Weil Kohle fehlt: Die Liliputbahn im Wiener Prater wird jetzt mit Olivenkernen betrieben

Die Liliputbahn im Wiener Prater zeigt, wie‘s geht: Fällt ein Treibstoff aus, muss man neue Wege suchen - etwa mit Olivenkernen statt Steinkohle.
Nicht nur aufgrund der Klimakrise müssen wir uns alle anpassen. So werden etwa im Südburgenland Oliven angebaut. Quasi aus der Not eine Tugend machen. Das trifft jetzt auch die überaus beliebte Liliputbahn im Wiener Prater. Denn die zum Fuhrpark gehörende alten Dampflokomotive in Miniaturausgabe stammt aus dem Jahr 1928. Und eigentlich fährt sie mit Steinkohle.
Die benötigte Steinkohle wurde aus Großbritannien bezogen
Besagte Steinkohle wurde in den letzten Jahren immer aus Großbritannien bezogen, weil sich deren Qualität als perfekt für den Fahrbetrieb durch den Prater eignete. Diese besondere Kohle hat weniger Rauch verursacht und war auch in Sachen Verbrennung besser als andere. „Jedoch hat der Lieferant die Produktion und den Verkauf gedrosselt und vor dem Sommer für kleinere Kunden wie die Liliputbahn gänzlich eingestellt. Es gab also keine Kohle mehr für die legendäre Schmalspurbahn“, hieß es in einer Aussendung.
Seit August gab es also keine Steinkohle aus dem Bergwerk in Wales mehr für die Liliputbahn, auch aufgrund des Brexits. Damit stand man vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder den Fahrbetrieb zumindest für die Dampfloks nach fast hundert Jahren einstellen oder nach Alternativen suchen. Und tatsächlich, gesucht, gefunden, ebenfalls in Großbritannien. Dort wurde ein rastloser Techniker der Liliputbahn fündig. Der neue Treibstoff klingt zunächst kurios, ist aber überaus innovativ: gepresste Olivenkerne als „neuen nachhaltigeren Brennstoff für unsere 94-jährigen Dampfloks“, wie man verlautbaren ließ.
Aus gepressten Olivenkernen gewonnene Kohle muss sich erst bewähren
Dabei handelt es sich um eine aus verarbeiteten Olivenkernen gewonnene Kohle, die zwar ein wenig anders aussehen soll als Steinkohle, sich aber letztlich genauso gut eignet. „Wir sind extrem gespannt, wie sich dieser neue Brennstoff bei unseren Dampfloks verhalten wird“, so Anna Kleindienst-Jilly, Geschäftsführerin der Wiener Liliputbahn.
Die 3,9 Kilometer lange schmalspurige Miniatureisenbahnstrecke wird nicht nur von der alten Dampflok befahren, dem Star des Fuhrparks, sondern auch von vier Diesellokomotiven. Die erste Probe mit der Eisenbahn mit Olivenantrieb findet jedenfalls bereits am Samstag, dem 24. September, statt, im ganz normalen Fahrbetrieb mit Gästen. Der erste Dampfzug fährt um 12.15 Uhr ab. Wenn sich der neue Olivenkerntreibstoff bewährt, wird man dabei bleiben, ansonsten geht die Suche weiter. Schließlich geht es auch darum, wie viel von der innovativen Kohle tatsächlich verbraucht wird und ob sie sich tatsächlich nachhaltig rechnet. So oder so kann man mit Fug und Recht behaupten: Kernenergie einmal anders.