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„Wenn du mich siehst, dann weine“: Darum sind Hungersteine klare Klima-Warnsignale

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Von: Sophie Marie Unger

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Hungersteine an den Ufern europäischer Flüsse
Schon beunruhigend. © APA Picturedesk/Twitter

In weiten Teilen Europas trocknen Gewässer aus und legen sogenannte Hungersteine frei. Doch was genau bedeuten sie?

Eine neue Hitzewelle hat viele Regionen fest im Griff. Besonders drastisch zeigt sich das etwa in Waldbränden und ausgetrockneten Gewässern. Nicht nur in südlichen Teilen der Welt, sondern nahezu überall. Den Zicksee gibt‘s nicht mehr. Am Neusiedler See kann man aufgrund des geringen Wasserpegels längst nicht mehr schwimmen. Als wären ausgetrocknete Flussbetten und tote Fische nicht erschreckend genug, kamen zuletzt auch sogenannte Hungersteine an den Ufern zum Vorschein.

Was sind Hungersteine?

Jahrzehnte lang blieben sie unter der Wasseroberfläche zahlreicher Flüsse verborgen. Doch nun werden die sogenannten Hungersteine an einigen Stellen seit Langem wieder sichtbar. Besonders häufig kommen sie derzeit in deutschen Flüssen wie Elbe, Rheinn und Mosel an die Oberfläche. Auch an der Donau gibt es sie. Auf den Hungersteinen sind Jahreszahlen, Inschriften und Linien eingemeißelt, welche an frühere Niedrigwasserstände erinnern sollen. Die Jahreszahlen auf den Hungersteinen gehen zum Teil bis ins 15. Jahrhundert zurück.

Warum sind Hungersteine Warnsignale?

Ihren bedrohlichen Namen erhielten die Steine, weil das Niedrigwasser meist ein klarer Hinweis auf eine bevorstehende Dürreperiode war. Man rechnete mit Ernteausfällen und war somit dem Risiko einer Hungersnot ausgesetzt. Weil damit auch die Schifffahrt zum Erliegen kam, brachen lebenswichtige Transportwege für Lebensmittel und Brennmaterial weg. Das deutsche Umweltamt hat auf das Warnsignal bereits reagiert: „Sollten sich die pessimistischeren Vorhersagen für die Entwicklung des Klimas bewahrheiten, sei in Deutschland mit einer Zunahme von Dürren zu rechnen“, heißt es.

Berühmter Hungerstein in Tschechien

Einer der berühmtesten Hungersteine liegt in der Elbe im tschechischen Ort Děčín. Er trägt die mittlerweile nicht mehr lesbare Jahreszahl 1417 und die aus dem 19. Jahrhundert stammende Inschrift: „Wenn du mich siehst, dann weine.“ Eine zweite Inschrift aus dem 20. Jahrhundert entgegnet: „Mädchen, weine und klage nicht, wenn es trocken ist, spritze das Feld“.

Zahlen bestätigen dramatische Lage

Nicht nur jahrhundertealte „Bauernregeln“ lassen auf eine prekäre Lage schließen, eine neue Studie der EU prognostiziert nicht gerade rosige Aussichten. Laut Forschungszentrum des EC-JRC steuert Europa nämlich aktuell auf eine der größten Dürren seit 500 Jahren zu. Das Jahr 2022 sei nach Einschätzungen des dort forschenden Dürre-Experten Andrea Toreti in Sachen Trockenheit noch gravierender als das bisherige Rekordjahr 2018.

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