5 Mobilitätskonzepte, die du umsetzen kannst, wenn dir irgendetwas an deiner Zukunft liegt

Mobilität ist zweifelsohne ein wichtiges Thema des Klimaschutzes. Viele denken dabei automatisch ausschließlich an Verkehr und Transport.
Natürlich ist der motorisierte Verkehr der Hauptübeltäter in der ganzen Klimageschichte. In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Pkw-Verkehr verdoppelt und ist laut österreichischem Verkehrsclub für rund 29 Prozent der heimischen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Deshalb soll dieser große Mobilitätsbrocken natürlich auch hier angeführt werden. Da auf politischer Ebene aber immer noch mit Betonprojekten reagiert wird, wollen wir euch zeigen wie ihr‘s besser machen könnt.
1. Alltagsmobilität
Jo eh klar - Autos mit Verbrennungsmotoren sind schlecht und Radfahren ist gut. Doch dieses Schwarz-Weiß-Denken führt meistens nicht weit. Denn für viele ist gar kein Auto auch keine Option, oder Radfahren aufgrund von gesundheitlicher Beschränkungen nicht möglich. Doch grundsätzlich reicht es ja auch schon, wenn man Neues in bestehende Rahmenbedingungen integriert und bestimmte Ansätze kombiniert. Diese Liste zeigt euch, welche Fortbewegungsmittel und -Innovationen alltagstauglich sind.
- Selbst mobil: Ans zu Fuß gehen und Radfahren kommt umwelttechnisch halt nichts ran. Bei kurzen Strecken bietet es sich sowieso immer an, bei langen versucht doch, mindestens einen Anfahrtsweg dadurch zu ersetzen.
- Öfter Öffis nutzen: In Österreich darf man sich wirklich nicht beschweren. Der Ausbau der Öffis wird kontinuierlich vorangetrieben, die Wartezeiten und auch die Kosten für etwa ein Jahresticket halten sich in Grenzen. Auch hier gilt, mindestens einen Anfahrtsweg durch ein öffentliches Verkehrsmittel ersetzen.
- Park + Ride: Falls jemand von dieser Kombination Gebrauch machen will, muss das Auto dann halt irgendwo geparkt werden. Viele Vororte oder Randbezirke setzen daher auf Park + Ride. Freie Parkplätze können oft bereits online abgecheckt werden und kostengünstig ist es meistens auch.
- Carsharing und Fahrgemeinschaften: Wer in der Stadt lebt, weiß, dass Autofahren mit Nervenaufwand verbunden ist. Daher entscheiden sich schon viele gegen den Besitz eines eigenen Autos, was ja schonmal super ist. Aber wenn ihr dann doch mal zu IKEA fahren wollt, könnt ihr Carsharing oder Fahrgemeinschaften ins Auge fassen. SHARE NOW bietet viele unterschiedliche Tarife (auch Tagestarife für längere Strecken) an. Mit der Mitfahrbörse ummadum findet sich bspw. auch für Pendler:innen ohne Auto ein Weg aus und in die Stadt.
- Lastenfahrräder: Und wenn‘s nicht unbedingt der Kasten ist, den ihr transportieren müsst, dann tun‘s auch Lastenfahrräder. Auf das-lastenrad.at findet ihr österreichweite Mietangebote, sodass ihr euch kein eigenes zulegen müsst.
- E-Scooter: Ja sie sind nervig, wenn sie einfach irgendwo abgestellt werden. ABER: sie sind halt super praktisch und eine gute Alternative zum Fahrrad. Mittellange Strecken können daher easy und schnell zurückgelegt werden, egal ob mit dem privaten oder dem Sharing-Roller. Beim Letzteren gilt übrigens: Bitte wieder ordentlich abstellen.
2. Reisen
Okay, aufs Reisen komplett zu verzichten wäre für viele einfach nicht drinnen. Dass Österreich aber selbst schon eine besonders vielfältige Destination ist und man sich auch mit weniger zufriedengeben kann, ohne große Persönlichkeitsverluste zu erleiden, hat zuletzt auch die Corona-Pandemie gezeigt. Warum nicht auf jenen Erkenntnissen aufbauen? Besonders unterstützt wurde dieser Ansatz zuletzt vom Klimaticket. Öffentlicher und privater Schienenverkehr, Stadtverkehr und Verkehrsverbünde können um rund 1.000 Euro ein Jahr lang österreichweit genutzt werden. Ausflüge in andere Bundesländer sind mobilitätstechnisch nun besonders leicht plan- und umsetzbar.
Aber auch über die Grenzen hinaus wird nachhaltiges Reisen immer einfacher. So bauen etwa die ÖBB ihr Nachtzug-Angebot ständig weiter aus. Mit 19 Nightjet-Linien und acht weiteren Verbindungen mit Partnern betreiben die ÖBB bereits heute das größte Nachtzugnetz Europas. Bis 2025 wolle man insgesamt 25 europäische Destinationen anfahren. Ab Dezember 2021 könnt ihr es euch bspw. auf der neuen Strecke von Wien nach Paris in einem der 19 brandneuen Nightjets gemütlich machen.
3. Technologie, Di- und Investment
Elektromobilität und hybride Transportmittel sind zwar bekannt, Experten zufolge ist es bis zu einem klimaneutralen Automarkt in Österreich aber noch ein langer Weg. Laut Statistik Austria waren mit Ende September 2021 67.824 rein elektrisch betriebene Pkw (1,3 Prozent) im heimischen Verkehr unterwegs. Sie gelten grundsätzlich als „emissionsfrei“, weil sie im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren keine direkten Emissionen erzeugen. Natürlich wird bei ihrer Produktion CO2 generiert und sie sind auch nur dann wirklich umweltfreundlich, wenn grüner Strom benutzt wird. Auch hinsichtlich der Ladeinfrastruktur und der Batteriesysteme gibt es immer noch Bedenken. CO2-freie Mobilität hat aber noch andere Seiten, die die Forschung zurzeit noch evaluiert.
- Wasserstoffinfrastruktur: Grüner Wasserstoff kann per Elektrolyse emissionsfrei erzeugt werden. Für eine verbesserte Wasserstoffinfrastruktur braucht es vor allem noch Lösungen für seine Speicherung und Verteilung.
- Batteriesystemtechnik: Das Recycling der in den Fahrzeugen verbauten Antriebsbatterien ist sehr aufwendig und bis dato noch unzureichend reglementiert. Man forscht daher zurzeit an der elektrohydraulischen Zerkleinerung, wodurch zusammenhängende Wertstoffe direkt wiederverwendet werden können.
- Thermomanagement: Effizientes Wärmemanagement steigert die Sicherheit und Altersbeständigkeit von Fahrzeugen. Es bedarf eines ausgeklügelten Thermomanagementsystems, das die Steuerung aller Energieströme im Fahrzeug analysiert.
- Emissionsfreie Verbrennungsmotoren: Mithilfe innovativer Power-to-Liquid-Technologien arbeitet man an sauberen Verbrennungsmotoren. So soll es künftig bspw. auch möglich sein, umweltschonender zu fliegen.
- Fahrzeugintegrierte Photovoltaik: Man forscht an der Integration effizient verschalteter Solarzellen in das Autodach. So kann die Reichweite von E-Fahrzeugen um ca. 200 km pro Jahr gesteigert werden.
- Netzintegration von Elektrofahrzeugen: Die Anforderungen an die Vernetzung und Steuerbarkeit von Ladesystemen steigen. Für ihre intelligente, kommunikative Einbindung in das Stromnetz entwickelt man zurzeit Hard- und Software-Systeme.
Überzeugt euch ein Forschungsansatz besonders, könnt ihr auch hier Gutes tun, indem ihr an die Forschungseinrichtungen spendet oder euch an Crowdfundings beteiligt. Auch das Modell des Divestments liegt im Trend. Wenn ihr bereits wisst, dass eure Geldanlagen auch Unternehmen unterstützen, die nicht euren ökologischen Ansprüchen genügen, ist es einfach: Verkauft die entsprechenden Anteile, wechselt eure Bank oder Versicherung und wählt eine nachhaltige Alternative. Über Facing Finance bekommt ihr übrigens Infos über viele Unternehmen und deren Investitionen in fossile Energien sowie weitere kontroverse Geschäftsfelder.
4. Bildung
Seid ihr Selbermacher:innen? Dann leistet doch einen Klimabeitrag in Form von Aus- und Weiterbildungen. Von Bachelor- und Masterstudiengängen über Colleges bis hin zu einfachen Seminaren: Das Thema nachhaltige Mobilität fließt hierzulande bereits in viele Bildungsbereiche ein. An der BOKU (Universität für Bodenkultur) in Wien könnt ihr Mobilitätsmanagement studieren, an der Donauuniversität in Krems wird im Rahmen eines Semesters eine Weiterbildung zum/zur Mobilitätsmanager:in angeboten und auf der Fachhochschule Kufstein in Tirol kann man sich im Masterstudium auf Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement spezialisieren.
Als Lehrpersonen habt ihr besonders großen Einfluss auf die Denkweisen Jüngerer und könnt schon früh nachhaltiges Bewusstsein schaffen. Viele Themen zu Umwelt und Klimaschutz sind ja bereits im Lehrplan verankert, wollt ihr jedoch näher auf Mobilitätskonzepte eingehen, könnt ihr die Unterrichtsmaterialien von klimaaktiv.at verwenden - hier ist für jede Schulstufe etwas dabei.
5. Stadtentwicklung
Die Weiterentwicklung einer Stadt ist ein Punkt, der im Mobilitätskontext immer wieder vergessen wird. Und auch wenn man nicht direkt auf konkrete Pläne der Stadtregierung einwirken kann, gibt es auch hier einige Möglichkeiten, wie ihr zugunsten des Klimaschutzes handeln könnt. Wird etwa viel Beton verbaut, so geschieht dies meistens auf Kosten von Grünflächen, die man wiederum benötigt, um CO2 zu neutralisieren. Als Einzelperson oder Firma kann man bspw. die Begrünung der Hausfassade beantragen und somit die verlorenen Grünflächen zum Teil wiederherstellen. Mit den sogenannten BeRTA-Modulen kann dies sogar ohne große bauliche Veränderungen erfolgen und eine Förderung gibt‘s auch.
Beim Wohnortwechsel - das betrifft meistens den Umzug aufs Land - sollte man sich über das Mobilitätsangebot und die aufkommenden Kosten im Klaren sein. Laut Berechnungen des VCÖs hat eine durchschnittliche 4-köpfige Familie monatliche Wohn- und Mobilitätskosten von 1.010 Euro – wenn sie kein Auto hat. Mit einem Auto steigen die Kosten um zwei Drittel auf 1.690 Euro. Zudem können aktuelle Arbeitskonzepte, wie etwa Home Office, Arbeitswege verringern. Beim Jobwechsel sollte das daher unbedingt angesprochen werden.