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In der Steiermark gibt es mit „Niceshops“ eine umweltfreundliche Amazon-Alternative

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Von: Christian Kisler

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Montage: Mitarbeiter:innen beim Befüllen von Paketen in der Lagerhalle von „Niceshops“, ein Fahrradkurier mit Paketen von „Niceshops“
Der steirische Onlinehändler „Niceshops“ ist arbeitnehmer:innenfreundlich, schaut auf den Klimaschutz und ist so die perfekte Amazon-Alternative. © Niceshops/JulianWallner/Veloblitz/BuzzFeed Austria

Der offiziell umweltfreundlichste Arbeitgeber im deutschsprachigen Raum hat seinen Sitz in der Steiermark. Der Online-Shop „Niceshops“ versendet 20.000 Pakete täglich an 1,3 Millionen Kund:innen in 17 Sprachen und ist eine ernstzunehmende Amazon-Alternative.

Wie so vieles fängt auch bei „Niceshops“ alles klein an. Der Bruder von Roland Fink ist Sportwissenschafter. So kommt Fink auf die Idee, aus dem Keller seiner Schwiegereltern in der Klause bei Bad Gleichenberg in der Steiermark Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen. Das ist 2006, und das Unternehmen hat den klingenden Namen „Vitalabo“. Ein Jahr später wird unter dem nicht minder klingenden Markennamen „EquusVitalis“ Pferdebedarf ins Sortiment aufgenommen.

Das Angebot wächst ständig, bis am 22. Dezember 2010 „Niceshops“ aus der Taufe gehoben wird. Heute betreibt der Onlinehändler mehr als 45 unterschiedliche Onlineshops in 17 Sprachen und bietet von Naturkosmetik und erlesenen Weinen über Wohn-Accessoires und Spielzeug bis hin zu E-Bikes im Retro-Look und 3D-Druckern fast alles an, was das Herz begehrt. Neben dem Hauptsitz im steirischen Saaz gibt es zusätzliche Standorte in Graz, Wien und dem deutschen Ulm.

„Niceshops“ ist die perfekte Amazon-Alternative

Nicht nur durch sein Angebot scheint „Niceshops“ wie erschaffen zu sein, um eine vernünftige Amazon-Alternative darzustellen. Das Unternehmen kümmert sich um seine mehr als 550 Mitarbeiter:innen, seien es gratis Frühstück und Mittagessen, geförderte Fitnessangebote, flexible Arbeitszeiten sowie Kinderbetreuung in den Sommermonaten. Ob der Beachvolleyballplatz und der Swimmingpool vor dem Hauptsitz in Saaz tatsächlich genutzt wird, sei dahingestellt, ein tolles Angebot ist es allemal. Das gibt es auch schriftlich: 2020 und 2021 wurde „Niceshops“ von der Arbeitgeber:innen-Bewertungsplattform „kununu“ und dem Magazin „Freundin“ zum familienfreundlichsten Handelsbetrieb in Österreich gekürt. Das macht dann den Unterschied zum Marktführer Amazon aus, der wegen der unterirdischen Bedingungen für seine Mitarbeiter:innen regelmäßig für schlechte Schlagzeilen sorgt.

Was gut für das Personal ist, kann auch als Seviceleistung an die Kund:innen weitergegeben werden. „‚Niceshops‘ ist der einzige Dienstleister in Mitteleuropa, der in fünf Märkten ‚Next-Day Delivery‘ im Standardversand anbietet. Das heißt, Kunden können in Rom, Berlin, Budapest, Ljubljana und natürlich auch in Wien bis Mittag bestellen und werden am nächsten Tag beliefert“, erklärt Thomas Karner von „Niceshops“. „In Graz, Wien, Linz und Salzburg werden Pakete von ‚Niceshops‘ bereits über Fahrradbotendienste CO2-neutral zugestellt.“

Seit 2018 ist „Niceshops“ völlig klimaneutral

Womit wir bei einem der Hauptargumente sind, die für „Niceshops“ sprechen. Seit 2018 ist das Onlinehandel- und E-Commerce-Unternehmen nämlich in all seinem Tun klimaneutral. Um das zu erreichen, setzt man auf mehrere Maßnahmen. Im Versand werden zu 99 Prozent umweltfreundliche und plastikfreie Materialien verwendet. „Die Pakete von ‚Niceshops‘ können durch ein besonderes Patent für Versand und Retouren ohne Klebeband wiederverwendet werden - eine Lösung, die mit dem österreichischen Staatspreis der Verpackungsindustrie ausgezeichnet wurde“, so Karner.

Im Betrieb wird zu 100 Prozent Ökostrom genutzt, wobei ein Drittel davon im Hauptsitz über die hauseigene Photovoltaikanlage produziert wird. Das Logistikzentrum in Saaz wiederum wird mit der Abwärme der Biogasanlage des benachbarten Landwirts beheizt. CO2-Emissionen werden auch dadurch vermieden, dass man ausschließlich auf E-Autos setzt und schon bei der Gestaltung der Gebäude darauf achtete, keine überschüssige Energie zu verpulvern. Fallen dennoch Abgase an, werden diese über ökosoziale Projekte kompensiert.

Konkret werden jene Emissionen, die sich im Jahr 2020 nicht vermeiden haben lassen, mit einem Wasseraufbereitungsprojekt in Bangladesch ausgeglichen. „In vielen Gebieten Bangladeschs ist Oberflächenwasser die Hauptwasserquelle. Weil dieses oft kontaminiert ist, muss es abgekocht werden. Das Verbrennen von Feuerholz hat jedoch viele negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt“, erläutert Karner. „Beim Abkochen wird in großen Mengen CO2 freigesetzt. Der Wald wird mehr und mehr abgeholzt. Die Last des Holzsammelns liegt bei den Frauen. Aufgrund der Rauchentwicklung in den Häusern haben vor allem Kinder Probleme mit den Atemwegen.“ Das ist die wenig erbauliche Ausgangslage.

„Niceshops“ mit „Helioz“ sorgen für sauberes Trinkwasser in Bangladesch

Um das Problem hintanzuhalten, hat „Niceshops“ mit „Helioz“ einen Projektpartner gefunden, der ein kostengünstiges, solarbetriebenes Gerät entwickelt hat. Mit diesem kann verunreinigtes Trinkwasser durch Sonnenlicht sicher sterilisiert werden. So haben durch schmutziges Wasser übertragene Krankheiten wie Cholera oder Polio keine Chance, außerdem werden mehr als 10.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart. „Derzeit profitieren mehr als 7.000 Haushalte mit rund 39.000 Menschen vom Projekt“, so Karner.

Unterm Strich bleibt „Niceshops“ natürlich ein Unternehmen, und als solches will es natürlich wachsen. Seit der Gründung 2010 sind die Umsätze durchschnittlich zwischen 40 und 70 Prozent pro Jahr gestiegen. Für 2020 konnte man die Umsatzgrenze von 100 Millionen Euro erstmals überschreiten. 2021 wurde noch eins drauf gesetzt und ein Umsatz von rund 150 Millionen Euro erzielt. Dass man dabei ein cooles Angebot, eine ausgeprägte soziale Ader und ein Herz für Klimaschutz hat, steht dem Erfolg nicht im Weg. Nötigt einem aber auf jeden Fall Respekt ab.

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