Schnecken, Feigen und Riesen: 7 Mal erstaunliches zur Landwirtschaft in Wien

Ganz genau, auch in einer Großstadt wie Wien wird Landwirtschaft betrieben. Neben Gurken und Radieschen werden hier auch Schnecken und Feigen gezüchtet.
Landwirtschaft wird für gewöhnlich mit ländlichen Gebieten in Verbindung gebracht - daher auch der Name. Dass in einer Großstadt mit zwei Millionen Einwohner:innen wie Wien auch intensive Landwirtschaft betrieben wird, hätte man eher nicht gedacht. Dabei ist die Bundeshauptstadt ja alles andere als grau in grau, auch wenn man das in manchen Bezirken vermuten könnte. Im Gegenteil: 2020 wurde Wien zur grünsten Stadt der Welt gewählt, wobei in solchen Rankings auch Vancouver in Kanada und die dänische Hauptstadt Kopenhagen oft die Nase vorne haben.
Natürlich gibt es in Wien keine ausufernden Weizenfelder, auch Raps und Sonnenblumen werden hier nicht im großen Stil angebaut. Hühnereier werden in Wien bestenfalls von Selbstversorgern produziert. Dazu fehlt einfach der Platz. Dafür hat man sich auf andere Dinge spezialisiert. Und das mit Erfolg: 14 Prozent der Fläche Wiens werden landwirtschaftlich genutzt, ein Drittel davon biologisch bewirtschaftet. Allein der Gemüsebedarf kann zu einem Drittel von Wiener Betrieben gedeckt werden. Das verkürzt die Transportwege und ist spitze fürs Klima.
1. Nirgendwo gibt es so viele Gurken
Wenn man so will, ist Wien die Gurkenhauptstadt Österreichs. Zwei von drei Stück, die hierzulande angebaut werden, stammen aus der Donaumetropole. Das Gemüse, das tatsächlich zu den Kürbisgewächsen gehört, ist ja nicht umsonst das beliebteste der Österreicher:innen.
2. Vor den Riesen von Aspern muss sich niemand fürchten
Obst- und Gemüsesorten haben oft die eigenartigsten Namen. Die Riesen von Aspern sind keine furchterregenden Gesell:innen, sondern eine Radieschensorte, die nur in Wien gedeiht. Mit ihren großen Knollen ist sie besonders saftig und mild. Ihr Name führt ein wenig in die Irre, zwar stammen sie ursprünglich aus dem Ortsteil Aspern im 22. Bezirk, werden aber heute vorwiegend in Simmering, dem 11. Bezirk, angebaut.
3. Die Wiener Feige ist ein gern gesehener Gast
Klingt einigermaßen exotisch, ist aber so: In Wien werden Feigen gezüchtet, und zwar in großem Stil. Wenn aber im Burgenland Oliven gezogen werden, warum nicht auch Feigen in der Bundeshauptstadt? In der Gastronomie ist die Wiener Feige ein gern gesehener Gast, kann sie doch aufgrund ihrer lokalen Nähe vollreif geerntet werden, was sich im Geschmack bemerkbar macht. Auch sie wird in Simmering angebaut, am Bio-Feigenhof unweit des Schloss Neugebäude.
4. In Wien gibt es eine eigene Schneckenzucht
Man muss ja wirklich nicht alles essen. Wenn man aber schon Fleisch konsumiert und somit Schweine, Rinder und Hühner verspeist, warum nicht auch gleich Schnecken? Tatsächlich war Wien Anfang des 20. Jahrhunderts eine Hochburg für Schneckenliebhaber:innen, es gab einen eigenen Schneckenmarkt hinter der Peterskirche. Seit 2006 züchtet Andreas Gugumuck nun auf dem Gelände eines 400 Jahre alten Bauernhofs Schnecken, die zum Verzehr gedacht sind, und das, nicht zuletzt deshalb, weil er der einzige ist, höchst erfolgreich. Er beliefert Restaurants, ab Hof gibt es Einmachgläser mit Schnecken-Ragout oder Schnecken-Erdäpfel-Gulasch. Eher für kulinarisch Aufgeschlossene.
5. Auch Fische werden in Wien gezüchtet
Die Firma blün züchtet ihre Wiener Welse und Tiroler Alpengarnelen nicht fürs Aquarium, sondern für den Speiseteller. Das Zauberwort lautet dabei „Aquaponik“, wobei das Wasser aus den Fischbecken als Dünger für Gemüseanbau verwendet wird. Das nenne ich moderne, nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
6. In Wien wird Wein angebaut, eh kloar
„Es wird a Wein sein, und wir wer‘n nimmer sein“, heißt es in einem alten, von einigen immer wieder in leicht alkoholisiertem Zustand angestimmten Lied. Dass in Wien Wein angebaut, ist jetzt keine große Neuigkeit, schon allein deshalb, weil es in den äußeren Bezirken doch nicht wenige Heurige gibt. Aber dass es rund 140 Weinbaubetriebe sind, die rund 700 Hektar bewirtschaften, ist vielleicht weniger bekannt. Rotweinliebhaber:innen werden mit Wiener Wein übrigens nicht glücklich: 80 Prozent sind Weißwein.
7. Mit dem Wiener Gemischten Satz gibt es eine ureigene Wiener Weinsorte
Was wie Zusammengepanschtes klingt, ist in Wahrheit eine Weinsorte, die so Wienerisch ist wie Mannerschnitten, das Riesenrad oder der legendäre Grant der Stadtbewohner:innen. Dabei geriet der Gemischte Satz beinahe in Vergessenheit. Erst vor einigen Jahren wurde er von ein paar besonders bemühten Winzer:innen wiederbelebt und zur Vollendung gebracht. Mittlerweile ist er so beliebt, dass er ein Viertel der Anbaufläche einnimmt.