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Alle Daten, Fakten und Hintergründe zur Klimakrise in Österreich

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Von: Sophie Marie Unger

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Die Klimakrise ist längst in Österreich angekommen, und mit ihr die Folgen, die bereits auf mehreren Ebenen alle spüren können.

Die Klimakrise ist in Österreich stärker ausgeprägt als in anderen Ländern Europas. In Österreich stieg die Jahresdurchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert um 1,8 °C an, wovon alle Höhenlagen Österreichs betroffen waren.

Klimakrise treibt die Temperaturen nach oben

Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) lagen die wärmsten Sommer in den vergangenen 250 Jahren alle in der jüngeren Vergangenheit. 2003 und 2019 sorgten für Rekordwerte in Österreich, dicht gefolgt von 2015, 2017 und 2018. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage, also Tage, an denen es über 30 Grad hat, enorm erhöht und seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als verfünffacht. Die dadurch entstehenden Hitzewellen stellen nicht nur Gefahren für die Natur in Form von Dürre, Trockenheit und Waldbrände dar, sondern können sich auch auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Statistiken der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) besagen, dass 2018 mehr Hitzetote (766 Fälle wurden gezählt) als Verkehrstote (400) zu beklagen waren. Insgesamt stieg die durchschnittliche Temperatur im Zeitraum von 1961 und 2020 um 1,9 Grad Celsius.

In NRW werden Temperaturen bis 40 Grad erwartet.
Die Klimakrise in Österreich zeigt sich immer deutlicher in hohen Temperaturen und heftigen Niederschlägen. © Michael Weber/Imagebroker/Imago

Hauptstadt Wien besonders betroffen

Aktuelle Studien warnen davor, dass sich Metropolen in den kommenden Jahren als besondere Hitzepole herauskristallisieren werden. Eine 2019 im Fachjournal Plos One erschienene Studie besagt, dass in der Wiener Innenstadt bis 2050 ein Temperaturanstieg von bis zu 7,5 Grad zu verzeichnen sein könnte. In Europa wird mit plus 7,8 Grad nur für Budapest ein noch höherer Temperaturanstieg bis 2050 prognostiziert.

Klimakrise sorgt für heftigeren Niederschlag

Niederschlag ist ein wichtiger Faktor eines Unwetters und sicherlich einer, der in den vergangenen Jahren für viel Aufsehen gesorgt hat. Obwohl die ZAMG bezogen auf langfristige Niederschlagsmessungen auf regionale Unterschiede hinweist, ist eines klar: Besonders im Sommer hat sich in den letzten Jahrzehnten die Verteilung der täglichen Regenmenge deutlich geändert: Die Zahl der Tage, an denen es nicht regnet, wurde seltener. Und auch die Intensität vollzieht einen Wandel. Die Schauer fallen heftiger aus, da die Luft pro Grad Erwärmung (seit 1980 österreichweit um zwei Grad gestiegen) rund sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann und diesen in unterschiedlichsten Formen - wie etwa Starkregen oder Gewitter - abgeben muss. Im Sommer 2021 war etwa Hallein ein prominenter Schauplatz dafür.

Hagel als Folge der Klimakrise in Österreich

Hagel war zuletzt auch immer wieder mit von der Unwetter-Partie. Wenn im Sommer kleine Hagelkörner mal plötzlich auf grünen Wiesen landeten, fanden wir das als Kind meist erstaunlich, aber nicht weiter brisant. Doch in den vergangenen Jahren sind aus den Körnchen regelrechte Eis-Ungetümer geworden. Das hat damit zu tun, dass durch die heftigeren Auf- und Abwinde die gefrorenen Tropfen öfters eiskalte und wärmere Zonen passieren müssen, was somit Einfluss auf die Größe hat. Und diese Ungetümer landen halt leider nicht immer auf unbewohnten- und bepflanzten Böden, sondern zerstören Häuser und sorgen für Missernten. Den österreichischen Bauern sind 2021 bereits Schäden von 220 Millionen Euro alleine durch Hagel entstanden.

Unwetter und Schneechaos häufen sich

Aber nicht nur Niederschlag in Form von Regen und Hagel setzt Österreich besonders zu, dieser tritt vor allem im Zusammenhang mit Extremwetter auf. Die durch die Erwärmung verfügbare Energie für heftige Auf- und Abwinde ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Extreme Stürme sind die Folge, an der Grenze zu Österreich gab im Sommer sogar einen verheerenden Tornado. Mehrere Menschen starben, zahlreiche wurden verletzt. Der Sturm erreichte Windgeschwindigkeiten von bis zu 400 km/h. Auch schneit es in wenigen Stunden eigentlich viel zu viel, der Schnee an sich bleibt aber kaum noch liegen. Die Anzahl der Tage mit Schneedecke sind in den vergangen 60 Jahren um die Hälfte gesunken und auch der flüssige Anteil - also Regen - hat enorm zugenommen.

Starker Rückgang der Gletscher

Die Abnahme der Schneebedeckung verstärkt daher den Rückgang von Gletschern und Permafrost. Der maximale Abfluss des Schmelzwassers im Einzugsgebiet der Alpen wird sich verfrühen, was auch Folgen für Land- und Forstwirtschaft, Wasserkraftnutzung und Tourismus haben wird. Ein konkretes Beispiel liefert eine aktuelle Studie der ZAMG und der Universität für Bodenkultur. Die vermessenen Gletscher in den Hohen Tauern zeigten, dass es 2022 70 bis 90 Zentimeter weniger Schnee als im Durchschnitt gab. Prognosen für das 21. Jahrhundert zeigen an, dass bei einer durchschnittlichen Erwärmung um 3 °C bis ins Jahr 2100 die Gletscher der Alpen etwa 80 Prozent der noch im Zeitraum zwischen 1971 und 1990 vorhandenen Fläche verloren haben werden. 

Veränderte Abflussdynamik

Das abfließende Schmelzwasser, aber auch Starkregen führen zu höheren Schwankungen in der Abflussdynamik, was das Risiko für häufigerers Hochwässer steigen lässt. Im urbanen Raum können unerwartete, heftige Regenfälle zur Überlastung der Kanalsysteme führen. Beispielsweise kam es im Mai 2010 zu Starkregen in Wien, der Schäden an Gebäuden in Höhe von 810 Mio. Euro verursacht hat. Auch das Wiener Kanalsystem wurde insbesondere im Bereich Kaiserebersdorf bei Starkregenereignissen überlastet, es kam bereits zu Überflutungen. Auch in Hallein kam es vergangenes Jahr zu enormen Hochwasser.

Auswirkungen auf Österreichs Wälder

In einer Klimastudie des WWF Österreich und Österreichischen Bundesforste AG zeigte sich, dass die Fichte wegen der Klimaerwärmung für niedrige bis mittlere Seehöhen immer weniger geeignet sein wird. Besonders betroffen von der zunehmenden Erwärmung und dem daraus resultierenden Stress für die Fichten wären laut WWF und Bundesforsten demnach Niederösterreich, das Hügelland in der Steiermark, Südburgenland im Osten Österreichs und der Donauraum. Dadurch ist sie vor allem auch von Schädlingen, wie dem Borkenkäfer, der durch warme Temperaturen noch begünstigt wird, bedroht.

Technische Folgen der Klimakrise

Bei starker Sonneneinstrahlung kam es laut Medienberichten im Sommer 2019 im Schienennetz der Österreichischen Bundesbahnen zu so starkem Aufheizen der Schienen, dass vereinzelt Schienenverdrückungen oder Gleisverwerfungen beobachtet wurden. So kam es auf der Nordwestbahn im Weinviertel am Nachmittag des 26. Juli 2019 zwischen Göllersdorf (Bezirk Hollabrunn) und Hollabrunn in Niederösterreich zu einer Streckenunterbrechung. Grund war eine durch die Hitze ausgelöste Gleisverwerfung. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.

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