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Raben und Krähen sollen Tschickstummel aufsammeln - das könnte auch in Österreich klappen

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Von: Christian Kisler

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Eine Krähe beim Aufpicken eines Zigarettenstummels
Krähen und Raben können wie hier in Frankreich hilfreich beim Aufsammeln von weggeworfenen Tschickstummeln sein. © Sabastien Salom Gomis/AFP/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Immer mehr Länder setzen in Pilotprojekten auf die Intelligenz von Raben und Krähen. Sie sollen beim Entsorgen von Tschickstummeln helfen.

In Wien gehören sie seit einigen Jahren zum Stadtbild: Mistkübel mit integrierten sogenannten Aschenrohren, die einer überdimensionierten Zigarette nachempfunden sind. Damit erschließt sich wirklich gleich jeder und jedem, wozu sie überhaupt da sind, zum Entsorgen von Tschickstummeln nämlich. Inzwischen gibt es rund 21.600 dieser Kombi-Abfalleimer, dazu kommen über 2.100 frei stehende Aschenrohre im öffentlichen Raum Wiens.

Tschickstummel bestehen aus Kunststoff

Auch wenn jährlich an die 130 Millionen der Zigarettenstummel in den nicht selten selbst vor sich hin rauchenden Rohren landen, auf den Boden werden noch viel mehr geworfen. Und das ist schlecht, sehr schlecht sogar. Allein in Wien sind das etwa 868 Millionen mehr oder weniger fertig gerauchte Nikotinstangerl. Zwar sieht so ein Zigarettenfilter überaus wattig aus, besteht tatsächlich aber aus Kunststoff, in dem sich darüber hinaus die im Tabak enthaltenen etwa 4.000 Schadstoffe sammeln.

Bis einer dieser Tschickstummel auf natürlichem Weg abgebaut ist, dauert es fünfzehn Jahre. Ein großes Gefahrenpotenzial besteht für unsere Gewässer: In einem Liter Wasser tötet ein einziger Filter die Hälfte der darin enthaltenen Fische innerhalb von nur vier Tagen. Rauchen ist also nicht nur schädlich für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt, und zwar nicht zu knapp.

Krähen und Raben sind so intelligent wie Primaten

Abhilfe können unsere gefiederten Freund:innen schaffen, genauer gesagt Krähen und Raben. Ich habe mich ja schon lange gefragt, worin sich die beiden Vogelarten unterscheiden. Tatsächlich ist es in erster die Körpergröße. Was sie eint, ist ihre Intelligenz. Sie soll etwa der von Primaten entsprechen. Beim Hütchenspiel etwa schneiden sie besser ab als so mancher Mensch, können aber auf jeden Fall mit Schimpansen und Orang-Utans mithalten. Sie benutzen Zweige und Steine als Werkzeug und lassen sich von den Emotionen ihrer Artgenoss:innen anstecken. Außerdem gelten sie als besonders lernfähig.

Und hier kommen die weggeworfenen Tschickstummel ins Spiel: Krähenvögel sollen dabei helfen, die Straßen von Zigarettenfiltern zu befreien, indem sie diese aufsammeln, in einen entsprechend präparierten Apparat werfen und im Austausch sowie als Belohnung eine Erdnuss erhalten. Nachdem es bereits Pilotprojekte in einem französischen Freizeitpark sowie erste Versuche in den Niederlanden gegeben hat, nimmt ein schwedisches Start-up einen neuen Anlauf. Die Stadt Södertälje ist von der Einwohner:innenzahl ein wenig größer als etwa Wels in Oberösterreich oder Villach in Kärnten.

Krähenvögel sollen 75 Prozent ihrer Reinigungskosten einsparen

Tschickstummel werden auch hier achtlos weggeworfen, in einem Ausmaß, das fast zwei Drittel des gesamten Mistaufkommens ausmacht. Da kann man tierische Hilfe gerne in Anspruch nehmen, zumal die Jungunternehmer:innen davon ausgehen, dass sich die Stadt so 75 Prozent ihrer Reinigungskosten ersparen kann. Zum Einsatz kommen sollen wild lebende Krähenvögel, die sich quasi gegenseitig anlernen sollen. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass die schlauen Tiere das System austricksen und statt Tschickstummel etwa kleine Äste in die Maschine werfen. Das Risiko kann aber gerne eingegangen werden. Mensch und Tier arbeiten ja nicht sooo oft zu beider Nutzen zusammen.

Bei der Menge Krähen und Raben, die sich vor allem in Wien tummeln, wäre das natürlich auch hierzulande eine Überlegung wert. Sie würden auch anderen Tieren einen großen Dienst erweisen. Im Gegensatz zu Tauben etwa fressen Krähenvögel die hochgiftigen Tschickstummel nicht. Auch wenn manchen Stadtbewohner:innen Tauben eher negativ gegenüber eingestellt sind, an dem, was Raucher:innen tagtäglich wegwerfen, sollen sie wirklich nicht zugrunde gehen. Und Umwelt schützen, zum Beispiel wenn wir mit Öffis fahren, können wir ja manchmal ganz gut. Warum nicht mithilfe unserer gefiederten Freund:innen?

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