich Greenpeace auch immer wieder für Green IT ein. So gab es etwa zahlreiche Aktionen gegen den PC- und Druckhersteller Hewlett-Packard. Vor der Genfer Zentrale wurde 2005 etwa eine LKW-Ladung Elektronikschrott abgeworfen. Auch Apple wurde wegen giftiger Stoffe bei der Herstellung und des eingeschränkten Rücknahme- und Recyclingprogramms kritisiert. Weil die Aktivist:innen vor allem auf kreativen Wegen, Nutzer:innen zu einem bewussteren Umgang mit Elektronik und Technologien animieren wollten, erhielten sie 2007 den Webby Award.
- Kampagnen gegen Textilbranche: 2011 begann Greenpeace sich mit der Kampagne „Detox“ gegen den Einsatz gefährlicher Chemikalien in der Textilindustrie zu richtet. Textilchemikalien verschmutzen weiterhin das Trinkwasser in China und zahlreichen Entwicklungsländern.
- Kampagne gegen Patent auf Züchtung menschlicher Embryonen: Im Jahr 2000 enthüllte Greenpeace, dass das Europäische Patentamt (EPA) ein Patent auf die Züchtung menschlicher Embryonen erteilt hat. Aktivisten mauern die Eingänge des EPA zu. 2011 erwirkt Greenpeace durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg ein Urteil, das das Patentieren menschlicher embryonaler Stammzellen verbietet.
Vorgangsweise und Strukturen
Für Greenpeace steht generell immer die Aktion im Mittelpunkt, daher werden jegliche Formen der Demonstration umgesetzt. Wichtig ist, dass ein Ort ausgewählt wird, der symbolisch für Umweltzerstörung steht und die Öffentlichkeit davon erfährt. Dadurch kann gewaltfrei, aber trotzdem aussagekräftig Druck bei den betroffenen Regierungen, Konzernen und Lobbyist:innen erzeugt werden. Diese Methode, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu lenken und dabei friedlich zu bleiben, wurde vom „Bearing Witness“-Konzept der Quäker - eine religiöse Gemeinschaft mit christlichen Wurzeln - abgeleitet. Diese Art des Auftretens machte die Organisation in den achtziger Jahren überhaupt erst so richtig bekannt.
Aus einem kleinen Komitee wurde eine Stiftung. Viele andere Menschen schlossen sich daraufhin zu kleinen nationalen Organisationen zusammen - 1975 gab es rund 15 bis 20 solcher Gruppierungen, die allesamt den Namen „Greenpeace“ trugen. Erst 1979 wurde die einzelnen Organisationen unter den Namen „Greenpeace International“ zusammengefasst. Prominente Gründungsmitglieder waren unter anderem der seit Beginn an mitwirkende David McTaggart, Robert Hunter und Patrick Moore. Greenpeace zählt eigenen Angaben zufolge weltweit rund drei Millionen Fördermitglieder und beschäftigt rund 2.400 Mitarbeiter:innen, die in ca. 45 Ländern tätig sind.
Die Arbeiten der einzelnen Greenpeace-Büros sind untereinander koordiniert, die internationalen Kampagnen und Arbeitsgebiete werden von Greenpeace International entwickelt und für alle Länderbüros vorgeschlagen. Seit 1. August 2019 ist Jennifer Morgan Geschäftsführerin von Greenpeace International. Bezüglich der Rechtsform wird Greenpeace International als Stiftung mit Sitz in Amsterdam geführt. In den unterschiedlichen Ländern kann die Rechtsform aber variieren.
Greenpeace in Österreich
In Österreich wurde Greenpeace 1983 gegründet. Im Jahr 2001 wurde Greenpeace in Österreich in das Regionalbüro Greenpeace in Zentral- und Osteuropa umgewandelt, um auch in den neuen EU-Ländern aktiv zu sein. Hierzulande werden vor allem die Themen Artenvielfalt, Klima & Energie, Wälder, Umweltgifte und Konsum behandelt. Kampagnen wie „Retten wir die Lobau!“ und „Der Neusiedler See ist in Gefahr“ haben derzeit Priorität.